zurechtgestutzt

mp3 heißt seit 15 Jahren mp3

Die Geschichte des berühmten Kompressionsverfahrens
Von Lars Hessling

Kurze, einprägsame Bezeichnungen tragen häufig zum Erfolg eines Produktes bei. Dies trifft auch auf das weltweit bekannte Kürzel "mp3" zu, welches vor rund 15 Jahren ein Umfrage unter Mitarbeitern des Fraunhofer-Instituts gewann. Der Erfolg gab den Umfrageteilnehmern recht, denn mp3 ist heute ein Synonym für kleine Dateien mit musikalischem Inhalt. Die eigentliche Bezeichnung des schon 1992 zur Marktreife gebrachten Kompressionsverfahrens "ISO MPEG Audio Layer 3" hätte sich hingegen mit Sicherheit nicht so schnell ins Gedächtnis vieler Computernutzer gebrannt.

mp3 verzichtet auf nicht hörbare Bestandteile

Eine junge Frau hört mp3-Dateien. Der mobile Musikgenuss wurde auch auf dem Handy erst durch mp3-Dateien möglich.
Foto: Vodafone
Das mp3-Format stutzt Musik auf etwa ein Zehntel der Größe, die sie auf einer Audio-CD hätte. Das Verfahren bildet im Wesentlichen die Teile des akkustischen Spektrums nicht ab, die Menschen ohnehin gar nicht oder kaum hören können, wodurch das Datenvolumen sinkt. Trotz der geringen Größe von mp3-Dateien begründet sich der Erfolg des Formats vor allem auf der rasanten Steigerung der Datenübertragungsraten und günstigen Flatrates bei Internetzugängen. Der Download einer 3 MB großen mp3-Datei dauerte mit einem 33.6-Baud-Modem noch über zwölf Minuten, auf eine unkomprimierte 30 MB-Datei hätte der Nutzer zwei Stunden warten müssen. Heute sind mit den üblichen Übertragungsraten von 16 MBit/s und dem mp3-Format lediglich wenige Sekunden nötig, bis der Musikgenuss beginnen kann.

mp3-Software und kommerzielle Musik

Ursprünglich entwickelte das Fraunhofer-Institut das mp3-Format für Radiosender. Diese konnten zuvor große Audiodateien nur über teure Standleitungen übertragen. Mit mp3-Dateien reicht hingegen eine einfache ISDN-Leitung aus. Auch große, festplattengestützte Musikarchive ganz ohne CDs wurden so möglich. Neben Geräten für den professionellen Bereich wollte Fraunhofer auch mit der Software, die für die Erstellung von mp3-Dateien nötig ist, Geld verdienen. Ein Teil der dem Kompressionsverfahren zugrunde liegenden Verfahren ist patentbehaftet, weshalb unter anderem viele Linux-Distributionen nicht mit einem mp3-Codec ausgeliefert werden. Die Fraunhofer-Anwendung erwarb allerdings ein australischer Student mit gefälschten Kreditkartendaten und stellte sie ins Internet. Die schnelle Verbreitung der Software sorgte innerhalb kürzester Zeit für eine schier endlose Anzahl an mp3-Dateien.

Tauschbörsen, mp3-Player, Handys und Ogg-Vorbis

Viele Musikstücke landeten alsbald in Tauschbörsen – wie heute noch teils unter Verletzung von Urheberrechten. Als Pionier darf die urspüngliche Napster-Plattform gelten, die 2001 ihren Höhepunkt erreichte und noch im selben Jahr abgeschaltet wurde. Das Portal fand aber schnell Nachfolger wie Kazaa, Gnutella oder eDonkey. Die Musikindustrie verstand erst spät, dass mp3-Dateien die Art des Musikkonsums revolutionierten: Die Kombination aus geringer Dateigröße und schneller Internetverbindung bringt Musik ganz ohne Gang in den Plattenladen, mit viel genauerer Titelauswahl und sofort zum Konsumenten. Mit dieser Erkenntnis startete die Musikindustrie selbst legale mp3-Download-Plattformen. Viele der Dienste verlangten ihren Kunden allerdings zunächst mit Digital Rights Management (DRM) einige Restriktionen ab. Dazu gehört beispielsweise, dass die Musik nur auf bestimmten Geräten abgespielt werden oder nicht gebrannt werden darf. Erst später verzichteten einige Anbieter wieder auf DRM.

Die große Verbreitung von mp3-Dateien auf den Computern ermöglichte auch den Siegeszug mobiler MP3-Player, die viele Nutzer heute bereits durch multifunktionale Handys oder Smartphones ersetzen. Inzwischen existieren diverse Alternativformate, die als effizienter gelten und bei besserer Komprimierung einen geringeren Qualitätsverlust bieten. Ein Beispiel ist das laut den Entwicklern patentfrei gehaltene Ogg-Vorbis, welches bei niedrigen und mittleren Datenraten eine bessere Qualität als mp3 aufweisen soll.

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