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Retro-Test: Musik-Handy Sony CMD-MZ5

Die Anfänge der Musik-Handys
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Das Wichtigste: Der Musikplayer

Ein Musikhandy mit Vollausstattung: Das Sony CMD MZ5 mit Kopfhörer. Ein Musikhandy mit Vollausstattung: Das Sony CMD MZ5 mit Kopfhörer.
Bild: Sony
Im Vordergrund steht beim MZ5 eindeutig der Musikplayer. Mit den MP3-Playern und Smartphones der heutigen Generation haben die Musikfunktionen des MZ5 aber kaum etwas gemein. Denn: Es ist nicht möglich, die Speicherkarte in den Kartenleser eines PCs zu schieben und dann Musikdateien zu übertragen. Um mit dem MZ5 Musik genießen zu können, muss das MZ5 mit dem mitgelieferten optischen Digitalkabel oder einem optionalen Analog-Kabel an eine Stereoanlage angeschlossen werden. Anschließend kann das MZ5 die Musik aufnehmen - wie früher, als viele Musikfans Radiosendungen mitschnitten. Für die Aufnahme stehen drei Qualitätsstufen zur Verfügung: 66kpbs (LP), 105 kbps (SP) und 132 kbps (EX). Die Aufnahmequalität geht auf allen drei Stufen in Ordnung, es empfiehlt sich aber zumindest SP. Im LP-Modus kann das MZ5 bis zu zwei Stunden Musik auf dem mitgelieferten Memory-Stick speichern.

Der Memory-Stick beinhaltet eine Besonderheit, denn das MZ5 nutzt als eines der wenigen Geräte überhaupt die Magic-Gate-Funktion. Mitgeliefert wird ein Stick mit 64 MB Platz, maximal unterstützt das MZ5 128 MB. Während der Aufnahme kann das MZ5 die einzelnen Tracks automatisch erkennen, eine Benennung muss aber manuell erfolgen. Als Aufzeichnungsformat setzt das Gerät auf Sonys eigenes Format ATRAC, das auch die Mini-Disc-Player verwenden.

Zusätze: Funktionen an allen Ecken und Enden

Bis auf GPRS und Datenfunktionen wie Infrarot oder Bluetooth bringt das MZ5 eine ganze Menge an weiterer Ausstattung mit. Eines der Highlights sind die Sprachmemos. Sie können bis zu 20 Sekunden lang sein und entweder Notizen des Nutzers oder Anrufe wie eine Mailbox, also als integrierter Anrufbeantworter, aufzeichnen. Letztere Möglichkeit bot auch das Z5, was allerdings bei den Netzbetreibern aufgrund der wegfallenden Einnahmen durch Mailbox-Anrufe wenig beliebt war. Beim Z5-Nachfolger, dem Z7, ließ Sony diese Funktion daher weg.

Für sportlich Aktive bot Sony eine robuste Tasche an. Für sportlich Aktive bot Sony eine robuste Tasche an.
Bild: teltarif.de
Interessant ist auch der umfangreiche Kalender, den Sony als "Zeitplan" bezeichnet. Er erlaubt das Anlegen von 500 Terminen, die über kleine Symbole verschiedenen Kategorien zugeordnet werden können und sich mit Erinnerungen versehen lassen. Kontakte lassen sich beim MZ5 direkt im Telefonbuch speichern, so dass jeder Eintrag bis zu drei Telefonnummern und zwei frei belegbare Felder für Notizen oder Adressen enthalten kann. Außerdem können die Kontakte in Gruppen eingeteilt werden.

Für die kurze Beschäftigung zwischendurch installiert Sony vier Spiele, mit dabei zum Beispiel Angeln und Golf. Über den "MS Viewer" lassen sich Bitmap- und Textdateien, die zuvor aufs Gerät übertragen wurden, anzeigen. Auch einen vollwertigen Browser sowie einen E-Mail-Clienten hat das MZ5 an Bord. Um diese beiden Funktionen nutzen zu können, ist aber eine Internet-Einwahl per CSD nötig, da die GPRS-Daten-Unterstützung fehlt. Der Browser kann neben mobilen WAP-Seiten auch normale Webseiten darstellen, läuft aber aufgrund des langsamen CSD-Zugangs sehr zäh.

Die Konkurrenz schlief nicht

Musikstücke müssen erst auf das Sony CMD MZ5 übertragen werden. Das Handy nimmt dabei die Musikstücke auf und kann keine MP3s direkt abspielen. Musikstücke müssen erst auf das Sony CMD MZ5 übertragen werden. Das Handy nimmt dabei die Musikstücke auf und kann keine MP3s direkt abspielen.
Bild: Sony, Foto: teltarif.de
Kurz vor Sony hatte schon Siemens mit dem SL45 ein Musik-Handy auf den Markt gebracht, dass sich aber, ähnlich wie das MZ5, nicht weit verbreiten konnte. Zwei Argumente sprachen aus heutiger Sicht gegen Musik-Handys zum damaligen Zeitpunkt: Zum einen setzen sich erst wenige Jahre später MP3-Handys durch, die dann aber das direkte Kopieren von Musikdateien aufs Gerät oder auf die Speichkarte erlaubten und das Überspielen überflüssig machten. Zum anderen hatten die Musik-Handys der Jahre 2001 und 2002 äußerst stolze Preise: Siemens rief für sein SL45 ohne Vertrag 1 149 DM auf, Sony fürs MZ5 gar 2 000 DM.

Insgesamt war das Sony CMD-MZ5 ein gelungenes Handy, das in vielen Bereichen seiner Zeit voraus war, dafür aber auch Lücken bei der Datenausstattung aufwies. Problematisch war auch die Verwendung der Magic-Gate-Technologie, die illegale Kopien verhindern sollte sowie der unterdimensionierte Akku, der bei Musikgenuss maximal einen Tag überstand. Mit dem W800i begab sich Sony Ericsson im Jahr 2005 wieder in die Musikecke - und etablierte die erfolgreiche Walkman-Serie auf dem Handymarkt. Seit dem Smartphone-Boom taugt nahezu jedes Gerät als MP3-Player, klassische Musik-Handys sind spätestens seit diesem Zeitpunkt "ausgestorben".

Heute ist das MZ5 ein echtes Sammlerstück und daher selbst bei Internet-Auktionshäusern nur noch selten zu bekommen. Der Autor dieses Artikels hat das Gerät 2003 für 150 Euro bei Ebay erworben. Für ein gut erhaltenes MZ5 dürfte der Preis heute deutlich höher liegen.

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