Umfrage

Jeder zweite DSL-Kunde will seinen Provider wechseln

Doch die Provider setzen auf immer längere Vertragslaufzeiten
Von Björn Brodersen

Der deutsche Breitbandmarkt ist ordentlich in Bewegung. Während die große Mehrheit der Haushalte noch nicht einmal über einen DSL-Anschluss verfügt und der Markt von einer Sättigung weit entfernt ist, sind viele der DSL-Nutzer schon wieder bereit, ihren Anbieter zu wechseln. Nach einer von Chip Xonio Online durchgeführten Umfrage unter den eigenen Lesern wollen 38,9 Prozent derjenigen, die noch keinen DSL-Anschluss haben, einen solchen in den kommenden zwölf Monaten bestellen. Jeder Zweite der knapp 7 800 befragten DSL-Kunden dagegen gab an, im selben Zeitraum seinen Anbieter wechseln zu wollen. Für 71 Prozent der Wechselwilligen sind günstigere Preise der Konkurrenz der Grund für einen Neuvertrag.

85,1 Prozent der Befragten nutzen einen Flatrate-Tarif, im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 52 Prozent. Überraschend ist diese Zahl nicht: Ausschlaggebend dürften hierfür die stark gefallenen Preise für die Pauschalzugänge sein, durch die sich für viele Nutzer Zeit- oder Volumentarife nicht mehr rechnen. Für ihren Internetzugang geben 29,5 Prozent der Umfrage-Teilnehmer zwischen 25 und 30 Euro im Monat aus, weitere 31,1 Prozent liegen sogar darüber.

Gleichzeitig gaben 37,1 Prozent der Befragten an, bereits über das Internet zu telefonieren (VoIP). 54 Prozent davon nutzen diese Möglichkeit nach eigenen Angaben mehrmals täglich. Ganz auf VoIP setzen mögen die Internetnutzer allerdings wohl nicht: So klagte beispielsweise in einem Gespräch mit der teltarif.de-Redaktion der Provider Tiscali, wie schwer es sei, potenzielle Kunden in Frankfurt am Main davon zu überzeugen, dass sie ihren Telefonanschluss der Telekom jetzt kündigen können. Tiscali bietet dort seit einiger Zeit einen reinen DSL-Anschluss mit bis zu 16 MBit/s im Downstream an.

Umfrageteilnehmer mögen den Provider 1&1

Die beliebtesten DSL-Anbieter unter den Umfrageteilnehmern sind 1&1 mit 26,4 Prozent und T-Online mit 25,2 Prozent der Nennungen, gefolgt von Arcor mit 12,3 Prozent und der T-Online-Tochter Congster mit 5,2 Prozent. Auf den Rängen Fünf bis Sieben folgen die DSL-Reseller freenet, GMX, AOL und der Vollanschluss-Anbieter Versatel. Versatel allerdings ist nicht in allen Regionen verfügbar, nach eigenen Angaben gewinnt das Unternehmen im eigenen Anschlussgebiet jeden dritten DSL-Neukunden. Insgesamt gibt es in Deutschland zurzeit mehr als zehn Millionen DSL-Anschlüsse, jeder vierte davon stammt von einem alternativen Anbieter.

Der Breitband-Report 2006 steht in Auszügen im Internet zum Download [Link entfernt] bereit. Repräsentativ für den Gesamtmarkt dürfte das Umfrageergebnis nicht sein, da Leser von Online-Magazinen, die regelmäßig Im Netz unterwegs sind, oftmals aufgeschlossener gegenüber neuen Internet-Technologien sein dürften als andere Menschen.

Provider schieben der Wechselbereitschaft einen Riegel vor

Inzwischen versuchen die Internetprovider allerdings, mit immer günstigeren Flatrate-Angeboten und Bereitstellungs-Aktionen neue Kunden von den eigenen Produkten zu überzeugen und gleichzeitig der Wechselbereitschaft der Kunden einen Riegel vorzuschieben. Inzwischen hat beispielsweise der Provider GMX die erste, über die gesamte Vertragslaufzeit kostenlose DSL-Flatrate auf den Markt gebracht. Solche Angebote rechnen sich nur, wenn der Provider über einen längeren Zeitraum die bislang preislich unveränderten DSL-Anschlussentgelte einnimmt. Neuverträge können deshalb in immer mehr Fällen nur noch mit einer 24-Monatslaufzeit abgeschlossen werden.