Themenspecial Senioren Hä?

Smartes Hörgerät erlaubt drahtloses Audiostreaming

Die Marke ReSound gehört zur Firma GN-Hearing, deren bekannteste Schwester die Jabra-Headsets für Privatkunden und Profis anbietet.
Von der IFA in Berlin berichtet

Die smarten Hörgeräte kommunizieren mit dem Smartphone direkt per Bluetooth und können vom Smartphone konfiguriert werden. Die smarten Hörgeräte kommunizieren mit dem Smartphone direkt per Bluetooth und können vom Smartphone konfiguriert werden.
Foto: GN-Hearing ReSound
Was haben Hörgeräte auf der IFA zu suchen? Hörgeräte sind für viele Menschen ein absolutes Tabuthema. Darüber redet man nicht, denn "ich brauche das nicht".

Wer kennt nicht die merkwürdigen Erlebnisse mit Familienmitgliedern, die ihr Hörgerät verlegt haben. Oder es pfeift beziehungsweise es funktioniert nicht, weil die Batterien schon wieder leer sind.

(Ältere) Mitmenschen klagen: "Du nuschelst", "sprich deutlich" - oder irgendwann fällt auf, dass das Gegenüber gar nicht richtig zuzuhören scheint. Die smarten Hörgeräte kommunizieren mit dem Smartphone direkt per Bluetooth und können vom Smartphone konfiguriert werden. Die smarten Hörgeräte kommunizieren mit dem Smartphone direkt per Bluetooth und können vom Smartphone konfiguriert werden.
Foto: GN-Hearing ReSound

Bitte bestätigen Sie, dass ich gut höre!

Hörgeräte-Akustiker oder Hals-Nasen-Ohrenärzte berichten von Patienten, die mit den Worten "Meine Frau schickt mich, bitte bestätigen Sie mir, dass ich kein Hörgerät brauche", vorbeischauen und dann völlig verblüfft sind, wenn ihnen dieser Wunsch nicht erfüllt werden kann.

Smartes Hörgerät für das Smartphone

Moderne "smarte" Hörgeräte sind heute mit dem Smartphone koppelbar. Nicht nur zum mobilen telefonieren, sondern auch zum Musik hören über Streaming. Statt teurer Batterien sind Akkus eingebaut, die mit einer Ladung von 3 Stunden etwa 24 bis 30 Stunden halten und nach 10 Minuten Ladezeit schon knapp 3 Stunden Hörerlebnis bieten. Verlorene oder verlegte Hörgeräte lassen sich über die Smartphone-App wieder finden.

Drahtlos Hören auf 2,4 GHz

Über Bluetooth auf 2,4 GHz kommunizieren Smartphone und der kaum sichtbare "Knopf im Ohr". Auf dem Smartphone, bisher eher ein iPhone, läuft eine kostenlose App. Sie erlaubt umfangreiche Konfigurationen des Hörgerätes, um in unterschiedlich lauten Umgebungen "besser hören" zu können.

Ist der Träger oder die Trägerin in einer Fabrikhalle, in einem Konzert oder Restaurant? Der Frequenzgang wurde stark erweitert, weg von der bisherigen "Telefonqualität" (300 bis 3000 Hz, über 5kHz, 7kHz oder heute bis zu 10 kHz.) Sie können Klangkurven einstellen, Höhen, Mitten und Tiefen korrigieren. Der Hörgeräteträger kann seinen Hörgeräte-Akustiker direkt aus der App heraus informieren, was am Klangbild nicht stimmt, ohne in den Laden fahren zu müssen und ohne Wartezeiten auf einen Termin. Der Akustiker legt dann neue Parameter fest und schickt sie direkt übers Netz auf das Handy. Der Kunde muss nur Mobilfunkempfang haben oder in einem passenden WLAN eingebucht sein. Das praktische Etui für die beiden Hörgeräte ist zugleich eine Powerbank, um unterwegs nachladen zu können. Das praktische Etui für die beiden Hörgeräte ist zugleich eine Powerbank, um unterwegs nachladen zu können.
Foto: GN-Hearing ReSound

GN Hearing "Resound" seit Jahren auf der IFA

Ein Hersteller, der seit vielen Jahren das Thema smarte Hörgeräte für sich erkannt hat, ist die Firma ReSound, die zur dänischen GN (Great Northern) Gruppe "GN Hearing" gehört. Bekannteste Tochter des Unternehmens GN ist "Jabra", die Headsets für Privatkunden und im professionellen Sektor, etwa für Mitarbeiter in Call-Centern herstellen.

