Phishing-Prozess

Computerbetrug: Phishing-Bande kommt in Berlin vor Gericht

1,2 Millionen Euro von fremden Bankkonten abgehoben
Von mit Material von dpa

Phishing-Bande kommt in Berlin vor Gericht Phishing-Bande kommt in Berlin vor Gericht
Bild: teltarif.de
Mehr als eine Million Euro soll eine Bande von Internetbetrügern bundesweit von Bankkonten hunderter Kunden abgeräumt haben. An diesem Dienstag beginnt vor dem Berliner Landgericht ein Großverfahren gegen den mutmaßlichen Chef der Gruppe, seinen Stellvertreter und sieben weitere Männer.

In ihrer 227 Seiten umfassenden Anklageschrift wirft die Berliner Staatsanwaltschaft den Männern bandenmäßigen Computerbetrug in mehr als 1 000 Fällen vor. Von November 2009 bis September 2010 sollen Konten von Bankkunden um rund 1,2 Millionen Euro geplündert worden sein.

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Über Phishing soll sich die Bande im Internet Zugang zu fremden Konten erschlichen haben. Mit den Daten der Bankkunden sollen sogenannte Finanzagenten bei Banken eigene Konten eröffnet, Gelder abgehoben und auf Konten der Betrüger umgeleitet haben. Dieser Personenkreis soll speziell für die betrügerischen Machenschaften angeheuert worden sein.

Der mutmaßliche Bandenchef soll nach Angaben von Gerichtssprecher Tobias Kaehne Ort, Zeit und Höhe der Abhebungen bestimmt haben. Ein ebenfalls 33-jähriger Angeklagter wurde als Stellvertreter ermittelt. Die übrigen Männer sollen zumeist Finanzagenten auf der Straße angeheuert und bei Geldabhebungen begleitet haben, erklärte der Sprecher.

Die Angeklagten im Alter von 33 bis 50 Jahren haben nach Angaben von Kaehne bisher die Aussage verweigert. Der Fall sei ins Rollen gekommen, nachdem ein Verdächtiger ausgepackt habe. Der Mann gilt als Kronzeuge. Insgesamt sind 387 Zeugen in dem bis August terminierten Prozess benannt. Mit einer Ausnahme sitzen die Männer in Untersuchungshaft.

Seit Bankkunden ihre Geldangelegenheiten über das Internet abwickeln, wurden immer wieder Fälle von Phishing bekannt. Der Begriff ist ein Kunstwort, der sich aus dem englischen "fishing" (Fischen) herleitet. Meist per E-Mail werden gefälschte Nachrichten versendet. Internetnutzer, zum Beispiel Bankkunden, werden aufgefordert, ihre Zugangsdaten preiszugeben.

In einer anderen E-Mail-Masche beziehungsweise auf Job-Portalen werden ahnungslose Bankkunden dazu aufgefordert, ihr Bankkonto für "Finanztransaktionen" auf "Provisionsbasis" bereit zu stellen. Bei den transferierten Geldbeträgen handelt es sich allerdings in der Regel um Einnahmen aus dem Verkauf gestohlener Waren - der "Transaktionshelfer" macht sich strafbar.

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