"Velvet": LGs Premium-Neustart mit 5G im Smartphone-Test
Das "Velvet" ist LGs neuester Smartphone-Wurf. Damit beschreitet der südkoreanische Hersteller einen anderen Design-Weg, als es beispielsweise noch mit dem LG G8X ThinQ im vergangenen Jahr der Fall war. Das LG Velvet bietet sich als Preisbrecher an, möchte aber zugleich auf seine charmanten Oberklasse-Features hinweisen.
Mit einer UVP von 599 Euro ("Aurora White", "Aurora Gray") ist es günstiger als vergangene Modelle, die der Hersteller für das Premium-Segment vorsah, gleichzeitig müssen Käufer aber nicht auf eine hochwertige, und vor allem zeitgemäße Ausstattung verzichten. Ob sich da allerdings nicht nur ein wortgewandter Künstler auf dem Datenblatt ausgetobt hat oder ob LG mit dem Velvet der große Wurf gelungen ist, lesen Sie im nachfolgenden Testbericht.
Design und Display
Das Display des LG Velvet misst 6,8 Zoll
Bild: teltarif.de
Eine Gegebenheit sticht unweigerlich beim ersten Betrachten ins Auge: Das LG Velvet ist lang, verdammt lang. Man hat das Gefühl, das Display im 20,5:9-Format mit
der 6,8-Zoll-Diagonale hört gar nicht mehr auf. Gleichzeitig ist das LG Velvet mit dem POLED-Panel (FHD+) sehr schmal, wodurch es mit den Abmessungen
167,2 mm mal 74,1 mm mal 7,9 mm beeindruckend komfortabel in der Hand liegt. Unterstützt wird das durch das geringe Gewicht von 180 Gramm. Insgesamt handelt
es sich bei dem LG Velvet um ein hochwertig umgesetztes Smartphone mit Glasrückseite aus Corning Gorilla Glass 5. Schön ist, dass das Gehäuse vor Staub und Wasser
nach IP68 zertifiziert.
Die Frage ist, ob das lange Format allen Vorzügen zum Trotz auch Nachteile mit sich bringt. Der Powerbutton rechts und die Lautstärketasten links könnten für unseren
Geschmack etwas niedriger angebracht sein. Der eigene Knopf für den Sprachassistenten Google Assistant, der sich unter den Lautstärketasten an der linken Gehäuseseite
befindet, ist aber gut mit dem Zeigefinger der rechten Hand zu erreichen. Das bleibt jedoch subjektiv, weil das Empfinden je nach Handgröße variiert. Das lange Display ist jedenfalls
ideal zum Surfen, scrollen auf Webseiten und dem Anschauen von Bildern. Auch das Anschauen von YouTube-Videos machte im Rahmen des Tests durch das weite Format was her.
Das "weite" Display bietet sich für Streaming an
Bild: teltarif.de
Als einzige biometische Entsperrmöglichkeit steht ein unter dem Display integrierter Fingerabdrucksensor zur Verfügung. Die Erkennung des Daumens der rechten Hand verrichtete im Test
einen zuverlässigen Job, der Scanner könnte aber etwas höher in Richtung Display-Mitte platziert sein, so wie es beispielsweise Samsung bei der höheren Platzierung
beim Galaxy Note 10 im Vergleich zur niedrigeren Positionierung beim vorangegangenen Galaxy S10 vorgemacht hat.
Die Frontkamera ist als Wassertropfen-Notch in die Mitte des oberen Displayrandes umgesetzt worden - ein mittlerweile gängiges Design, das sich durch alle Smartphone-Klassen zieht, mit dem Vorteil der Dezenz. Die Seiten des Displays sind mit einem Curved-Design bedacht worden, was den Eindruck von schmalen Displayrändern und mehr Display verstärkt. Oben wie unten sind aber Rahmen zu sehen. Diese dürften gerne noch einen Tacken schmaler sein.