Der Handyhersteller Apple hat das Thema frühzeitig erkannt, weswegen die Integration der Hörgeräte von GN-Hearing (ReSound) in die Apple-Welt sehr weit fortgeschritten ist. Das führt inzwischen sogar soweit, dass mancher Käufer eines Hörgerätes im Laden gleich ein iPhone dazu ordert.

Problemkind Android

Versuche, auch mit Android in Kontakt zu kommen, waren bisher schwieriger. ReSound hat dafür eine kleine Box entwickelt, die per Bluetooth mit dem Handy Kontakt aufnimmt und auf der anderen Seite per Funk mit dem Handy kommuniziert. Doch die Ergebnisse konnten nicht überzeugen, Streaming war kein Vergnügen.

Offizielle Kooperation mit Google

Um das Klangerlebnis zu verbessern, hat GN-Hearing mit Google ein Abkommen geschlossen, dass Hörgeräte in künftigen Versionen von Android "nativ" unterstützt werden.

Dadurch wird GN Hearing zum ersten Hörsysteme-Hersteller, der direktes Audio-Streaming von Android-Geräten in Hörgeräte in vollem Umfang ermöglichen kann. Mit einer der nächsten Android-Versionen wird es Hörgeräte-Trägern möglich sein, Sound direkt in das neue Hörsystem ReSound LiNX Quattro zu übertragen.

Viel mehr Menschen hören schlecht, als gemein bekannt ist

"Laut Weltgesundheitsorganisation leben ca. 466 Millionen Menschen weltweit mit einem Hörverlust. Diese Zahl wird bis 2050 wahrscheinlich auf 900 Millionen Menschen ansteigen. Google arbeitet zusammen mit GN Hearing an einem neuen offenen Standard für Hörgeräte-Streaming, der in zukünftigen Versionen von Android-Geräten integriert sein wird“, erklärt Seang Chau, Vice President of Engineering bei Google.

Nutzer von Hörgeräten werden ihre Hörsysteme direkt verbinden und steuern können, sodass sie alle Vorteile ihrer Android-Geräte nutzen können – ohne auf ein zusätzliches Gerät zur Übertragung angewiesen zu sein. Dadurch werden noch mehr Menschen mittels direktem mobilem Sound-Streaming mit Freunden telefonieren, Musik hören oder generell besser "hören" können.

ReSound unterstützt als erster Hersteller neue Android-Norm

“Wir fühlen uns geehrt, Googles Partner zu sein bei dieser wichtigen Entwicklung, die uns direktes Streaming für noch mehr Hörgeräte-Träger mit Android-Geräten ermöglichen wird“, freut sich Anders Hedegaard, CEO von GN Hearing. Google hat den neuen Hörgeräte-Standard für Android-Smartphones ASHA (Audio Streaming for Hearing Aids on Bluetooth Low Energy Connection-Oriented Channels) bereits veröffentlicht.

GN Hearing wird der erste Hörgeräte-Hersteller sein, der den neuen Standard anwenden wird. In Zukunft können auch andere Hörgeräte-Hersteller diesen Standard nutzen, um eigene Android-Anbindungen für ihre Geräte zu entwickeln.

Was kostet der Spaß?

Einsteiger Hörgeräte können von der Krankenkasse mit ca. 700 Euro bezuschusst werden, der Kunde bezahlt dann nichts, muss aber ein spezielles "Rezept" des Hals-Nasen-Ohren-Arztes mitbringen. Hochwertigere Modelle, die man wegen der aufwendigen Anpassung nur im Fachgeschäft bekommt, können schon rum die 1000 bis 2000 Euro kosten.

Ein Hörtest schadet nicht

Egal wie alt ein Mensch ist, ein (regelmäßiger) Hörtest beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder beim Hörgeräte-Akkustiker schadet nie. Schon in jungen Jahren können sich Hörprobleme einschleichen, die mit der Zeit zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen wie Schwindelbeschwerden oder einer vorzeitigen Demenz (Alzheimer) führen können.

Fachgeschäfte in der Nähe finden Interessenten über die Info-Seite www.linx-testen.de.

Mehr zum Thema Kopfhörer