Kooperationen

UMTS: Viag Interkom und E-Plus wollen zusammenarbeiten

Lizenzinhaber wollen Kosten senken
Von AFP / Marie-Anne Winter

Die Telefonfirmen E-Plus und Viag Interkom haben ihre Forderung nach einer Kooperation beim Aufbau der deutschen UMTS-Mobilfunknetze bekräftigt. Beide Unternehmen erklärten am Freitag gegenüber AFP, sie seien weiter an einer gemeinsamen Nutzung von Netzteilen mit anderen Unternehmen interessiert. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" gingen bei der Bonner Regulierungsbehörde bereits konkrete Vorschläge ein, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte. Demnach könnten zwei Betreiber entweder auf einer Antenne über zwei verschiedene Frequenzen funken oder - vor allem in ländlichen Regionen - Abkommen schließen, die es ihren Kunden erlaubten, über das Netz eines Konkurrenten zu telefonieren. Damit könnten die Firmen zumindest in der Anfangsphase des Netzaufbaus Kosten sparen. Die Frage der Kooperationen ist hoch umstritten und birgt erhebliche rechtliche Risiken.

"Wir sind sehr an einer gemeinsamen Nutzung der UMTS-Netze interessiert", sagte eine E-Plus-Sprecherin. Auch VIAG Interkom bestätigte Gespräche mit anderen Netzbetreibern. Beide Firmen wollten aber zunächst nicht bestätigen, dass sie sich mit einem Ersuchen für konkrete Kooperationen bereits an die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post gerichtet haben. Die Bonner Behörde wird sich nach AFP-Informationen voraussichtlich Anfang Juni zu den Eingaben äußern.

Experten schätzen die Kosten für den UMTS-Netzaufbau auf bis zu zehn Milliarden Mark (5,1 Milliarden Euro) pro Anbieter. Sie addieren sich zu den Ausgaben für die im vergangenen Sommer ersteigerten Lizenzen, die sich pro Bieter auf mehr als 16 Milliarden Mark (8,2 Milliarden Euro) beliefen. Viele Telekom-Firmen sind schon jetzt hoch verschuldet und müssen nach Meinung von Experten eine mehrjährige Durststrecke überwinden, bis sich Gewinne aus dem UMTS-Engagement erzielen lassen. Mit Kooperationen erhoffen sich die Firmen Einsparungen zwischen 20 und 40 Prozent bei den Netzen, die das volle Spektrum multimedialer Anwendungen vom mobilen Surfen im Internet bis zu Videoübertragungen per Handy möglich machen.

Um eine mögliche Zusammenarbeit zwischen UMTS-Firmen tobt seit Monaten eine heftige Auseinandersetzung. UMTS-Betreiber, die keine Kooperation anstreben und komplette eigene Netze aufbauen wollen, könnten dies als nachträglichen Verstoß gegen die Lizenzbedingungen verstehen. Auch Firmen, die sich wegen der absehbaren hohen Kosten gar nicht erst um die Lizenzen bemüht haben oder während der Versteigerung ausgestiegen sind, könnten ihre Rechte verletzt sehen und klagen. Bei der Auktion im vergangenen Sommer warf unter anderem die Telefonfirma debitel das Handtuch. Lizenzen erhielten neben VIAG Interkom und e-plus die Deutsche Telekom, D2 Vodafone, MobilCom sowie die Group 3G aus der spanischen Telefónica und der finnischen Sonera. Der Großteil der Betreiber hat angekündigt, Ende 2002 oder Anfang 2003 mit UMTS in Deutschland an den Start zu gehen.