Die Displayhelligkeit mit einem von uns gemessenen Wert von 575 cd/m² ist zwar keine einsame Spitze, weil deutlich mehr drin sein kann, wie die Konkurrenz zeigt (Bestenliste), dennoch überdurchschnittlich hoch ausgefallen.
Performance, Akku, Telefonie
Performance, Speicher, Akku und Software
Das LG Velvet unterstützt den 5G-Mobilfunkstandard. Möglich macht das der Snapdragon 765G mit dem entsprechendem Modem.
Der von uns ermittelte Gesamtwert im AnTuTu-Benchmark beträgt 314 217. Der große Bruder Snapdragon 865 ist mit von uns gemessenen Gesamtwerten weit
über 500 000 - beispielsweise beim Oppo Find X2 Pro und OnePlus 8 Pro -
zwar deutlich höher, das Gesamtpaket LG Velvet hinterlässt nach dem Test einen performanten Eindruck, der sich auch im kurzen Gaming-Test
mit den Spielen Asphalt 9: Legends
und Call of Duty Mobile grundsätzlich bestätigen
lässt.
Die schicke Rückseite des LG Velvet in "Aurora White"
Bild: teltarif.de
Das Arcade-Rennspiel Asphalt 9: Legends läuft auf anderen Smartphones stellenweise aber etwas flüssiger, sprich ruckelfreier,
der ebenfalls grafisch aufwendige Shooter Call of Duty Mobile lief im Rahmen des Tests durchweg flüssig und problemlos. Beim Spielen kommen
die Vorzüge des weiten Displays zum Tragen.
Zur CPU gesellen sich 6 GB Arbeitsspeicher. Intern steht nominell 128 GB Kapazität zur Verfügung. Diese lässt sich per microSD-Karte um bis zu 2 TB erweitern.
Die Akkukapazität beträgt 4300 mAh. Schnelles, kabelgebundenes Laden ist mit einer Ausgangsleistung von 25 Watt möglich.
Darüber hinaus kann der Stromspeicher auch induktiv mit 9 Watt aufgeladen werden.
In unserem Laufzeit-Test hielt der Akku rund achteinhalb Stunden durch. Durchschnitt.
Unter den Lautstärketasten ist ein eigener Google-Assistant-Button angebracht
Bild: teltarif.de
Auf dem LG Velvet war zum Testzeitpunkt Android 10 vorinstalliert. Es ist davon auszugehen, dass das Modell
auch künftig ein Update auf Android 11 erhält.
Konnektiviät, Telefonie und Sound
Der Kartenslot des LG Velvet verfügt neben dem Platz für ein zusätzliches Speichermedium nur über die Möglichkeit, eine Nano-SIM-Karte einzusetzen. Damit ist es nicht Dual-SIM-fähig. Ein USB-C-Anschluss dient dazu, das Netzteil zum Laden anzuschließen. Zudem gibt es die Möglichkeit, ein externes Headset über einen 3,5-mm-Klinkenanschluss zu verbinden.
Die Telefoniequalitäten des LG Velvet sind sehr gut. Sowohl über die interne Muschel als auch über den externen Lautsprecher war unser
Test-Gesprächspartner klar und deutlich zu verstehen, positiv zu bewerten ist auch die Gesamtlautstärke.
Das Stereo-Lautsprechersystem lieferte im Soundtest einen ebenso klaren wie ausgewogenen Klang mit ausreichender Bassleistung.
Im Kartenslot ist Platz für eine Nano-SIM-Karte und eine microSD-Karte
Bild: teltarif.de
Zubehör
Das LG Velvet versucht sich nicht nur mit Premium-Features zu einem vergleichsweise günstigen Preis von der Konkurrenz zu separieren, sondern auch durch unikates Zubehör. Wie auch für das LG G8X ThinQ verfügbar, bietet LG optional für das Velvet einen zweites Display an, das mit dem Smartphone verbunden werden kann. Das zweite Panel wird per USB-C-Anschluss des Handys gekoppelt und kann so als erweiterte Anzeigefläche verwendet werden. Energie kommt entsprechend aus dem Akku des Velvet.
