Initiative

NGMN: Mobilfunker machen Weg für neuen Datenturbo frei

Das Ziel: In drei Jahren mobiles Breitband mit doppelter VDSL-Datenrate
Von Björn Brodersen

Horst Lennertz, Mitglied des Aufsichtsrates bei E-Plus, wies noch einmal auf die besondere Bedeutung des Projekts hin: "Dies ist ein riesiger Schritt - dass Sie hier dabei sind, werden Sie später noch einmal ihren Kindern erzählen", versprach er den anwesenden Journalisten und Analysten bei der CeBIT-Podiumsdiskussion der Initiative Next Generation Mobile Networks (NGMN) in Hannover. Die Gruppe von führenden Mobilfunkbetreibern will bis zum Jahr 2010 mobile Datenübertragungsraten von bis zu 100 MBit/s im Downstream für mehrere Nutzer gleichzeitig in einer Mobilfunkzelle anbieten. "Das ist zweimal VDSL über die Luftschnittstelle", ordnete Lennertz die Geschwindigkeit ein und versprach zugleich günstige Nutzungsgebühren: "Weil die dafür notwendige Technologie preiswert ist, werden wir mit Flatrates preislich unschlagbar sein."

Das Vorhaben des Branchenzusammenschlusses, dem neben Mobilfunkfirmen wie AT&T, China Mobile, NTT DoCoMo, Orange, Telecom Italia und Sprint sowie großen Ausrüstern wie Huawei, LG, Samsung und ZTE auch die vier deutschen Netzbetreiber T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2 angehören, ist in der Tat ambitioniert: In drei Jahren sollen kommerzielle Angebote verfügbare sein, die Datenübertragungsraten von bis zu 100 MBit/s im Downstream und bis zu 50 MBit/s im Upstream sowie Latenzzeiten von nur noch rund 10 Millisekunden erlauben. Zum Vergleich: In diesem Jahr wird an ausgesuchten Orten das mobile Surfen mit bis zu 7,2 MBit/s möglich sein.

Die dafür notwendige Technologie soll bereits verfügbar sein, an den bestehenden UMTS-Basisstationen müssten lediglich einige Komponenten ausgetauscht bzw. ergänzt werden. Die Anbieter müssten also nicht schon wieder in neue Technologie investieren. Gleichzeitig will die Initiative dafür sorgen, dass Quality of Service, die Sicherheit der Kommunikation, offene Schnittstellen und Transparenz bei den Patentrechten gewährleistet, die entsprechenden Endgeräte permanent online (Always-on), die verschiedenen Dienste über eine Rechnung abgerechnet und Seamless Handover zwischen verschiedenen Netztechnologien möglich sein werden. Und schließlich soll weltzweit ein umfassender Standard für die mobile Breitbandkommunikation der nächsten Gegenration erreicht werden, damit die Preise für Endgeräte niedrig gehalten und neue Dienste schneller an den Markt gebracht werden können.

Technischer Direktor Horn: "Es ist Zeit zu handeln"

"Unsere Vision ist es, die nächste Generation der Netze nicht nur zu nutzen sondern auch aufzubauen und zu betreiben", sagte Peter Meissner, Operating Officer der NGMN Limited, in Hannover. Die zusammenarbeitenden Unternehmen wollen die für den Mobilfunk über 3G hinaus geltenden Bedingungen formulieren und dafür sorgen, dass diese Anforderungen in entsprechende Standards umgesetzt werden. Vor allem aber will jedes einzelne Unternehmen das Geschäft mit der mobilen Breitbandkommunikation nicht verpassen und sich an der Spitze des Trends bewegen.

"Es ist Zeit zu handeln", betonte Joachim Horn, CTO T-Mobile International, auf der Podiumsdiskussion. "Der Bedarf der Nutzer an mobilen Datendiensten nimmt zu." Steige dieser zu schnell an, würden die Mobilfunknetzbetreiber mit der bestehenden UMTS-Netzinfrastruktur schnell an ihre Grenzen stoßen. "Wir wollen schneller am Markt sein als die Standardisierung", fügte E-Plus-Aufsichtsratsmitglied Lennertz hinzu. "IM Gegensatz zu UMTS, das von den Geräteherstellern vorangetrieben wurde, geben diesmal wir als Operator den Takt an und sagen, wo es langgeht." Der NGMN-Zeitplan sieht vor, dass im Sommer erste Endgeräte-Prototypen gestestet werden und Ende kommenden Jahres die Standardisierung abgeschlossen ist, im Jahr darauf erste Testsysteme bereitstehen und im Jahr 2010 der kommerzielle Startschuss durch einen beliebigen Mobilfunkbetreiber erfolgen kann.