Umfrage

Maas warnt vor Datenhunger bei Krankenkassen

Schritte aufzeichnen, Puls messen, Kalorien zählen: Jeder dritte Deutsche zeichnet mit Hilfe von Apps oder Wearables Gesundheitsdaten auf. Doch Verbraucherminister Maas warnt: Sensible Daten bedürfen eines besonderen Schutzes.
Von dpa /

Maas warnt vor Datenhunger bei Krankenkassen Maas warnt vor Datenhunger bei Krankenkassen
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Fast jeder dritte Mensch in Deutschland nutzt laut einer Studie Fitness-Tracker oder Ge­sund­heits-Apps zur Aufzeichnung von Ge­sund­heits­daten. Das ergab eine repräsentative Umfrage des IT-Branchen­ver­bands Bitkom. Dabei setzen 18 Prozent auf Fitness-Armbänder, 13 Prozent auf Smartphones mit entsprechenden Apps und sechs Prozent auf Computeruhren. "Die Zahlen sind schon bemerkenswert", sagte der Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbands Bitkom, Bernhard Rohleder, in Berlin. Schließlich seien die Geräte erste wenige Jahre auf dem Markt.

Ihr größtes Potenzial liege künftig in der Prävention von Krankheiten und in der medizinischen Versorgung von Patienten, sagte Rohleder. So wären drei Viertel aller Befragten im Krankheitsfall bereit, ihre per Tracker gemessenen Werte an ihren Arzt zu übermitteln. Unter chronisch Kranken sind es sogar 93 Prozent. Ein Drittel der Befragten sei auch bereit, die Daten an Krankenkassen zu geben, etwa um im Gegenzug Prämien zu bekommen.

Bitkom Research hat für die Studie im Januar 1236 Bundesbürger ab 14 Jahren telefonisch befragt.

Justizminister Maas warnt vor Datenhunger bei Krankenkassen

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Die Krankenkassen in Deutschland dürfen nach Ansicht von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) Daten aus Fitness-Trackern nicht dazu verwenden, besondere Tarife anzubieten. In einem Gastbeitrag für den "Donaukurier" zum "Safer Internet Day" schrieb Maas, niemand dürfe "faktisch dazu gezwungen werden, so intime Daten wie die Herzfrequenz, die Geschwindigkeit beim Joggen oder die Häufigkeit des Trainings im Fitnessstudio zu veröffentlichen". Maas will deshalb prüfen lassen, "die Verwendung bestimmter Gesundheitsdaten auf Grundlage des neuen EU-Datenschutzrechts einzuschränken".

Für Freizeitsportler seien Informationen, wie sie Fitness-Tracker liefern, durchaus sinnvoll. Das gelte auch für ihn als Triathleten, schrieb Maas. Wichtig sei aber, über sensible Daten "frei und selbstbestimmt" entscheiden zu können. "Mit dieser Freiheit ist es nicht weit her, wenn Krankenkassen Tarifmodelle entwickeln, bei denen Sie den günstigen Tarif nur dann bekommen, wenn Sie einwilligen, dass Ihre kompletten Gesundheitsdaten ständig übermittelt werden." Solche Geschäfte stellten die echte Freiwilligkeit der Einwilligung und damit ihre Zulässigkeit infrage. Menschen dürften "in keinem Fall zum reinen Objekt eines Algorithmus werden".

Der SPD-Politiker verwies auf eine Studie im Auftrag seines Ministeriums, wonach viele Verbraucher Risiken bei der Nutzung von Wearables oder Apps befürchten. 39 Prozent der Befragten sehen demnach die Verwendung durch Dritte als Problem.

Die Grünen warfen Maas Doppelzüngigkeit vor, weil er Daten aus Fitness-Trackern anders bewerte als die Verbindungsdaten der Vorratsdatenspeicherung. "Im vergangen Jahr hat Maas seine Partei noch überzeugt, dass alle Menschen in Deutschland ihre intimen Kommunikationsdaten von Privatunternehmen speichern lassen", kritisierte die Vorsitzende des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz, Renate Künast.

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