Fernsehen

Streaming first: Disney schließt 18 TV-Sender

Einst zählte Fern­sehen zu den wich­tigsten Umsatz­brin­gern im Disney-Konzern. Damit ist es nun vorbei, allein in Asien schließt der Mickey Mouse-Konzern 18 Sender und konzen­triert sich auf Disney+. Ist auch Deutsch­land von der Stra­tegie betroffen?
Von Björn König

Bild: FX Networks "Mayans M.C." gehört zu den Hitserien von Disneys TV-Sender FX
Bild: FX Networks
Disney-Inhalte im Fern­sehen werden immer mehr zur Selten­heit. Der Mickey Mouse-Konzern setzt mitt­ler­weile ganz auf seinen eigenen Strea­ming-Dienst Disney+. Das hat entspre­chende Konse­quenzen für Geschäfts­partner und auch eigene Sender. In Groß­bri­tan­nien hat sich der Medi­enkon­zern bereits von weiten Teilen seines TV-Geschäfts getrennt, in Asien werden nun nach einem Bericht von Digital TV Europe insge­samt 18 Disney-Kanäle geschlossen. Betroffen sind auch Sender der Marke "FOX", welche durch die Über­nahme des Unter­hal­tungs­geschäfts von Rupert Murdochs News Corp. eben­falls zu Disney wech­selten.

TV-Geschäft verschwindet fast komplett

Bild: FX Networks "Mayans M.C." gehört zu den Hitserien von Disneys TV-Sender FX
Bild: FX Networks
Allein in Südost­asien und Hong­kong trennt sich Disney fast von seinem kompletten Pay-TV-Geschäft. Betroffen sind Kanäle wie der Disney Channel, FOX Crime, Star Movies China und Nat Geo People. Mit Nat Geo Wild, Nat Geo, Star Chinese Channel und Star Chinese Movies sollen ledig­lich vier Sender erhalten bleiben. Auf der anderen Seite will der US-Konzern jedoch sein Strea­ming-Angebot weiter ausbauen. So hatte man im asia­tischen Raum eine spezi­elle Version seines Strea­mers namens "Disney+ Hotstar" gestartet, welcher neben US-Content auch spezi­fische lokale Inhalte, wie Bolly­wood-Filme oder Cricket zeigt.

In Europa bekam vor allem Sky die neue Disney-Stra­tegie zu spüren. Prak­tisch alle bekannten Pay-TV-Sender des Konzerns sind mitt­ler­weile aus den Sky-Paketen verschwunden. Aller­dings ist der Free-TV-Sender "Disney Channel" zumin­dest in Deutsch­land nach wie vor auf Sendung. Daran wird sich aller Wahr­schein­lich­keit nach vorerst auch nichts ändern, so verwies Disney in der Vergan­gen­heit auf das hier­zulande tradi­tio­nell starke Free-TV- und Werbe­geschäft.

Was wird aus deut­schen FOX-Kanälen?

Zu FOX Networks gehören in Deutsch­land neben dem FOX Channel auch National Geogra­phic. Entspre­chende Inhalte sind beispiels­weise über Abopa­kete bei 1&1 oder Magenta TV der Deut­schen Telekom verfügbar. Es ist unklar, ob auch diese Sender lang­fristig schließen. Aller­dings wird zumin­dest auf der deut­schen Home­page von National Geogra­phic das Strea­ming-Angebot von Disney+ schon aktiv beworben. Das deutet darauf hin, dass man auch hier­zulande womög­lich eine ähnliche Stra­tegie fahren will.

Prin­zipiell ist diese Entwick­lung aber für Zuschauer nicht unbe­dingt von Nach­teil. Schließ­lich kann man bei SVoD-Inhalten jeder­zeit selbst entscheiden, was man gerne schauen möchte und ist deshalb nicht an die Programm­gestal­tung seines Pay-TV-Anbie­ters gebunden. Auch ist Disney+ mit 8,99 Euro im Monat sicher­lich auch güns­tiger, als früher so manches Pay-TV-Paket bei Sky. Der Bran­chen­primus aus Unter­föh­ring griff nämlich insbe­son­dere bei den Film-Paketen sehr gerne tief in die Tasche seiner Abon­nenten.

Eine Einschät­zung (von Björn König)

Für Disney gilt im Prinzip die gleiche Entwick­lung, wie für alle anderen Major Studios. Man setzt voll und ganz auf eine direkte Auswer­tung im SVoD-Geschäft. Lizenz­ver­träge und auch eigene TV-Sender spielen in dieser Stra­tegie nur noch eine unter­geord­nete Rolle. Lang­fristig ist also damit zu rechnen, dass Disney auch in Deutsch­land alle TV-Akti­vitäten einstellt und sich voll­ständig auf Disney+ konzen­triert.

Der Nach­teil für Zuschauer ist dabei aller­dings auch nicht von der Hand zu weisen: Wer künftig einen Block­buster oder eine Serie von Disney/Fox sehen will, kommt nicht mehr um ein Abo von Disney+ herum. Auf Alter­nativen wie Sky oder den frei empfang­baren Disney Channel sollte man nicht mehr setzen. Letz­teren versteht das Unter­nehmen auch wohl eher als ein werb­liches "Programm­fenster" für seinen Streamer. Ebenso werden bekannte Block­buster wie "Fluch der Karibik" in Zukunft noch seltener bei Dritt­sen­dern in der Prime­time laufen, mitunter aus diesem Grund setzen deut­sche Fern­seh­sender mitt­ler­weile auf eigene Programm­stra­tegien.

Kürz­lich hat Disney mit dem US-Studio Sony Pictures einen Auswer­tungs­ver­trag geschlossen.

Mehr zum Thema Streaming