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Relikt Sparvorwahl: Call by Call rückläufig, aber weiter wichtig

"Call by Call? Nutzt das noch jemand?" Fragen wie diese sind häufig zu hören, dabei gibt es durchaus noch einen relevanten und wichtigen Markt für diese Form des Sparens.
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Call by Call hat noch vergleichsweise viele Nutzer Call by Call hat noch vergleichsweise viele Nutzer
Foto: dpa
Achselzucken in der Konzernzentrale der Deutschen Telekom: "Keine Ahnung", heißt es auf Nachfrage. Dabei müsste es der Branchenriese eigentlich genauer wissen, wie es um das sogenannte Call by Call steht. Diese Billigvorwahlen, die mit den Ziffern 010 beginnen und jedes Mal der eigentlichen Rufnummer vorangestellt werden, haben es einst geschafft, die Telekom vom hohen Ross des Monopols in den Wettbewerb zu stoßen. 1998 waren sie die einzige Möglichkeit, die damals extrem hohen Minutenpreise der Telekom zu umgehen. Flatrates? Fehlanzeige! Das war vor fast 20 Jahren. Doch wer braucht diese Sparvorwahlen heute eigentlich noch?

Die Telekom selbst hatte nie wirklich Call by Call im Angebot. Zwar bot sie "abtrünnigen" Kunden eine Weile an, per 01033 für einzelne Gespräche ins Telekom-Netz zurück zu wechseln. Das gibt es schon lange nicht mehr. Bei Telefónica wird das Call by Call als "historisches Relikt" nur noch müde belächelt. Doch die Telekom ist als ehemaliger Monopolist nach wie vor verpflichtet, Call by Call zu ermöglichen. Auch wenn sie es damit nicht mehr ganz so genau nimmt, wie teltarif.de vor kurzem berichtete. Erstmals gibt es Telekom-Anschlüsse, die kein Call by Call mehr zulassen. Diese Leitungen kauft die Telekom von ihren Mitbewerbern ein. Zwar wäre technisch angeblich Call by Call möglich, doch es gibt keine entsprechenden Verträge zwischen den Anbietern, dieses auch anzubieten.

Call by Call ist die einfachste Lösung zu sparen

Call by Call hat noch vergleichsweise viele Nutzer Call by Call hat noch vergleichsweise viele Nutzer
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Vor allem bei Auslandsgesprächen sind solche Sparvorwahlen eine günstige Alternative. Kein Wunder, dass immer noch viele kleine Anbieter um die Gunst der Kundschaft buhlen. freenet, Tele2, 3U oder Ventelo, Prompt oder Callax sind die Firmen, die in diesem rückläufigen Geschäft immer noch Umsatz machen. Mit über 60 verschiedenen Vorwahlen, die zum Teil mehrfach bei einem Anbieter liegen, herrscht ein Tarifdschungel, der ohne Tarifrechner, -ratgeber und Tariftabellen kaum zu überschauen ist. Denn so schnell, wie die Tarife günstig werden, werden sie oft auch wieder teuer. Immerhin gibt es mittlerweile eine gesetzlich vorgeschriebene Tarifansage.

Kunden nutzten Call by Call entweder als preiswerte Alternative für einen Großteil ihrer Gespräche oder nur für spezielle Auslandsvorwahlen, die in den aktuellen Flatrates nicht eingeschlossen seien, heißt es beim Anbieter freenet. "Hier ist und bleibt Call by Call technisch und von der Abrechnung her die einfachste Lösung". Doch auch freenet räumt ein: "Das Geschäft ist rückläufig und kein strategisches Produkt mehr". Einige der eigenen Vor-Vorwahlen hatte das Unternehmen im vergangenen Jahr sogar verkauft.

Vodafone setzt noch auf Call by Call

Beim Düsseldorfer Telekommunikationskonzern Vodafone ist Call by Call keineswegs tot. Es ist vermutlich das einzige Produkt des Unternehmens, das im Internet noch unter dem alten Namen Arcor als Marke gepflegt und von Kunden genutzt wird. Doch mehr als ein kleines Zusatzgeschäft ist dieser Bereich kaum. Und Vodafone-Festnetzkunden können Call by Call ebenfalls nicht nutzen.

Messenger als Konkurrenz zu Call by Call

Bedrängt wird die Vorwahl für Sparfüchse vor allem durch das schnelle Internet und das verändertes Kommunikationsverhalten der Verbraucher. Texte via Mail, Whatsapp, Twitter, Facebook & Co laufen der Sprache den Rang ab. Zum Telefonieren, Surfen und Fernsehen buchen die Kunden Doppel- oder Dreifachpakete (Telefonieren, Surfen, TV) und abonnieren Auslandsoptionen dazu. Der Datenverkehr wird mehr und mehr zur Haupteinnahmequelle.

Unmissverständlich stellt die Bundesnetzagentur fest: "Die Gesprächsminuten sind seit Jahren rückläufig". Trotzdem - Call by Call hält sich hartnäckig. Vor allem die ältere Generation, aufgewachsen mit dem Telefon und dem Internet eher skeptisch zugewandt, halte an diesen Gewohnheiten fest. Diese Generation reagiert sehr sensibel, wenn die Preise in den Tariftabellen nicht stimmen, wie teltarif.de als Lieferant von Tabellen für Tageszeitungen weiß. Doch ganz vermeiden lassen sich vermeintliche Fehler nicht: Zwischen Drucklegung und Lesen einer Zeitung vergehen mehrere Stunden oder gar Tage, in denen sich die Tarife ändern können.

So viel wird noch über Call by Call telefoniert

Ganz verschwunden sind die Sparvorwahlen tatsächlich noch nicht: So registrierte die Bundesnetzagentur 2015 noch vier Milliarden Gesprächsminuten mit Sparvorwahlen, wobei rund 700 000 Kunden die Billigvorwahl fest eingestellt hatten. Das war ein Anteil von immerhin sechs Prozent am gesamten Gesprächsvolumen, das auf die Wettbewerber der Telekom entfiel. 2010 hatte das Gesprächsvolumen aber dreimal so hoch und bei einem Anteil von 13 Prozent gelegen.

Alle aktuellen Tarife für Gespräche in jedes Land der Welt bietet unser Tarifrechner für Call by Call an. Achten Sie bei der Nutzung jedoch darauf, ob Ihr Gesprächsziel ein Festnetzanschluss oder ein Handy ist. Die Tarife können sich massiv unterscheiden. Wer nach langfristig günstigen Tarifen sucht, findet Empfehlungen beim teltarif.de-Tarifsiegel. Und wenn Sie keinen Telekom-Anschluss mehr haben? Nutzen Sie doch Callthrough. Auch das geht ohne Anmeldung und erspart Ihnen die hohen Minutenpreise der Alternativanbieter. Alles Wissenswerte zu Callthrough haben wir für Sie zusammengestellt.

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