Mobiles Internet

Test: Das leistet o2 Free ohne "LTE cut off"

Bei o2 Free gibt es keinen Verzicht auf den LTE-Zugang mehr. Wir haben den Tarif unter den neuen Rahmenbedingungen getestet und berichten über die Erfahrungen beim Surfen, Streamen und beim Tethering.
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Seit dem 2. Mai verzichtet Telefónica bei seinen o2-Free-Tarifen auf den sogenannten LTE cut off. Das heißt, die Kunden surfen auch nach Verbrauch ihres zum Tarif gehörenden Highspeed-Datenvolumens im 4G-Netz weiter. Dabei wird die Performance - wie bisher über UMTS - auf maximal 1 MBit/s im Up- und Downstream begrenzt. Wir haben mit einem o2-Free-S-Vertrag ausprobiert, wie die LTE-Flatrate für unter 20 Euro monatliche Grundgebühr in der Praxis funktioniert.

Wir haben uns für den Test in einer Region aufgehalten, in der o2 mit LTE auf 800 MHz und mit GSM auf 900 MHz vertreten ist. Der UMTS-Standard ist wiederum nicht verfügbar, was den Wert eines o2-Free-Vertrags bislang massiv geschmälert hat. War das zum Vertrag gehörende ungedrosselte Datenvolumen verbraucht, so war das vom Netzbetreiber beworbene "endlose Weitersurfen" eher Theorie. Die LTE-Nutzung war nicht mehr möglich, sodass nur noch GSM und EDGE-Internet zur Verfügung standen. Der Datendurchsatz ging gegen Null. o2 Free getestet o2 Free getestet
Grafik: o2, Montage: teltarif.de

Ohne Drossel bis zu 72 MBit/s über LTE 800

Im neuen Test hatten wir vor Einsetzen der Daten-Drossel bis zu 72 MBit/s im Downstream und 23 MBit/s im Upstream zur Verfügung. Die Pingzeiten lagen um 22 ms. Das sind für LTE 800 mit 10 MHz Bandbreite sehr gute Werte. Kein Wunder, dass Surfen und Streamen tadellos funktionierten. Nach Verbrauch des Highspeed-Volumens blieb der Internet-Zugang unterbrechungsfrei erhalten. Der gerade laufende Videostream aus der ARD-Mediathek wurde nicht unterbrochen und war erwartungsgemäß - anders als beim letzten Test vor rund einem Monat - auch weiterhin das 4G-Netz verfügbar.

Nachdem wir etwa 800 MB Datenvolumen verbraucht hatten, erhielten wir von o2 eine entsprechende Information per SMS - verbunden mit dem nicht mehr ganz richtigen Hinweis, dass nicht nur die Drossel auf 1 MBit/s, sondern auch das Herunterstufen ins 3G-Netz droht. Die Kurznachricht kam etwas verspätet an. Es wäre nicht möglich gewesen, "in Echzeit" zu reagieren und den Datenverbrauch anzupassen.

SMS mit weiteren Details

Der LTE-Zugang bleibt nun dauerhaft erhalten Der LTE-Zugang bleibt nun dauerhaft erhalten
Foto: teltarif.de
Als das Inklusivvolumen von 1 GB komplett verbraucht war, erhielten wir eine weitere SMS. Hier wurde das UMTS-Netz richtigerweise nicht mehr genannt, sondern nur noch auf die Bandbreitenbegrenzung hingewiesen. Zudem enthielt diese Kurzmitteilung den Hinweis, ab wann der Internet-Zugang wieder mit voller Geschwindigkeit zur Verfügung steht. Das klappte im Test reibungslos.

Ohne das Smartphone neu zu starten oder das Gerät zwischenzeitlich in den Flugzeugmodus zu versetzen, war die volle Performance wieder verfügbar. Zu Zeiten des "LTE cut off" war es oft erforderlich, am Handy einen Reboot durchzuführen, um wieder mit dem 4G-Netz verbunden zu werden.

Speedtest nach Einsetzen der Daten-Drossel

Speedtests nach Einsetzen der Daten-Drossel zeigten: Die 1 MBit/s sind wirklich Maximalwerte, die - aus welchem Grund auch immer - selbst in einer Mobilfunkzelle, die keineswegs ausgelastet ist, nicht immer erreicht werden. Wir haben 670 bis maximal 920 kBit/s im Downstream und 730 bis höchstens 940 kBit/s im Upstream erreicht. Die Ansprechzeiten lagen mit rund 20 ms auf dem gleichen (sehr guten) Niveau wie vor der Drosselung.

Spannend war im Test weniger der Speedtest, als vielmehr die praktische Nutzung des Tarifs nach Einsetzen der Daten-Drossel. Diese fällt im Vergleich zu den meisten anderen Tarifen auf dem deutschen Mobilfunkmarkt sehr moderat aus. Viele Mitbewerber reduzieren die Surf-Geschwindigkeit nach Verbrauch des zum Vertrag gehörenden Highspeed-Volumens auf 64, 32 oder gar 16 kBit/s. Damit ist keine sinnvolle Internet-Nutzung mehr möglich.

Flüssiges Surfen - langsame Downloads

Knapp 1 MBit/s im Up- und Downstream Knapp 1 MBit/s im Up- und Downstream
Foto: teltarif.de
Bei bis zu 1 MBit/s sieht das schon anders aus. Beim Surfen im Internet mit dem Safari-Browser eines Apple iPhone XS Max war kein großer Unterschied zum ungedrosselten Zugang feststellbar. Der Seitenaufbau war nahezu ähnlich schnell wie bei Verfügbarkeit von "LTE max". Anders sah das bei App-Updates über das Mobilfunknetz aus. Die Downloads waren bei gedrosselter SIM-Karte sehr langsam.

Videostreams haben wir über die ARD-Mediathek, mit Zattoo und Sky Go getestet. Dabei fiel vor allem auf, dass recht lange zwischengepuffert wurde, bevor Audio- und Videosignal tatsächlich zu sehen waren. Ferner waren die Bewegtbilder direkt nach Aufbau des Streams stark verpixelt. Das änderte sich innerhalb weniger Sekunden. Danach waren die Fernsehsendungen in guter Qualität - wenn auch erkennbar nicht mit höchster Auflösung - zu sehen.

Webradio über Stunden stabil empfangbar

Videostream mit gedrosselter Leitung Videostream mit gedrosselter Leitung
Foto: teltarif.de
Mit TuneIn Radio, Radio.de und dem Radioplayer.de haben wir den Webradio-Empfang getestet. Die Streams starteten schnell und liefen bei durchgehender LTE-Verbindung auch über viele Stunden stabil durch. o2 Free ist demnach eine kostengünstige Möglichkeit, um unterwegs eine Streaming-Flatrate zur Verfügung zu haben, die ohne Zero-Rating-Modelle wie StreamOn von der Deutschen Telekom oder Vodafone Pass auskommt, aber eben auch keine derart harte Drossel hat, dass neben dem Streaming auch gleich der Rest des Internet-Zugangs kaum noch funktioniert.

Im letzten Test haben wir das iPhone XS Max als WLAN-Hotspot verwendet, um ein iPad Pro und ein MacBook Air mit einem Internet-Zugang zu versorgen. Auch das funktionierte gut, wobei die Performance bei der Parallelnutzung mit mehreren Geräten dann doch eher eine Notlösung war, deren Nutzung nicht wirklich Spaß macht. Nichtsdestotrotz hinterlässt der neue o2-Free-Tarif einen guten Eindruck, auch wenn eine echte Flatrate mit "LTE max." mittlerweile kaum noch teurer ist.

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