Neues 5G-Smartphone: Darauf sollten Sie beim Kauf achten
Im Sommer 2019 sind die 5G-Netze von Vodafone und der Deutschen Telekom gestartet. Gut ein Jahr später hat auch o2 den neuen Netzstandard eingeläutet. Parallel zum Netzstart wurden auch erste Smartphones angeboten, die neben GSM, UMTS und LTE auch den 5G-Standard unterstützen. Zu den ersten 5G-Handys auf dem deutschen Markt zählten damals das Samsung Galaxy S10 5G und das Huawei Mate 20X 5G.
Doch die Geräte der ersten Generation sind von der technischen Entwicklung schon überholt worden und selbst viele 5G-Handys, die im vergangenen Jahr verkauft wurden, ermöglichen die Nutzung des neuen Mobilfunkstandards nur zum Teil. Im nachfolgenden Text lesen Sie, worauf Sie beim Kauf eines 5G-Smartphones achten sollten und welcher Unsicherheitsfaktor dennoch besteht.
Diesen Nachteil haben die 5G-Handys der ersten Generation
Die Entscheidung für oder gegen ein 5G-Smartphone ist nicht leicht
Foto: teltarif.de
Samsung Galaxy S10 5G und Huawei Mate 20X 5G sind fast zwei Jahre alt. Die Smartphones bekommen nach wie vor Software-Updates und das Huawei-Modell bietet im Gegensatz zu neueren Handhelds des Herstellers den Vorteil, auch Google-Dienste an Bord zu haben. Vor allem das Samsung-Modell ist mittlerweile für unter 600 Euro und somit recht günstig zu bekommen. Doch macht man damit wirklich ein Schnäppchen?
Das Smartphone unterstützt GSM, UMTS und LTE in vollem Umfang. 5G beherrscht es nur im Frequenzbereich um 3500 MHz. Das ist das Spektrum, in dem die ersten Netze der neuen Generation gefunkt haben und in dem besonders hohe Internet-Geschwindigkeiten möglich sind. Allerdings ist die technische Reichweite einer Basisstation auf derart hohen Frequenzen physikalisch bedingt stark begrenzt. Der Netzausbau erfolgt weitgehend nur in Großstädten und auch dort nicht überall.
Das ist 5G DSS
Wenn Telekom und Vodafone heute von einem großflächigen 5G-Ausbau sprechen, meinen die Konzerne damit die 5G-DSS-Technologie. Auf Frequenzen im Bereich zwischen 700 und 2100 MHz wird 5G parallel zu LTE veranstaltet - mit höherer Reichweite für die Basisstationen, aber aufgrund nur eingeschränkt verfügbarem Frequenzspektrum aber auch geringerem Datendurchsatz.
Das Problem: 5G-Smartphones der ersten Generation unterstützen diese Technik nicht. Wer also beispielsweise ein Samsung Galaxy S10 5G oder ein Huawei Mate 20X 5G besitzt, kann zwar den neuen Netzstandard an den wenigen Hotspots nutzen, wo dieser ausgebaut ist. In allen anderen Regionen sieht man aber maximal das LTE-Symbol im Handy-Display - auch dann, wenn das 5G-Netz eigentlich technisch verfügbar wäre.
5G-Handys der zweiten Generation: DSS unvollständig
Die im vergangenen Jahr veröffentlichten Smartphones können auch mit 5G auf niedrigeren Frequenzen umgehen. Viele Geräte unterstützen aber nicht alle von Telekom und Vodafone eingesetzten Netzkonfigurationen. o2 verwendet 5G DSS noch nicht. Telefónica hat aber bereits angekündigt, für den Ausbau des neuen Netzstandards in die Fläche ebenfalls diese von den Mitbewerbern bereits eingesetzte Technik zu verwenden.
Smartphones wie das Samsung Galaxy S20 Ultra und das Apple iPhone 12 Pro Max haben den Nachteil, dass sie die Kombination der LTE-Ankerzelle (die von 5G in der aktuell verbreiteten Variante zwingend benötigt wird) und von 5G in benachbarten Frequenzbereichen nicht beherrschen. Sprich: Wenn der LTE-Träger auf 1800 MHz liegt und 5G auf 2100 MHz funkt, können die Geräte 5G nicht nutzen. Liegt der "LTE-Anker" hingegen auf 800 MHz und somit weiter von der 5G-Frequenz entfernt, dann klappt auch das Einbuchen in den neuen Netzstandard.
Die Netzkonfiguration soll es richten
Die 5G-Handys der ersten Generation sind nicht DSS-kompatibel
Fotos: Huawei/teltarif.de, Logo Huawei, Montage: teltarif.de
Wo immer es technisch möglich ist, will zumindest die Deutsche Telekom ihre Netzkonfiguration so anpassen, dass die 5G-Nutzung dennoch möglich ist - etwa durch eine LTE-Ankerzelle auf 800 MHz, obwohl für 4G eigentlich der 1800-MHz-Bereich genutzt wird. Wer 5G in vollem Umfang nutzen möchte, sollte dennoch gleich ein Smartphone kaufen, dass alle aktuell denkbaren Netzkonfigurationen beherrscht.
Im vergangenen Jahr konnte beispielsweise das Huawei P40 Pro schon das komplette, in Deutschland aktuell verfügbare 5G-Netz abbilden. Das OnePlus 8T kann dies ebenfalls, während OnePlus 8 und 8 Pro dafür noch nicht geeignet waren. Auch die aktuellen Samsung-Smartphones der Galaxy-S21-Serie unterstützen 5G komplett.
