Probleme

Impfzertifikate in der Apotheke weiter­hin nicht erhältlich

Eigent­lich sollten Apotheken schon Anfang der Woche wieder digi­tale Impf­zer­tifi­kate ausstellen können. Derzeit gibt es aber noch keine Lösung.
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Digi­tale Impf­zer­tifi­kate gibt es eigent­lich schon seit Mitte Juni in fast jeder Apotheke. Der Service musste unter­bro­chen werden, nachdem eine Sicher­heits­lücke gefunden wurde. Eigent­lich wollten die Apotheken schon Anfang dieser Woche erneut die QR-Codes ausstellen, die mit der CovPass-App, der Corona-Warn-App oder der Luca-App einge­scannt werden können.

Anders als vorge­sehen können die Apotheken den Dienst nach wie vor nicht anbieten, wie die ABDA - Bundes­ver­eini­gung Deut­scher Apothe­ker­ver­bände e.V. mitteilte. Der Deut­sche Apothe­ker­ver­band (DAV) und das Bundes­gesund­heits­minis­terium arbeiten laut ABDA zusammen mit der Gematik, IBM und dem Robert Koch-Institut mit "Hoch­druck an einer tech­nischen Lösung".

Wann es wieder möglich sein wird, "auf sicherem Weg" digi­tale Impf­zer­tifi­kate in der Apotheke auszu­stellen, wurde nicht mitge­teilt. Erste Tests seien aber bereits in Vorbe­rei­tung. Bis es soweit ist, müssen Inter­essenten sich gege­benen­falls an die Impf­zen­tren oder Arzt­praxen wenden, um an die QR-Codes zu gelangen.


Restart

Covid-19: Ab heute wieder Impfzertifikate in Apotheken

Weil zwei IT-Spezia­listen zeigten, wie relativ "einfach" Impf­zer­tifi­kate für Fanta­sie­per­sonen erstellt werden könnten, wurde das Portal des Apothe­ker­ver­bandes abge­schaltet und über­prüft. Heute startet es wieder.
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Apotheken sollen verschreibungspflichtige Medikamente abgeben und Patienten beraten. Jetzt stellen sie auch (wieder) Impf-Zertifikate aus. Apotheken sollen verschreibungspflichtige Medikamente abgeben und Patienten beraten. Jetzt stellen sie auch (wieder) Impf-Zertifikate aus.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Viel Häme und Spott hatte die vorüber­gehende Abschal­tung des Zerti­fikate-Portals des Deut­schen Apothe­ker­ver­bandes ausge­löst. Gegen Vorlage eines Impf­passes können Apotheken gegen Covid-19 geimpften Personen einen digi­talen Impf­nach­weis mit QR-Code ausstellen, den man in die Corona-Warn-App (CWA) oder in die CovPass App einlesen kann. Diese QR-Codes erlauben dann den Zutritt zu Veran­stal­tungen ohne aktu­ellen Test und können die Basis für Reisen ins Ausland bilden.

System geknackt

Apotheken sollen verschreibungspflichtige Medikamente abgeben und Patienten beraten. Jetzt stellen sie auch (wieder) Impf-Zertifikate aus. Apotheken sollen verschreibungspflichtige Medikamente abgeben und Patienten beraten. Jetzt stellen sie auch (wieder) Impf-Zertifikate aus.
Foto: Picture-Alliance / dpa
Zwei IT-Spezia­listen war es relativ einfach gelungen, eine nicht exis­tie­rende "Fake Apotheke" mit dem schönen Namen "Sonnen­apo­theke" in diesem Portal anzu­melden und danach einer nicht exis­tie­renden Fanta­sie­person ein "gültiges" Zerti­fikat auszu­stellen. Das Wirt­schafts­magazin Handels­blatt hatte darüber berichtet.

Grund­sätz­liche Schwä­chen?

Da im Deut­schen Apothe­ker­ver­band nicht alle Apotheken Mitglied sind, war ein "Gast­zugang" für solche Apotheken errichtet worden. Kritiker werfen dem Verband vor, bei einer Erst-Anmel­dung keine Plau­sibi­litäts­prü­fung (z.B. durch Daten­prü­fung oder wenigs­tens ein Anruf bei der antrags­stel­lenden Apotheke oder den Versand der Frei­schal­tungs­unter­lagen per Post) und eine Absi­che­rung des Logins durch ein Zwei­faktor-System vorzu­nehmen.

Zwar wurde die Gematik-ID (Kennung für medi­zini­sche Teil­nehmer wie Ärzte, Apotheker etc.) abge­fragt, doch konnte man in dem Portal offenbar belie­bige Ziffern eintragen, wenn nur die Gesamt­länge stimmte.

So soll es weiter gehen

Am Freitag erklärten der Deut­sche Apothe­ker­ver­band (DAV) und das Bundes­gesund­heits­minis­terium in einem gemein­samen State­ment, wie es mit der Ausstel­lung von Impf­zer­tifi­katen weiter­geht:

"Aufgrund eines Hinweises auf eine poten­tielle Schwach­stelle beim Zugang zum Webportal des Deut­schen Apothe­ker­ver­bands (DAV) wurde die Ausstel­lung von Impf­zer­tifi­katen über dieses Webportal vorüber­gehend deak­tiviert. Poten­tiell betroffen sind nur die wenigen hundert Apotheken, die nicht Mitglied des DAV sind. Alle erteilten Zugänge werden bereits über­prüft und veri­fiziert. Nach aktu­ellem Kennt­nis­stand ist es zu keinem Betrug bei der Erstel­lung von Impf­zer­tifi­katen gekommen.

Ein solcher wäre im Übrigen eine Straftat. Alle Apotheken, die dies wünschen, erhalten in der nächsten Woche schritt­weise wieder Zugriff auf das DAV-Portal, so dass sie auch wieder Impf­zer­tifi­kate ausstellen können. DAV, IBM (Soft­ware und Hard­ware­kon­zern), Gematik und BMG (Minis­terium) arbeiten zudem gemeinsam daran, die Sicher­heit bei der Ausstel­lung von Impf­zer­tifi­katen durch eine Einbin­dung dieses Prozesses in die sichere Tele­matikin­fra­struktur insge­samt noch weiter zu erhöhen."

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Die Häme und Kritik an Politik, Verwal­tung und hier den Apotheken ist riesen­groß. Der Sprung vom analogen ins digi­tale Zeit­alter geht nicht ohne Schmerzen. Digi­tale Analpha­beten kennen viele Regeln und Begriffe nicht und finden es schon lästig, dass man für jeden Dienst ein eigenes Login mit einem eigenen möglichst kompli­zierten Pass­wort brau­chen soll. Aber statt mit den Fingern auf den Staat zu zeigen ("das müssten die doch wissen"), einfach mal im Fami­lien- und Bekann­ten­kreis umschauen und dort mit der Aus- und Weiter­bil­dung anfangen.

Wohl­gemerkt, auch wenn es viele gewaltig nervt: Dieser Virus exis­tiert und wird uns weiter begleiten. Einfach zu warten, bis es "vorbei" ist, um danach genauso unge­bremst wie vorher Partys zu feiern, wird nie mehr funk­tio­nieren. Der Virus hat die Digi­tali­sie­rung in einem Maße beschleu­nigt, wie es selbst Opti­misten vorher nie für möglich gehalten hätten.

Nicht jeder Hack ist ein Hack oder doch?

Update: Die Ausgabe von Zerti­fikaten ist wieder ange­laufen. Noch haben nicht alle Apotheken auf das "neue" System Zugriff.

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