kein kostenlos mehr

Internet: Die guten Zeiten sind bald vorbei

Für viele Internetdienste wird der Kunde bald zahlen müssen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die Zeiten, in denen im Internet fast alles kostenlos war, sind nach Ansicht von Experten bald vorbei. In Zukunft würden die Portale im weltweiten Netz ihren Umsatz zunehmend mehren, indem sie die Kunden für einzelne Dienste oder Inhalte zur Kasse bäten, sagte der Geschäftsführer von Yahoo! Deutschland, Peter Würtenberger, am Dienstag auf der Internet World in Berlin.

"Wir müssen uns verabschieden von der Vorstellung, dass künftig alles umsonst sein wird." Die Palette der kostenpflichtigen Dienste fange bei Auktionen, aufwändigen Informationen und Klingeltönen an und reiche über die kostenpflichtige Aufnahme in Internetverzeichnisse bis zum Telefonieren über das Netz.

Neu ist diese Forderung nicht, vor einigen Wochen hatte schon der Chef von T-Online, Thomas Holtrop, festgestellt, dass man von der Kostenlos-Kulter im Internet weg müsse, ansonsten würde ein Anbieter nach dem anderen pleite machen - wobei auch Branchenreise T-Online keine Ausnahme ist. Nachdem die Zugangsgebühren für das Internet in den vergangenen Jahren drastisch in den Keller gegangen sind und sich die Einnahmequelle Online-Werbung nicht annähernd so entwickelt hat, wie in der Anfangseuphorie angenommen wurde, setzt die Branche jetzt auf neue Einnahmequellen. Große Kundenstämme, die vorher mit kostenlosem Service aufgebaut werden mussten, sollen jetzt zur Kasse gebeten werden. "Wenn jeder zehnte Kunde von Yahoo eine Mark zahlen würde, kämen schon Millionen zusammen", sagte Würtenberger, der von August an das Internetportal bild.de leiten wird.

Die neuen UMTS-Handys etwa sollen mit einer kleinen Kamera ausgestattet werden. Wer seinen Freunden statt Postkarte künftig einen kleinen Video-Gruß schicken will, wird dafür zur Kasse gebeten. Mit der Umwandlung von der Musiktauschbörse Napster etwa wird auch das Herunterladen von kostenpflichtiger Musik Alltag.

Die Branche setzt auf kleine Beträge, die jeder für ein nettes Logo oder einen Rocksong zu zahlen bereit ist. Wichtig sind dafür die richtigen Abrechnungssysteme. Das so genannte Micro-Payment hat sich zu einem zukunftsträchtigen Geschäftsbereich entwickelt, für den Unternehmen wie FIRSTGATE Internet, ClickPay oder paybox an Lösungen arbeiten.

Dabei steht das mobile Internet im Zentrum des Interesses, denn mit den Standards GPRS und UMTS wird der Kunde nicht mehr nach Zeit, sondern nur noch die heruntergeladenen Datenmengen zahlen. Abgerechnet werden kann über die Telefonrechnung oder per Kontoabbuchung. Das reicht aber vielen noch nicht. "Die Banken müssen sich jetzt auch auf einen Internet-Zahlungsstandard einigen", forderte Würtenberger.