DVB-T

DVB-T2: Einführung von DVB-T-Nachfolger hierzulande ungewiss

Aufgrund Digitaler Dividende fehlen Frequenzen für DVB-T2
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Einführung von Nachfolger für DVB-T in Deutschland ungewiss Einführung von Nachfolger für DVB-T in Deutschland ungewiss
Bild: überallfernsehen.de
Die Einführung einer Nachfolgetechnologie von DVB-T beim digital-terrestrischen Antennenfernsehen könnte sich in Deutschland verzögern. Während etwa das Nachbarland Österreich bereits in Kürze zwei DVB-T2-Multiplexe ausschreiben will, droht die Einführung in Deutschland an zu wenig Frequenzen zu scheitern. Grund: Seit der letztjährigen Vergabe der Digitalen Dividende an den Mobilfunk ist das erfolgreiche Durchstarten in den Regelbetrieb im Jahr 2014 gefährdet. Denn nach dem Verlust von 72 Megahertz-Rundfunkfrequenzen fehlen die Kapazitäten zur Verbreitung von DVB-T2 zum Parallelbetrieb neben der alten DVB-T-Ausstrahlung.

Harter Umstieg auf DVB-T2 nicht gewünscht

Einführung von Nachfolger für DVB-T in Deutschland ungewiss Einführung von Nachfolger für DVB-T in Deutschland ungewiss
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So möchte der Vorsitzende der Produktions- und Technik-Kommission der ARD und WDR-Direktor Heinz-Joachim Weber derzeit "keine Aussage zu einem möglichen Start von DVB-T2 in den Regelbetrieb machen", da "eine Einführung des Standards DVB-T2 von zahlreichen ungeklärten Fragen begleitet ist. Noch wissen wir nicht, ob es dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk gelingt, das notwendige Frequenzspektrum für einen Simulcastbetrieb von DVB-T und DVB-T2 zu sichern", sagte er im aktuellen "Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk", das von den "mitteldeutschen" Landesmedienanstalten und vom Verein Digital Radio Mitteldeutschland [Link entfernt] heraus gegeben wird. In einen DVB-T2-Kanal passen mehr Sender als in einen herkömmlichen DVB-T-Kanal hinein. ARD und ZDF könnten somit ihr Programmangebot über die digitale Terrestrik weiter ausbauen, etwa durch zusätzliche Kanäle oder HDTV-Angebote. Die Endverbraucher benötigen allerdings neue Empfangsgeräte, daher lehnen ARD und ZDF einen harten Umstieg auf den bisher von DVB-T genutzten Frequenzen ab.

Eine Nachfrage bei der Bundesnetzagentur bestätigte, dass dort derzeit keine Frequenzen für DVB-T2 freigehalten werden. Auch könnten "aufgrund der bereits erfolgten Digitalisierung des Fernsehfunks keine weiteren analogen Angebote zu Gunsten von DVB-T2 freigeräumt werden", führt Behördensprecher René Henn im Meinungsbarometer weiter aus.

Konkrete Vorschläge, wo und wie in Zukunft DVB-T2 frequenztechnisch abzubilden ist, möchte auch Professor Reimers, einer der Väter von DVB-T2, zum jetzigen Zeitpunkt nicht machen. "Denn wir haben doch derzeit noch gar keine grundsätzliche Entscheidung für DVB-T2. Noch sind wir dabei, das System zu untersuchen und seine mögliche Einführung fachöffentlich zu diskutieren", sagte er im Meinungsbarometer. Für Reimers stehe zunächst auf der Tagesordnung, "einen nationalen Ansatz für das neue System zu finden und Vorschläge für eine Einführungsstrategie zu liefern". Dabei sei ihm völlig klar, dass die Öffentlich-Rechtlichen in einem Einführungsszenario für die neue Technologie "vorangehen müssen".

Optimismus herrscht jedoch bei den Privaten. Martin Deitenbeck, der als Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt gleichzeitig auch Vorsitzender der Technischen Konferenz der Landesmedienanstalten (TKLM) ist, sieht einen möglichen Startpunkt für DVB-T2 "mit dem Auslaufen der Verträge der privaten Veranstalter für DVB-T Ende 2014". Die Privaten könnten durch die effektivere und platzsparende Verbreitung Gelder einsparen, aber auch zusätzliche Modelle wie die Verbreitung zusätzlicher Pay-TV-Kanäle über DVB-T voran treiben.

ARD will DAB+-Netzausbau bis 2013

Positiver sieht es beim Thema Digital Radio aus: Bis Anfang 2013 will die ARD nach dem Start des bundesweiten Ensembles auch auf Länderebene die erste Phase des Netzausbaus für Digital Radio im neuen Modus DAB+ abgeschlossen haben. Wie berichtet haben die öffentlich-rechtlichen Sender neue Frequenzen für landesweite Multiplexe bei der Bundesnetzagentur beantragt. Auch Sender, die sich bislang beim digitalen Radio zurück gehalten haben wie der Hessische Rundfunk wollen künftig mitmischen. Dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte die ARD-Vorsitzende Monika Piel: "Die Zeitpläne und die Voraussetzungen für die Realisierung sind in den einzelnen Bundesländern sehr unterschiedlich". Inhaltlich gebe es aber großes Einvernehmen, auf welcher Grundlage das Radio der Zukunft funktionieren solle. "Dazu hat unsere Hörfunkkommission gerade Wünsche an die technische Standardisierung und damit an die Endgeräte-Industrie formuliert. Den kommerziellen Anbietern des bundesweiten Multiplexes haben wir gemeinsam eine intensive Zusammenarbeit angeboten", so Piel.

Die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hatte am 23. Februar die Freigabe der Projektmittel zur Digitalisierung des Hörfunks bestätigt. Damit kann die ARD in der Gebührenperiode bis 2012 wie beantragt 23,75 Millionen Euro und das Deutschlandradio 12 Millionen Euro auch für den bundes- und landesweiten Ausbau von Digital Radio (DAB/DAB+) verwenden.

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