3G

UMTS: Im Ausland läuft's schon

In Europa hat Hutchison Whampoa die Nase vorn
Von Volker Schäfer

Nachdem wir gestern an dieser Stelle über den bevorstehenden Vermarktungsstart der neuen UMTS-Mobilfunknetze in Deutschland berichtet haben, blicken wir heute auf das europäische Ausland, wo es den neuen Standard für die mobile Kommunikation zum Teil bereits seit einigen Monaten gibt. Vorreiter in Bezug auf UMTS ist vor allem Hutchison Whampoa, das sich in zahlreichen Ländern 3G-Mobilfunklizenzen gesichert hat.

Das Unternehmen vermarktet seine Dienstleistungen unter dem Namen "3" und hat UMTS-Netze in Europa bislang unter anderem in Italien, Großbritannien, Österreich und Schweden gestartet. Dabei ist "3" bislang vor allem in Italien erfolgreich, während sich in Österreich bislang nur einige tausend Freaks für einen Umstieg zu UMTS begeistern konnten.

UMTS-Boom in Italien

Der Erfolg in Italien ist nicht verwunderlich, wenn man sich die dortige Mobilfunklandschaft vor Augen hält. Die drei etablierten Netzbetreiber Telecom Italia Mobile, Vodafone One und Wind erfreuen sich großer Beliebtheit. Die Netze sind nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Land hoffnungslos überlastet, so dass es oft fast unmöglich ist, eine freie Leitung zu bekommen. Da kommt ein neues, noch nicht von vielen Kunden "überflutetes" Netz gerade Geschäftskunden natürlich sehr gelegen.

Dazu kommt, dass 3 in Italien die Telefone inzwischen auch zu sehr günstigen Konditionen anbietet. Kostete im Frühjahr, zum Netzstart, das NEC e606 noch stolze 800 Euro, so bekommt man heute zum Teil zwei Geräte zusammen für weniger als die Hälfte dieses Preises. Oft beinhalten solche Pakete sogar noch Freiminuten.

3G auf Prepaid-Basis

Eine weitere Besonderheit in Italien ist, dass es UMTS hier sogar auf Prepaid-Basis gibt. Der Abschluss eines Laufzeitvertrags ist nicht erforderlich, um zum Beispiel Videotelefonate zu führen. Dass es ausgerechnet südlich des Brennerpasses schon jetzt UMTS mit Wertkarten gibt, verwundert nicht. In Italien nutzt die überwiegende Mehrheit der Handyfans Prepaidkarten und keine Laufzeitverträge.

In Großbritannien, wo 3 mit der Vermarktung schon im Frühjahr startete, scheitete der Erfolg zunächst daran, dass keine Endgeräte vorhanden waren. Statt wie geplant im April waren erst Ende Mai bzw. im Juni die ersten UMTS-Handys von NEC und Motorola verfügbar - und auch nur in sehr kleinen Stückzahlen und zu Preisen von weit über 500 Euro.

Handys mit Vertrag kostenlos

Erst im Sommer änderte "3" seine Strategie. Inzwischen waren Handys verfügbar, doch niemand wollte sie haben. Nun verschenkte der Netzbetreiber die Geräte an Kunden, die einen Vertrag im Business-Tarif abgeschlossen haben.

Die gleiche Strategie wählte die Hutchison Whampoa-Tochter auch in Österreich. Gleichzeitig senkte 3 in einigen Tarifen den Preis für eine Gesprächsminute auf 0,4 Cent - durchaus für viele Kunden ein Argument für einen Wechsel zu dem Mobilfunk-Newcomer.

Fünf Netze in Österreich

Österreich nimmt allerdings auch eine Besonderheit auf dem europäischen Mobilfunkmarkt ein. A1, der Marktführer unter den Handynetzanbietern in der Alpenrepublik, gestattete seinen Kunden schon Ende 2002 den Zugriff auf das neue Netz. Damit war das Unternehmen Vorreiter in ganz Europa.

Natürlich hatte diese Möglichkeit der Nutzung der 3G-Technologie zunächst nur symbolischen und theoretischen Charakter, denn selbst im Frühjahr 2003, als A1 und "3" fast zeitgleich den offiziellen Start in die Mobilfunk-Zukunft einläuteten, waren UMTS-Handys fast nicht zu bekommen.

Österreich war nicht nur das erste Land mit UMTS-Diensten für Endverbraucher, sondern auch der erste Staat mit fünf kommerziell vermarkteten 3G-Netzen. Nach A1 und "3" ging vor kurzem auch T-Mobile Austria an den Start. Zum Jahresende starten nun noch One und tele.ring die Vermarktung.

Aufgegeben hat dagegen - wie schon vor gut einem Jahr in Deutschland - die spanische Telefonica. Das Unternehmen hat seine Tochterfirma 3G Mobile Telecommunications GmbH an A1 verkauft und zieht sich somit vom österreichischen Markt zurück.

Technische Probleme beim International Roaming

Auch kleinere Netzbetreiber sind bereits mit UMTS in der Luft. Tango Luxemburg, ein Tochterunternehmen von Tele 2, hat sogar schon erste Roamingabkommen für UMTS abgeschlossen. Bei Tests der teltarif.de-Redaktion klappte das Einbuchen und Telefonieren mit Tango-Karte im österreichischen A1-Netz einwandfrei.

Erstaunlich ist, dass die bereits bestehenden UMTS-Netze weniger den schnellen Internet-Zugang, sondern vor allem zahlreiche Multimedia-Dienste vermarkten. Im Vordergrund steht die Videotelefonie, die aber noch nicht von allen UMTS-Telefonen unterstützt wird. Ansonsten werden Downloads von Logos, Klingeltönen, Bildern oder kurzen Videosequenzen angeboten. Diese Services wären allerdings auch auf Basis der GSM/GPRS-Netze realisierbar. Einziger Vorteil von UMTS sind hier die schnelleren Downloads.

Mit entscheidend dafür, was von der Mobilfunktechnik der dritten Generation zu erwarten ist, sind natürlich die zur Verfügung stehenden Endgeräte. Darüber, welche Handys es derzeit gibt und was vom Gerätemarkt in Zukunft zu erwarten ist, berichten wir morgen im dritten Teil unseres UMTS-Specials.