Initiative

NGMN: Mobilfunker machen Weg für neuen Datenturbo frei

Das Ziel: In drei Jahren mobiles Breitband mit doppelter VDSL-Datenrate
Von Björn Brodersen

Dass vor allem Mobilfunknetzbetreiber und keine Gerätehersteller oder Netzwerkausrüster das NGMN-Projekt vorantreiben, kommt nicht von ungefähr, denn von der Umstellung der Mobilfunknetze zu IP-Netzen mit sitzungsbasiertem Datenverkehr (SIP) ist vor allem für die Zugangsanbieter attraktiv. Nicht nur können die Anbieter mit IPX wie bei der bisherigen Telefonie Sicherheit und Zuverlässigkeit der Dienste gewährleisten, sondern sie versprechen sich davon auch Kostenvorteile und bessere Kontrolle der angebotenen Services. So warnte Klaus Landefeld, Vorstand Infrastruktur des Verbands der deutschen Internetwirtschaft (eco), im Gespräch mit teltarif.de auch vor etwaigen Folgen für das offene Internet und die so genannte Netzneutralität, ein geschlossener IP-Backbone sei gegenläufig zum offenen Internet-Modell.

Den Mobilfunkfirmen geht es bei dem Aufbau der Netze der nächsten Generation und dem Kreieren besserer und neuer Dienste natürlich auch um das frühzeitige Sichern zukünftiger Pfründe. Man muss abwarten, wie die künftigen Geschäftsmodelle der Netzbetreiber und Diensteanbieter aussehen: Wird es einen offenen Internetzugang geben, oder werden - wie bei den Mobilportalen - nur bestimmte Angebote frei und mit garantierter Übertragungsqualität zugänglich oder inklusive sein bzw. andere Inhalte blockiert werden? Und sollte ausreichend Bandbreite nur gegen Bezahlung gewährleistet werden: Wer zahlt am Ende dafür, der Nutzer oder der Diensteanbieter? Eine weitere Frage, die noch nicht beantwortet ist, befasst sich mit kabelgebundenen Breitband-Internetanbindungen. Sehen die Mobilfunker das mobile Breitbandnetzwerk als Ersatz für oder als Ergänzung zu den bestehenden Breitbandkabel-Anbindungen?

Noch haben die Mobilfunkfirmen und Hersteller auch nicht genauer erklärt, welchen Mehrwert das neue Netzangebot den Kunden bieten soll, beispielsweise in Form von neuen attraktiven Diensten. Mobile Internetnutzung mit mehr Geschwindigkeit bot auch schon das teure UMTS-Netz, trotzdem verhielten sich die Nutzer hierbei zunächst zurückhaltend und beginnen erst jetzt mit sinkenden Nutzungspreisen, die mobilen Datendienste mehr in Anspruch zu nehmen. Die NGMN-Mitglieder haben jetzt jedenfalls die Erwartungen geweckt, dass es schon in absehbarer Zeit nicht nur wesentlich schneller sondern auch überall im Bundesgebiet und noch günstiger gehen soll. Zugleich soll der Nutzer durch weiter entwickelte Handsets "always on" sein, dafür müssen die Geräte jedoch auch entsprechend lange Betriebszeiten bieten können. An diesen eigenen Vorgaben werden sich die beteiligten Firmen in einigen Jahren messen lassen müssen.