Das Display ist mit dem des LG Velvet identisch, so dass Dual-Screen-Nutzer keine Abstriche machen müssen. Das Konzept funktioniert gut, wie wir bereits im Test des LG G8X ThinQ feststellen konnten.
Als LG das Velvet vorstellte, kündigte der Hersteller auch einen optional erhältlichen Eingabestift für das Smartphone an.
Kameras und Fazit
Triple- und Selfiekamera
Die rückseitige Kamera des LG Velvet hat folgende Spezifikationen: 48-Megapixel-Hauptkamera (Blende: f/1.8),
8-Megapixel-Superweitwinkelkamera (Blende: f/2.2, Aufnahmeradius 120 Grad) und 5-Megapixel-Tiefensensor (Blende: f/2.4).
Die Anordnung ist in einem hübschen Design gehalten, auch das große Hauptobjektiv ragt nicht zu weit aus dem Gehäuse heraus,
sodass das Handy nicht stark wackelt, wenn es beispielsweise auf einem Tisch liegt und bedient wird.
Die Triple-Kamera auf der Rückseite
Bild: teltarif.de
Wir haben die Kamera zunächst ins Testlabor geschickt. Bei gutem Licht kann die Kamera des LG Velvet ein Ergebnis
mit natürlichen Farben und ausreichender Detaildarstellung überzeugen. Allerdings könnte das Gesamtergebnis heller sein,
weshalb stellenweise Details verloren gehen. Dies wird bei der Betrachtung der grünen Blätter der Test-Rose sichtbar.
Diese werden größtenteils schwarz reproduziert.
Werden die Lichtverhältnisse schlechter, verringert sich sichtbar die Detailgenauigkeit durch zunehmendes Bildrauschen. Die Gesamtdarstellung ist insgesamt zu dunkel, weil sich die dunkleren Farbquadrate nicht mehr gut erkennen lassen. In der Kamera-App gibt es im Menü "Mehr" den Modus "Foto bei Nacht". Damit können Fotos bei schlechtem Licht aufgepeppt werden.
Im Vergleich zum Standard-Modus bei schlechtem Licht kann sich das Ergebnis sehen lassen: Die Gesamtdarstellung ist sichtbar heller, wodurch die natürlich wiedergegebenen Farben gut zur Geltung kommen und sich problemlos voneinander unterscheiden lassen. Bildrauschen ist aber immer noch vorhanden, was Details - insbesondere im Hinblick auf die Blüte der Test-Rose - verschluckt. Die Fotos, die wir bei gutem und schlechtem Licht mit der Hauptkamera gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Hauptkamera: Labor-Fotos
- Gute Lichtverhältnisse mit Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Schlechte Lichtverhältnisse im Nachtmodus
Das Kamerasystem des LG Velvet verfügt zwar nicht über einen separat einstellbaren Makromodus, die Nah-Aufnahme,
die wir von einem Objekt gemacht haben, sieht aber sehr gut aus.
Standard-Modus vs. 48-Megapixel-Modus
Bild: teltarif.de
Die Kamera-App des LG Velvet bietet auch einen 48-Megapixel-Modus, mit dem Aufnahmen im 4:3-Format
in höherer Auflösung gemacht werden können. Damit steigt die Detailgenauigkeit der Darstellungen.
Auf den ersten Blick ist die Aufnahme im 48-Megapixel-Modus allerdings nicht von der Aufnahme im Standard-Modus zu unterscheiden.
Die Unterschiede werden erst sichtbar, wenn man manuell Bildbereiche vergrößert. Im direkten Vergleich sind Bereiche in der 48-Megapixel-Aufnahme
- beispielsweise das Straßenschild und die Kirchturm-Uhr - mit mehr Bildschärfe gesegnet, was zu mehr Detaildarstellung führt.
Zu bedenken ist aber, dass die 48-Megapixel-Aufnahmen deutlich mehr Speicherplatz auf dem Smartphone benötigen als die
Aufnahmen im Standard-Modus.
