Aufgeschlüsselt

Bundesregierung: Das kostet die Corona-Warn-App

In Deutsch­land kann auch mal was billiger werden als ursprüng­lich geplant - die Entwick­lung der Corona-App. Auch die Erwei­terung für den euro­päi­schen Daten­aus­tausch soll nicht teuer werden.
Von dpa /

Das kostet die deutsche Corona-Warn-App Das kostet die deutsche Corona-Warn-App
Bild: dpa
Die Kosten für die Entwick­lung und den Betrieb der Corona-Warn-App des Bundes werden sich trotz der Erwei­terung für einen Daten­aus­tausch mit anderen euro­päi­schen Ländern nicht erhöhen. Das geht aus eine Stel­lung­nahme des Bundes­gesund­heits­minis­teriums an die Mitglieder des Digi­tal­aus­schusses hervor, die der Deut­schen Presse-Agentur vorliegt.

Die Kosten für die initiale Entwick­lung durch Europas größten Soft­ware­kon­zern SAP fielen dabei fast vier Millionen Euro nied­riger aus als ursprüng­lich kalku­liert. Ursprüng­lich hatte die Bundes­regie­rung mit 11 Millionen Euro gerechnet, abge­rechnet wurden aber nur 7,15 Millionen Euro. Entwick­lungs­partner T-Systems erhielt 7,8 Millionen Euro für die IT-Infra­struktur und den Aufbau der beiden Hotlines, bei denen Anwender Fragen zur Technik stellen und Positiv-Meldungen veri­fizieren lassen können. An monat­lichen Kosten fallen bei T-Systems zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro an.

Auffällig viele Anrufe bei Veri­fika­tions-Hotline

Das kostet die deutsche Corona-Warn-App Das kostet die deutsche Corona-Warn-App
Bild: dpa
Nach Berech­nungen des frak­tions­losen Bundes­tags­abge­ord­neten Uwe Kamann laufen damit bis Ende 2021 Gesamt­kosten von 67,45 Millionen Euro auf. Dazu kämen die Kosten für das Marke­ting. Der IT-Unter­nehmer war für die AfD in den Bundestag einge­zogen und gehört inzwi­schen der Partei LKR (Liberal-Konser­vative Reformer) an. Zum Start der Corona-Warn-App hatte das Finanz­minis­terium mit Kosten von bis zu 69 Millionen Euro kalku­liert.

Auffällig ist die vergleichs­weise hohe Anzahl der Anrufe bei der Veri­fika­tions-Hotline. Dort laufen derzeit täglich durch­schnitt­lich mehr als 750 Anrufe auf. Seit dem Start der App hat sich das auf 180 000 Anrufe summiert (Stand 5. Oktober). Bei der tech­nischen Hotline liegt der Wert bei bei etwa 1200 Anrufen täglich, das sind rund 130 000 Anrufe insge­samt.

Weiterhin Diskus­sionen um mess­baren Nutzen

Kamann kriti­sierte, die Corona-Warn-App sei nur für T-Systems und SAP "ein großer Glücks­fall, ein goldener Regen". Für die deut­schen Steu­erzahler sei das Projekt hingegen "ein wirt­schaft­licher Total­aus­fall, ohne einen mess­baren Nutzen für unsere Bürger zur Bekämp­fung der Corona-Pandemie."

Das Gesund­heits­minis­terium betonte in der Stel­lung­nahme, jede Person, die die App nutze, trage zur Pande­mie­bekämp­fung bei. Der Bundes­regie­rung sei keine konkrete, wissen­schaft­lich fundierte Mindest­zahl an Down­loads bekannt. Es sei auch "nicht ziel­füh­rend", eine untere Schwelle zu defi­nieren.

Die Anwen­dung wurde in den App-Stores von Apple und Google inzwi­schen mehr als 18,4 Millionen Mal herun­ter­geladen. Experten schätzen, dass rund 15 Millionen Menschen in Deutsch­land die App aktiv nutzen. SAP und T-Systems arbeiten derzeit vor allem daran, dass die Daten der Tracing-App in Europa kompa­tibel sind, so dass die Anwen­dung auch bei Reisen im Ausland nütz­lich ist.

Nach den ersten 100 Tagen hieß es bei der Corona-Warn-App, sie sei "kein Allheil­mittel". Klar ist: Die App funk­tio­niert. Die Wirkung könnte aber viel höher sein.

Mehr zum Thema Gesundheit