Mobile Payment

Verbraucher wollen mit dem Handy bezahlen

Der Bezahlvorgang muss aber ganz einfach sein
Von ddp / Marie-Anne Winter

Jeder zweite Deutsche wünscht sich, mit dem Handy nicht nur telefonieren, sondern auch bezahlen zu können. Das haben Wissenschaftler der Universität Augsburg herausgefunden. "Die Verbraucher wollen es und verstehen nicht, warum es immer noch nicht funktioniert", sagt der Leiter der Forschungsgruppe wi-mobile der Uni Augsburg, Key Pousttchi. Dabei wäre es doch so praktisch, an einem Automaten, im Taxi oder an der Supermarktkasse nur das Handy zu zücken und alle Zahlungen aus einer Hand zu erledigen.

Versuchspersonen einer niederländischen Supermarktkette jedenfalls seien vom Mobile Payment begeistert gewesen, sagt Pousttchi. Bei diesem Versuch habe allerdings funktioniert, was bisher nur wenige Handybezahlverfahren boten: "Man hielt das Handy an eine Station an der Kasse, es machte 'Piep' und das war es dann", sagt der Wissenschaftler. Bedienungsfreundlichkeit sei für die Kunden das A und O, denn es gebe ja schon andere Bezahlverfahren, ob bar oder mit Kreditkarte. "Da muss M-Payment mindestens einfacher sein oder schöner zu benutzen. Wenn man hier noch klicken und da noch etwas auswählen muss, ist das Verfahren tot", weiß er aus Erfahrungen mit anderen Versuchen.

Keine umständlichen Prozeduren

Zu umständlich wäre es beispielsweise, an der Kasse erst eine SMS des Händlers zu beantworten und so die Zahlung auszulösen. Auch diese Möglichkeit wurde schon getestet, konnte sich aber nicht durchsetzen. Als Zahlungsbefehl ist die SMS nur bei mobilen Dienstleistungen wie Klingeltönen im Einsatz. Ein Grund dafür ist, dass bei allen Zahlungen mit diesen sogenannten Premium-SMS ein Drittel des Geldes an den Mobilfunkbetreiber geht und ein weiteres Drittel oft noch an andere Serviceprovider, welche die Zahlungen abwickeln.

Ursache für die langsame Verwirklichung von Mobile Payment ist laut Pousttchi die Komplexität der Technik. Sie werde immer noch unterschätzt. Schwierig sei allein schon das Geschäftsmodell: Wie kann man mit M-Payment Geld verdienen? Und wie wird die Sicherheit garantiert? Welches Verfahren ist das beste und wer wird es einführen? Von den wenigen Anbietern mobiler Bezahlverfahren gaben zwei Anfang dieses Jahres auf: Crandy - eine Wortschöpfung aus Credit und Handy - sowie Luupay. Dieses Unternehmen machten das Versenden von Geld zwischen Privatleuten möglich.

Experten setzen auf NFC-Handys

Im Moment existiert nur noch MPASS, ein System für Kunden von Vodafone und O2, das auf das Bezahlen im Internet beschränkt ist, sowie "Call & pay flexible" von der Telekom, mit dem an Automaten gezahlt werden kann. Erfolgversprechend sei eine Technologie, die auch dem niederländischen Supermarktversuch zu Grunde lag, sagt Pousttchi. Sie beruht auf der Funkübertragungstechnik RFID (Radio Frequency Identification). Ein RFID-Chip in einem Kleidungsstück könnte dem Handy den Preis anzeigen und eine Zahlungsaufforderung absenden. Eine RFID-Umsetzung für Handys wird Nahbereichs-(Near-Field-)Kommunikation (NFC) genannt.

"In drei Jahren wird es keine neuen Handys mehr ohne NFC geben", erwartet Pousttchi. "Was Mobile Payment im Nahbereich angeht, ist NFC die Zukunft." Mit einem NFC-Handy von Nokia beispielsweise konnten Kunden des Rhein-Main-Verkehrsverbundes in einem Pilotprojekt durch das Berühren eines an der Haltestelle angebrachten Funkchips Informationen abrufen und Fahrkarten kaufen.

Wie lange es noch dauert, bis sich Mobile Payment durchsetzt, hänge vom Verhalten der Beteiligten ab, sagt Key Pousttchi. Nach wie vor sei es möglich "mit einem wirklich guten Verfahren den Markt zügig aufzurollen". Wenn das aber nicht geschehe, könnten amerikanische Konzerne das Rennen gewinnen, so wie es auch bei der Kreditkarte gewesen sei. In den Niederlanden jedenfalls habe jeder zweite Kunde angegeben, für ein Handy mit Mobile-Payment-Funktion den Netzanbieter zu wechseln. Eigentlich ein unschlagbares Argument im heiß umkämpften Mobilmarkt.