Aufs Ohr

Musik aus dem Netz: Verdrängt Streaming CDs und MP3s?

Die Deutschen hängen an der CD - iTunes oder Spotify zum Trotz. Doch auch Musik-Streaming wird immer beliebter. Das Wachstum dieser Dienste ist rasant und dürfte sich noch weiter be­schleunigen. Doch wie wirkt sich der Trend auf die Künstler aus? Und wie entwickelt sich die Musik­branche in den Schwellen­ländern?
Von Jennifer Buchholz mit Material von dpa

Die Einnahmen aus Aufführungsrechten - generiert von Rundfunk-Stationen, Internet-Radio und Veranstaltungen - sind ebenfalls stark angestiegen. Diese haben im vergangenen Jahr erstmals die Grenze von 1 Milliarde US-Dollar (1,1 Milliarde Dollar) überschritten. Das bedeutet einen Anstieg von 19 Prozent und somit eine Verdoppelung des Vorjahreswerts.

Auch durch die Erschließung der Schwellenländer erhoffen sich die großen Plattenfirmen einen starken Umsatzzuwachs. Signifikant sind dabei die Musikmärkte in Argentinien, Peru, Südafrika und Venezuela. Zudem sollen neue Arten von Abonnements den Streaming-Markt erobern: So wird derzeit beispielsweise in Brasilien ein Prepaid-Abo-Modell fürs Musik-Streaming getestet.

Deutsche Unternehmen setzen auf digitale Musik

Mit dem Smartphone und einer Musik-Flat kann jederzeit überall Musik gehört werden Mit dem Smartphone und einer Musik-Flat kann jederzeit überall Musik gehört werden
Bild: dpa
Wie die RTL Group baut auch etwa der TV-Konzern ProSiebenSat.1 das eigene Digitalgeschäft kräftig aus. Das Ziel: Unabhängiger vom klassischer TV-Werbung zu werden. Die Münchner haben dabei auch den Video- und Musikmarkt im Blick. Vor rund einem Jahr brachte ProSiebenSat.1 mit Ampya einen eigenen Streaming-Dienst an den Start. Inzwischen hat die Sendergruppe umgesteuert und will seinen Musik-Streaming-Dienst mit Hilfe des französischen Dienst Deezer voran bringen. Ziel ist es, weltweiter Markt­führer für Musik-Streaming zu werden, so der TV-Konzern.

Mit iTunes und dem iPod hatte bereits Apple das Musikgeschäft umgekrempelt. Doch im Streaming-Geschäft hat der US-Konzern bisher wenig zu bieten. Vor allem das dürfte der Grund sein, aus dem Apple 3 Milliarden Dollar auf den Tisch legte, um die Musik-Firma Beats zu kaufen. Zwar ist der Streaming-Dienst mit gerade einmal 250 000 Nutzern klein, aber das Know-how ist für Apple wertvoll. Für den Vorreiter Napster ist es der Beweis für den Durchbruch der Dienste. "Dies ist ein wichtiger Wendepunkt, der noch mehr Menschen die Möglichkeit gibt, jeden beliebigen Titel unabhängig von Ort und Zeitpunkt zu hören", sagte Napster-Manager Thorsten Schliesche jüngst zum Beats-Kauf. Spotify, das Paradebeispiel für die Streaming-Angebote, hat zehn Millionen zahlenden Kunden sowie 30 Millionen weitere, die den Dienst gratis mit Werbung nutzen.

Was bedeutet dies für die Künstler?

Die große Frage ist, was der Aufstieg der neuen Dienste am Ende für die Künstler bedeuten wird. Musiker wie "Talking Heads"-Frontmann David Byrne oder Thom Yorke von Spotify kritisieren die niedrigen Erlöse bei Spotify und Co. Wenn sogar die beiden Mitglieder der Band Daft Punk für fast 105 Millionen Abrufe ihres Songs "Get Lucky" nur rund 13 000 Dollar jeder bekämen - wie soll da ein weniger erfolgreicher Musik überleben, kritisieren sie. Die Anbieter kontern, der Grund für solche Summen sei auch der hohe Anteil der Musik-Konzerne an den Erlösen. Außerdem sichere das Modell den Künstlern einen dauerhaften Strom von Einnahmen statt einmaliger Zahlungen.

In einer Übersicht haben wir die aktuellen Musik-Streaming-Dienste in einem Vergleich gegenüber gestellt.

Mehr zum Thema Musik