Die Außen-Aufnahmen, die wir mit der Hauptkamera gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Hauptkamera: Außen-Aufnahmen
Die 16-Megapixel-Selfiekamera (Blende: f/1.9) haben wir ebenfalls im Labor ausprobiert. Bei gutem Licht liefert sie ein kontrastreiches Ergebnis mit natürlichen Farben - zumindest größtenteils. Nur der Teint des Testobjekts erscheint leicht unnatürlich. Man könnte meinen, er neigt ein wenig ins Gräuliche. Dies ist bei schlechtem Licht nicht so ausgeprägt. Die Selfiekamera in Form einer Wassertropfen-Notch
Bild: teltarif.de Das Objekt wird vom Frontblitz angestrahlt, die bunten Farben sind natürlich wiedergegeben, auch die Bräune der Haare wird noch sichtbar. Das Objekt verschwimmt allerdings stark mit dem schwarzen Hintergrund - eine Differenzierung ist nicht mehr möglich. Die Aufnahmen, die wir mit der Selfiekamera im Labor gemacht haben, können Sie sich nachfolgend anschauen.
Selfiekamera: Labor-Fotos
Fazit
Das LG Velvet ist in vielerlei Hinsicht ein interessantes Smartphone: Für das in die obere Mittelklasse einzuordnende Gerät sprechen das Premium-Design, das komfortable Handling, die 5G-Unterstützung und die guten Stereolautsprecher. Außerdem gibt es ein solides Kamerasystem mit brauchbarem Nachtmodus. Leider gibt es keine Dual-SIM-Unterstützung, und das Smartphone lässt sich nicht per Gesichtserkennung entsperren. Die Akkulaufzeit ist nur durchschnittlich.
Gesamtwertung von teltarif.de
LG Velvet
- Handliches und leichtes Gerät
- Gute Verarbeitung
- Gute Stereo-Lautsprecher
- Guter Nachtmodus
- Kein Dual-SIM
- Akkulaufzeit könnte länger sein
- Keine Entsperrung per Gesichtserkennung
Einzelwertung LG Velvet
-
Gehäuse / Verarbeitung
9/10
- Material 9/10
- Haptik 9/10
- Verarbeitung Gehäuse 9/10
-
Display
8/10
- Touchscreen 8/10
- Helligkeit 9/10
- Pixeldichte 5/10
- Blickwinkelstabilität 7/10
- Farbechtheit (DeltaE) 8/10
- Kontrast 10/10
-
Leistung
7/10
- Benchmark Geekbench Single 4/10
- Benchmark Geekbench Multi 4/10
- Benchmark Browsertest 10/10
- Benchmark Antutu 8/10
-
Software
10/10
- Aktualität 10/10
- Vorinstallierte Apps 6/10
-
Internet
9/10
- WLAN 10/10
- LTE 10/10
- LTE Geschwindigkeit 10/10
- 3G 10/10
- 5G -
- Empfangsqualität 8/10
- Dual-SIM 8/10
-
Telefonie
9/10
- Sprachqualität 9/10
- Lautstärke 9/10
- Lautsprecher (Freisprechen) 9/10
-
Schnittstellen / Sensoren
8/10
- USB-Standard 10/10
- NFC 10/10
- Navigation 8/10
- Bluetooth 10/10
- Kopfhörerbuchse 10/10
- Video-Out 10/10
- Fingerabdruckscanner 10/10
- Gesichtserkennung 0/10
-
Speicher
7/10
- Größe 8/10
- SD-Slot vorhanden 5/10
-
Akku
9/10
- Laufzeit (Benchmark) 9/10
- Induktion 10/10
- Schnellladen 10/10
-
Kamera
7/10
- Hauptkamera
- Bildqualität hell 7/10
- Bildqualität dunkel 6/10
- Bildstabilisator 5/10
- Frontkamera
- Bildqualität hell 6/10
- Bildqualität dunkel 6/10
- Kameraanzahl 10/10
- Video 8/10
- Handling 9/10