Netzbetreiber nimmt Hersteller in Schutz
Nun könnte man den Smartphone-Herstellern vorwerfen, die Geräte bewusst technisch zu beschränken, sodass die Kunden immer wieder neue Smartphones kaufen müssen, wenn sie das 5G-Netz in vollem Umfang nutzen möchten. Die Pressestelle der Deutschen Telekom nahm die Hersteller aber in Schutz und merkte an, dass etwa die von vielen Handys nicht beherrschte Kombination aus LTE-Anker auf 1800 MHz und 5G auf 2100 MHz erst im Frühjahr 2020 spezifiziert wurde.
Als der Standard feststand, war die Galaxy-S20-Reihe von Samsung längst auf dem Markt. Die Entwicklung vieler weiterer Smartphones war längst abgeschlossen. So gesehen war es nachvollziehbar - wenn auch ärgerlich -, dass selbst im Herbst 2020 veröffentlichte Flaggschiff-Handys wie das Samsung Galaxy Z Fold 2 oder das Apple iPhone 12 Pro Max noch Defizite bei der 5G-Unterstützung aufweisen.
Importgeräte: Schnäppchen oder Risiko?
Zwar wird auch in Deutschland die Auswahl verfügbarer 5G-Smartphones immer größer. Auch Angebote für weniger als 300 Euro finden sich mittlerweile. Dennoch wünscht sich der eine oder andere Interessent vielleicht ausgerechnet ein Gerät, das es hierzulande nicht gibt. In solchen Fällen könnte man sich einen Händler suchen, der das Wunschmodell auch nach Deutschland liefert.
Das Beispiel des Xiaomi Mi Mix 3 5G zeigt, dass man bei Importen echte Schnäppchen bekommen kann. Bis zu 1,6 GBit/s in entsprechend ausgebauten Regionen sind schon eine Hausnummer - auch wenn das Smartphone zu den 5G-Handhelds der ersten Generation gehört, die 5G DSS noch nicht beherrschen. Aus der gleichen Zeit stammt auch das Oppo Reno 5G, das unter anderem in der Schweiz verkauft wurde. Mit deutschen SIM-Karten zeigte dieses Smartphone im Test nicht einmal die 5G-Menüs an, geschweige denn war der neue Netzstandard nutzbar.
Der Kauf eines Importgeräts kann somit eine Chance sein, genau das Smartphone zu bekommen, das man sich gewünscht hat und das in Deutschland nicht verfügbar ist. Es birgt aber auch das Risiko, dass der 5G-Standard mit deutschen SIM-Karten nicht genutzt werden kann. Ebenfalls denkbar ist, dass das Gerät die hierzulande üblichen 5G-Frequenzen bzw. Netzkonfigurationen nicht beherrscht.
Kaufen oder warten?
Nur wenige aktuelle Smartphones unterstützen die Netze in vollem Umfang
Fotos: teltarif.de/OnePlus/Samsung, Logos: Anbieter, Montage: teltarif.de
Die Frage, ob man jetzt ein 5G-Smartphone kaufen oder besser noch warten sollte, lässt sich nicht so einfach beantworten. Wer ohnehin eine Neuanschaffung plant, kann zuschlagen, sollte aber darauf achten, dass es sich um ein Gerät handelt, dass die LTE/5G-Frequenzkombinationen der deutschen Netzbetreiber auch in vollem Umfang unterstützt.
Problem: Selbst die Datenblätter der Geräte-Hersteller sind diesbezüglich wenig aussagekräftig und so rührig wie die Telekom sind die anderen Netzbetreiber bezüglich der Informationen über die Kompatibilität der Endgeräte zum eigenen 5G-Netz leider nicht. Oft bleibt nur die Möglichkeit, sich auf Erfahrungsberichte zu verlassen oder selbst Tests durchzuführen. Alternativ kann man natürlich auch bewusst in Kauf nehmen, 5G nur teilweise nutzen zu können.
Große Unbekannte: 5G-SA
Die große Unbekannte ist derzeit vor allem die in den kommenden Jahren anstehende Einführung der "echten" 5G-Netze, die "standalone" und nicht nur Huckepack über das LTE-Netz als Anker funktionieren. Der 5G-SA-Standard wird unter anderem dafür sorgen, dass wir neben hohen Übertragungsgeschwindigkeiten auch die für den neuen Netzstandard versprochenen niedrigen Latenzzeiten sehen werden.
Welche der aktuell im Markt befindlichen 5G-Smartphones - möglicherweise nach einem Software-Update - auch die 5G-SA-Netze in Deutschland unterstützen werden, ist derzeit noch unklar. Als weitere Neuerung kommen auf uns in Zukunft möglicherweise 5G-Netze auf mmWave-Frequenzen zu. Das iPhone 12 unterstützt diese nur in der in den USA verkauften Version. Die für Europa bestimmten Geräte sind auf "Sub 6 GHz", also die Frequenzen unterhalb von 6 GHz begrenzt. Die Entwicklung wird demnach auch in den kommenden Jahren dynamisch bleiben - und vermutlich bleibt es auch dabei, dass so manches Smartphone schon technisch veraltet ist, wenn es auf den Markt kommt.
In einer Übersicht finden Sie aktuelle Smartphones, die den 5G-Mobilfunk unterstützen.