unerwünscht

Editorial: "Teure" Rücksendung ist am Schluss dennoch günstiger

Fernabsatzgesetz in der Kritik
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Wie berichtet sind nicht alle Juristen glücklich über das gestzliche Widerrufsrecht beim Fernabsatz: Da viele Waren wieder zurückgesendet würden, erhöhten sich die Kosten der Händler. Diese würden letztendlich auf die Endverbraucher umgelegt, die dadurch höhere Preise zahlen müssten.

Doch was ist die Alternative? Ohne die derzeitigen Regelungen wären die Verbraucher erst mal nicht berechtigt, per Internet oder Telefon irrtümlich bestellte Ware zurückzugeben. Wer die Produktbeschreibung falsch versteht, hat schnell statt einem echten Netzwerkkabel nur ein "WLAN-Kabel" (eine Tüte voll Luft) bestellt, für die der Händler auf Bezahlung besteht. Je zweideutiger nun die Produktbeschreibung ist, desto höher wird am Ende die Rücksendequote. Die Händler haben somit ein Interesse an klar verständlichen Beschreibungen. Das ist ein Vorteil für alle Verbraucher.

Ein paar Adressdaten in ein Online-Formular getippt - und schon bekommt Lieschen Müller einen Computer samt Monitor per Nachnahme geliefert, den sie nie bestellt hatte. Dank Rückgaberecht ist die Sache für sie aber bereits an der Haustür erledigt: Ein kurzer Hinweis an den Paketboten, dass sie nichts bestellt hat, und die Ware geht postwendend an den Versandhandel zurück. Kommt solcher Schabernack gehäuft vor, wird sich der Händler dagegen schützen müssen. Doch er hat dafür im Zweifelsfall auch mehr Möglichkeiten als der durchschittliche Endverbraucher.

Trotz der Kosten für die Abwicklung der Rücksendungen sind viele Online-Händler derzeit billiger als der klassische Handel im Ladengeschäft. Denn an anderer Stelle wird kräftig gespart: Der Online-Händler braucht weniger Personal als der klassische Handel, die Miete ist günstiger, und Diebe (bzw. Einbrecher) nehmen auch seltener unbezahlt was mit. Abgesehen davon boten die großen Versandhäuser auch schon vor der Einführung der gesetzlichen Regelung ein umfassendes Rückgaberecht. Ein Kleid mag im Katalog oder im Internet schick aussehen; ob es aber auch der Käuferin steht, lässt sich erst nach einem Blick in den Spiegel sicher entscheiden.