VoIP

USA: Telekom-Unternehmen forcieren Internet-Telefonie

In Deutschland wird VoIP vorerst Nischenprodukt bleiben
Von Marie-Anne Winter

Telefonieren übers Internet steht in den USA vor dem Durchbruch, das berichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). In der vergangenen Woche sollen sowohl der Telekomkonzern AT&T als auch der Kabelnetzbetreiber Time Warner Cable angekündigt haben, dass sie ihre Angebote für Endkunden im nächsten Jahr ausbauen wollen.

In den USA wanderten die Kunden wegen der zunehmenden Ausstattung mit schnellen Internet-Anschlüssen vermehrt zu kleinen Betreibern ab, die Telefonie über Internet anbieten. Solche Unternehmen verzeichneten bis zu einer Viertelmillion Kunden für Voice over IP (VoIP), wie die Telefonie per Internet bezeichnet wird. Dadurch würden die klassischen Telefonnetzbetreiber zum Handeln gezwungen.

Die kleinen Anbieter wie Vonage, Net2phone oder das neue Projekt Skype von Kazaa-Entwickler Niklas Zennström können dabei auch von einem Fortschritt der Technik profitieren. Diese sei zwar noch nicht perfekt, aber gut genug, um die Kunden zum Telefonieren ins Internet zu locken. Die Lösungen seien dabei durchaus unterschiedlich: So verkauft Vonage Adapter, die das normale Telefon mit dem Internet verbinden. Net2phone und Skype dagegen setzten auf Software-Lösungen für den heimischen Rechner. Weil diese Unternehmen die klassischen Telefonnetze umgehen, können sie Fern- und Auslandsgespräche auf dem Niveau von Ortsnetztarifen anbieten.

Deshalb gehen die US-Telefongesellschaften nun in die Offensive. Auch die regionalen Gesellschaften wie SBC, Qwest oder Verizon wollen nun Voice-over-IP-Angebote starten. Weiterhin arbeitet Time Warner Cable mit den AT&T-Konkurrenten MCI und Sprint zusammen, so dass sich alle wichtigen US-amerikanischen Telekomkonzerne ein Stück vom erwarteten VoIP-Kuchen sichern.

Langsamer Einstieg in Europa

In Großbritannien will die BT Group Kunden zurückgewinnen, die sich mit ihrer Fernseh-, Internet- und Telefonanbindung bereits aus dem klassischen Telefonnetz verabschiedet haben. Seit vergangener Woche verkauft BT ein Paket an Kunden der Kabelnetzbetreiber NTL [Link entfernt] und Telewest [Link entfernt] .

In Deutschland bietet der Internetanbieter QSC seit Angang November mit QSC-IPfonie als erstes deutsches Unternehmen Internet-Telefonie an. QSC stellt zwar eine positiven Resonanz auf das Angebot fest, hält die Technik insgesamt noch für ein Nischenprodukt. Auch die Hamburger broadnet mediascape hat mittlerweile ein Kombi-Produkt mit VoIP im Angebot. Vorteil dieser Lösung ist, dass man mit dataHighways phone ein IP-Telefon bekommt, mit dem man unabhängig vom Betrieb des PC telefonieren kann. Insgesamt sind die Gesprächspreise zwar niedrig, für Ferngespräche werden jeweils 2,5 Cent pro Minute in der Haupt- und 1,5 Cent in der Nebenzeit berechnet, in die Mobilnetze wird es etwas teurer (QSC 18,9 Cent pro Minute, bei broadnet sogar 33,9 cent pro Minute). Dafür fallen aber insgesamt relativ hohe Grundgebühren für den Breitband-Zugang zum Internet an und auch die langen Vertragslaufzeiten machen die neuen Angebote noch nicht wirklich attraktiv. Anders herum: Das Telefonieren ist in Deutschland insgesamt so günstig geworden, dass die IP-Telefonie nicht so viel günstiger sein kann, dass deshalb massenhaft Menschen zum Telefonieren ins Internet abwandern würden.

Folglich wartet die Deutsche Telekom erst einmal ab. Die FTD zitiert den Telekom-Bereichsleiter der Festnetzsparte Roland Kittel: "Ein reines Voice-over-IP-Angebot ist für die Telekom nicht sinnvoll, denn wir haben ein modernes, gut ausgebautes Telefonnetz. Für VoIP müssten wir zusätzlich investieren, ohne unseren Kunden etwas besseres anbieten zu können." Auch seien die Kabelnetze noch nicht so weit ausgebaut, dass die Telekom von dort ernsthaft Konkurrenz bekäme.

Und nicht zu vergessen: Für eine brauchbare Sprachqualität bei der Internet-Telefonie braucht man eine DSL-Verbindung. Zwar nimmt die Anzahl der Breitbandzugänge in Deutschland stetig zu, von einem flächendeckenden Angebot ist man hierzulande aber noch weit entfernt. Und auch die Tatsache, dass immer mehr Gespräche über das Handy abgewickelt werden, spricht nicht für einen schnellen Siegeszug der Internettelefonie. Im Gegenteil sieht es eher so aus, als ob es irgendwann zu einem Durchbruch in der mobilen VoIP-Telefonie kommen könnte.

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