Ericsson: Mehr als eine Milliarde Menschen mit 5G versorgt
Eine 5G-Sendestation mit Technik von Ericsson
Foto: Picture-Alliance / dpa
Immer wieder versucht die Wirtschaft in die Zukunft zu blicken. Schließlich muss ja geplant werden, damit die gewünschten Güter dann zum richtigen Zeitpunkt bereitstehen, so wie aktuell die Menschen hierzulande erwarten, am 24. Dezember unter dem Weihnachtsbaum einige Geschenke vorzufinden.
Der Mobilfunkausrüster Ericsson, vor 144 Jahren in Schweden gegründet, gibt regelmäßig seinen Mobility Report heraus. Darin kann man oft recht exakt die Zukunft der mobilen Nutzung herauslesen, auch wenn natürlich die Intention klar ist: Netzbetreiber und Kunden sollen möglichst viel Netzwerkausrüstung kaufen und aufbauen.
Aktuelle Oktober Ausgabe erschienen
Eine 5G-Sendestation mit Technik von Ericsson
Foto: Picture-Alliance / dpa
Der aktuelle Report liefert Analysen der aktuellen Entwicklungen für den Mobilfunkmarkt im dritten Quartal 2020 und Prognosen über die nächsten fünf Jahre. Die Oktober-Ausgabe sagt voraus:
- Noch in diesem Jahr werden 5G-Netze einen entscheidenden Durchbruch erzielen: Bereits Ende des Jahres werden über eine Milliarde Menschen, also 15 Prozent der Weltbevölkerung, in Gebieten mit 5G-Abdeckung leben.
- Für 2026 prognostiziert Ericsson bereits einen 5G-Anteil von 68 Prozent an allen Mobilfunkverträgen in Westeuropa. Damit wird Westeuropa dann auf dem zweiten Platz hinter Nordamerika liegen, für das der Report einen 5G-Anteil von 80 Prozent vorhersagt. Nordostasien, das im Ericsson Mobility Report des letzten Jahres noch auf Platz zwei lag, wird dann mit einem Anteil von 60 Prozent den dritten Platz beim Anteil der 5G-Verträge belegen.
5G ist gekommen, um zu bleiben
Ericssons Netzwerk-Chef Fredrik Jejdling freut das natürlich: „5G ist gekommen, um zu bleiben. Die rapiden gesellschaftlichen Veränderungen machen schnelle Mobilfunknetze zur kritischen Infrastruktur, die unser tägliches Leben in vielfacher Weise beeinflussen wird. Die Covid-19-Pandemie hat entscheidend dazu beigetragen, die laufende Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft voranzutreiben. Und davon werden auch der 5G-Ausbau und die Anzahl der 5G-Vertragsabschlüsse profitieren.“
Weltweit 150 Millionen 5G-Verträge mit Gerät aktiv
Die Anzahl von 5G-Verträgen in Verbindung mit einem 5G-fähigen Endgerät hat sich allein im dritten Quartal 2020 um 50 Millionen auf nun 150 Millionen weltweit erhöht. Ericsson prognostiziert daher eine Gesamtzahl von 220 Millionen 5G-Verträgen zum Ende dieses Jahres. Und diese Entwicklung wird weitergehen - 2026 werden 3,5 Milliarden 5G-Verträge weltweit erwartet, was dann 40 Prozent aller Mobilverträge (2G-5G) ausmachen wird.
Bis 2026 steigt der 5G-Marktanteil in Westeuropa auf 68 Prozent
Im Moment bilden LTE-Netze (LTE: Long-Term Evolution) immer noch die dominierende mobile Netz-Infrastruktur. Im 3. Quartal 2020 ist der weltweite Anteil von LTE-Verträgen um 70 Millionen gewachsen. Das bedeutet insgesamt 4,5 Milliarden und damit 57 Prozent aller Mobilfunkverträge. In Westeuropa ist LTE mit 81 Prozent aller Verträge der Platzhirsch. Aber der Anteil soll bis Ende 2026 auf 29 Prozent sinken, da sich immer mehr Nutzer für 5G entscheiden werden. Das wird 2026 zu einem 5G-Marktanteil von 68 Prozent führen. In der Region bieten bereits 35 Service-Provider (Netzbetreiber) 5G-Services an, mit erwarteten 6,5 Millionen Verträgen Ende 2020. In Zentral- und Osteuropa werden Ende 2026 35 Prozent aller Mobilverträge 5G sein.
Weltweit konnten einige der für Ende 2020 bzw. Anfang 2021 geplanten Spektrum-Auktionen nicht stattfinden oder mussten verschoben werden. Das wird den weiteren Ausbau der 5G-Netze aber nur kurzfristig etwas verlangsamen.
Apple hat den Markt beschleunigt
Weitere Faktoren, welche die 5G-Adaption weltweit vorantreiben, sind neue Netzfunktionen wie New Radio (NR) und die Markteinführung 5G-fähiger Apple-Geräte.
NR wird auch den industriellen IoT-Einsatz (Internet der Dinge) entscheidend beeinflussen, vor allem bei Cloud-basierten IoT-Lösungen, die auf schnelle Anbindung und niedrige Latenz angewiesen sind. Im 5G-Industry Campus in Aachen testet Ericsson mit seinen Partnern bereits, wie neue Infrastrukturen die Industrie 4.0 und Smart-Manufacturing-Prozesse voranbringen können.
