Initiative

NGMN: Mobilfunker machen Weg für neuen Datenturbo frei

Das Ziel: In drei Jahren mobiles Breitband mit doppelter VDSL-Datenrate
Von Björn Brodersen

"Die Strategie bei der Reservierung von Frequenzbereichen wird eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung eines existenzfähigen 'Mobile Ecsystems' auf nationaler, europaweiter und weltweiter Ebene spielen", betonten die Mitglieder der Initiative. Wegweisend wird ein Termin noch in diesem Jahr sein: die World Radio Conference (WRC-07) im November, auf der Vertreter von Industrie und Regierungen zusammenkommen. Hier werden sich die Mobilfunker konkret für eine gemeinsame Nutzung des Frequenzbereichs zwischen 470 und und 862 MHz durch Rundfunk- und Mobilfunkdiensteanbieter mit jeweils ausreichender Bandbreite sowie eine globale Hamonisierung bei der Reservierung von Frequenzbereichen - oder alternativ eine regionale bzw. gesamteuropäische Abstimmung - einsetzen. Außerdem soll im Frequenzbereich zwischen 3,4 und 4,9 GHz zusätzliche Bandbreite ermittelt und reserviert werden, damit die Anforderungen neuer bandbreitenintensiver Anwendungen in dicht besiedelten Gebieten erfüllt werden können.

Den konkreten Frequenzbedarf leitet der Branchenbund aus dem von der ITU erstellten IMT-Advanced-Konzept, in dem die Vision künftiger Mobilfunksysteme und -dienste formuliert wird, ab. NGMN soll großflächigen und mobilen Zugang zu Echtzeitdienste und Anwendungen wie Internet, Video-Streaming, Intranet, Mobile Payment sowie Peer-to-Peer-Diensten wie etwa File-Sharing zu festnetzangebotsähnlichen Preisen bieten. Die Bundesnetzagentur zweifelt, dass der Zeitplan der Initiative eingehalten werden könne. "Vor 2011 wird da nichts zu machen sein", sagte ein Sprecher gegenüber teltarif.de. Schließlich seien zu viele Stellen an dem Entscheidungsprozess beteiligt. Eine solche Frequenzuweisung müsste international abgestimmt, zudem müsste dem hierzulande vom Bundesministerium für Wirtschaft (BMW) und von den einzelnen Ländern zugestimmt werden.

Die geeignetste Technologie macht das Rennen

Welche der unter dem Oberbegriff 4G angesammelten Technologien die Nutzer am Ende einsetzen können, ist zurzeit noch völlig offen und hängt später vom Einzelfall ab. NGMN basiert wie andere zellulare Funktechnologien auf OFDM, die einzelnen Frequenzen werden dabei adaptiv vergeben: So erhält jeder Nutzer die für ihn am geeignetsten Frequenzen. Die NGMN-Initiative will "in dieser Frage keinen Glaubenskrieg führen", wie Lennertz auf der CeBIT erklärte. "Wer es am besten und wirtschaftlichsten machen kann, macht es." Am Schluss könnte auch ein Mix aus einigen wenigen Technologien das Rennen machen, beispielsweise ein niederfrequentes System zur Flächenabdeckung und ein hochfrequentes zur engmaschigen Versorgung in Ballungsräumen. NGMN beschreibe die Anforderungen, die erfüllt werden müssen, und verordne keine bestimmten Technologie, heißt es. Einige technologische Vergaben gibt es aber schon: So soll das neue Netz rein paketvermittelt (Englisch: Packet Switched, kurz PS) arbeiten. Eine Kombination aus paket- und leitungsvermittelten (Circuit Switched, kurz CS) Anteilen, wie derzeit bei 3G/UMTS der Fall, ist nicht mehr vorgesehen.

Die Initiative selbst will - so formuliert sie es ziemlich abstrakt - nur die Plattform für Innovationen bieten, indem sie die Entwicklung eines integrierten Netzwerks fördert, das die nahtlose Einführung mobiler Breitbanddienste ermöglicht. NGMN soll neben anderen Netzwerken bestehen und gleichzeitig die sanfte Migration von 2G- und 3G- Netzwerken auf die rein IP-basierte neue Netzwerkgeneration erleichtern. GSM und UMTS sollen zunächst weiterhin die Basis des Mobilfunks bilden. Laut den Mitgliedern der Initiative stelle NGMN "die nächste Stufe in der Entwicklung von aktuellen Anstrengungen der Industrie in den Bereichen HSDPA, HSUPA und EVDO" dar. Offen sei man aber auch für Systeme wie etwa WiMAX, WiBro oder HSOPA (High Speed OFDM Packet Access oder Super 3G).