Günstigere 5G Smartphones für 2021 erwartet
Zusätzlich arbeiten Chiphersteller an preislich attraktiveren 5G-Geräten für den Massenmarkt. Das erste 5G-Smartphone für weniger als 300 US-Dollar gibt es mittlerweile auch bereits außerhalb Chinas zu kaufen und es werden für 2021 noch niedrigere Preise erwartet.
5G-Netzausbau weit fortgeschritten
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem 5G-Netzausbau, der in einigen Ländern bereits sehr weit fortgeschritten ist. Die Schweiz stellte beispielsweise bereits Ende 2019 für 90 Prozent ihrer Bevölkerung 5G zur Verfügung, was am extensiven Ausbau der Abdeckung lag. Insgesamt wurde der 5G-Ausbau in Europa vorwiegend durch die Nutzung bestehender LTE-Frequenzbänder vorangetrieben, so auch in Deutschland. In den USA wurden hingegen auch zusätzliche Frequenzbänder unterhalb des 6-GHz-Bandes sowie Frequenzbänder im Mikrowellenbereich erschlossen, um die 5G-Abdeckung zu gewährleisten. So kann in den USA ein großer Teil der Bevölkerung mit 5G versorgt werden.
All diese Entwicklungen führen dazu, dass 2026 über 60 Prozent der Weltbevölkerung Zugang zu 5G-Netzen haben werden. Diese schnellen Netze werden dann mehr als die Hälfte des weltweiten mobilen Datenverkehrs tragen. 2026 wären das etwa 226 Exabyte (EB) pro Monat. Smartphones werden dabei an der Spitze der genutzten Zugangsgeräte stehen. Mehr als sechs Milliarden Menschen werden damit sowie mit Laptops und anderen mobilen Endgeräten 5G-Datenservices nutzen. Unter anderem für mobile Games, die ebenfalls als Treiber der Entwicklung und als attraktiver 5G-Wachstumsmarkt angesehen werden.
Größter Zuwachs von FWA in Westeuropa im letzten Halbjahr
Außerdem wurde die gute Prognose für FWA-Verbindungen (FWA = Fixed Wireless Access) der letzten Vorhersagen weiter verbessert. Bis Ende 2026 soll es weltweit über 180 Millionen FWA-Verbindungen geben. Die aktuell höchste Wachstumsrate im Zeitraum von Februar bis Oktober 2020 findet man in Westeuropa – hier betrug der Zuwachs 93 Prozent. Ein Grund dafür ist der gestiegene Bedarf an stabilen und schnellen Breitbandnetzen in der Pandemie. Und FWA ist für Netzbetreiber oft eine schnelle und kosteneffiziente Alternative zu herkömmlichen Festnetzen, die teilweise auch staatlich gefördert wird. In Deutschland hatte beispielsweise Telefónica auf 26 GHz ausprobiert, ob und wie das funktionieren könnte.
Bericht im Internet zum freien Download
Wer den kompletten Bericht, mit allen Daten und weiteren Beispielen, wie dem amerikanischen FirstNet, einem nationalen Netz für medizinische Erste-Hilfe- und Sicherheitsapplikationen, selbst lesen möchte, kann ihn (in englischer Sprache) herunterladen.
Wer ist Ericsson?
Ältere Leser werden sich noch mit Wehmut an Handys von Ericsson erinnern, die meist etwas unförmig und kompliziert zu bedienen waren, dafür aber mit ihrer Robustheit überzeugten. Eine zwischenzeitliche Kooperation mit Sony (Sony-Ericsson) wurde auch wieder eingestellt.
Heute sieht sich Ericsson als "Weltmarktführer" auf dem Gebiet der Kommunikationstechnologie und - dienstleistungen und hat seine Firmenzentrale in Stockholm in Schweden.
Kerngeschäft: Netzausrüstung
Das Kerngeschäft von Ericsson ist das Ausrüsten von Mobilfunknetzen. 40 Prozent des weltweiten Mobilfunkverkehrs werden nach Angaben des Unternehmens über Netztechnik von Ericsson abgewickelt. Ericsson hat die Vision von einer vernetzten Zukunft, in der jeder Einzelne und jede Branche sein/ihr volles Potenzial ausschöpfen können soll.
Aktuell hält Ericsson 117 kommerzielle Vereinbarungen und Verträge mit Mobilfunknetzbetreibern weltweit. Darüber hinaus ist Ericsson an einem Großteil aller kommerziell eingeführten 5G-Livenetze beteiligt. Zu den 70 durch Ericsson unterstützten 5G-Livenetzen weltweit zählen unter anderem auch Netze in Deutschland und der Schweiz (Swisscom).
99.000 Mitarbeiter weltweit
Ericsson wurde schon 1876 gegründet und beschäftigt weltweit rund 99.000 Mitarbeiter/innen und arbeitet mit Kunden in 180 Ländern zusammen. Im Jahre 2019 erwirtschaftete der Konzern einen Nettoumsatz von umgerechnet 22 Milliarden Euro (227,2 Milliarden SEK).
In Deutschland beschäftigt Ericsson rund 2.700 Mitarbeiter an 12 Standorten – darunter rund 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E). Der Hauptsitz ist Düsseldorf.
Der deutsche Netzbetreiber Telefónica o2 hat sich für Ericsson in seinem 5G-Kernnetz entschieden.