Ausprobiert: So funktioniert 5G bei congstar
Seit Ende Juni bietet der Mobilfunk-Discounter congstar seinen Kunden die Nutzung des 5G-Netzes als Ergänzung zu GSM und LTE an. Wie im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom für Privatkunden üblich funktioniert die 5G-Nutzung zum einen nur in Kombination mit dem LTE-Netz. Zum anderen ist der neue Netzstandard derzeit nur für den mobilen Internet-Zugang geeignet, nicht aber für Telefonate.
Anders als Telekom und Vodafone bietet congstar seinen Kunden nicht "LTE/5G max" an. Stattdessen sind die Übertragungsgeschwindigkeiten auf 50 MBit/s im Downstream und 25 MBit/s im Upstream beschränkt. Die gleichen Bandbreiten bekommen Kunden aber auch mit der LTE-50-Option, die in den höherwertigen Allnet-Flatrate-Tarifen derzeit bereits inklusive ist, während für 5G generell ein Aufpreis von 5 Euro pro Monat anfällt.
5G mit congstar-Anschluss im Test
Bild: congstar, Montage: teltarif.de
Wir wollten wissen, wie 5G beim Telekom-Discounter funktioniert und haben ein eSIM-Profil von congstar auf einem Apple iPhone 12 Pro Max installiert. Dabei stand uns ein von der Pressestelle des Unternehmens bereitgestellter Test-Tarif mit 25 GB Inklusivvolumen und aktiver 5G-Option zur Verfügung. Zum Vergleich hatten wir eine Original-Telekom-SIM-Karte im iPhone 14 Pro Max im Einsatz.
5G sofort verfügbar
Das Einbuchen ins 5G-Netz klappte nach der Installation des eSIM-Profils sofort. Doch welche Performance haben wir bei der Internet-Nutzung gemessen? Wir haben Geschwindigkeits-Tests mit der Ookla-App durchgeführt - einmal im Upland an der Grenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen und zum anderen im Spessart, an der hessisch-bayerischen Grenze.
Test-Tarif mit 25 GB Highspeed-Datenvolumen
Screenshot: teltarif.de
In beiden Regionen wurden die mit der 5G-Option in Aussicht gestellten maximalen Datenübertragungsgeschwindigkeiten annähernd erreicht. So haben wir im Upland 49,5 MBit/s im Downstream und 21,8 MBit/s im Upstream gemessen. Im Spessart kamen wir auf 48,0 bis 52,7 MBit/s im Downstream und 23,4 bis 24,9 MBit/s im Upstream.
Auffällig war, dass die Performance bei einigen Messungen zunächst etwas höher als vertraglich zugesichert war. Nach wenigen Sekunden pendelte sich die Geschwindigkeit auf bzw. knapp unterhalb der nominellen Maximalwerte ein. Ausnahme waren die 52,7 MBit/s, die wir bei einem Speedtest im Spessart erzielt haben. Ähnliche Erfahrungen haben wir in der Vergangenheit auch mit anderen Tarifen ohne LTE/5G max im Telekom-Netz gemacht - etwa mit dem auf 100 MBit/s im Downstream begrenzten MagentaMobil EINS.
Telekom-SIM: Mehr als 400 MBit/s im Downstream
Mit der Original-Telekom-SIM wollten wir wissen, was das Netz an unseren Teststandorten leistet, wenn keine Performance-Drossel greift. Im Upland haben wir bis zu 402 MBit/s im Downstream und 117 MBit/s im Upstream gemessen. Im Spessart lagen die Werte nicht ganz so hoch. Mit rund 200 MBit/s im Downstream und 80 MBit/s im Downstream war der Datendurchsatz aber deutlich höher als mit dem congstar-Anschluss.
Diese Ergebnisse waren zu erwarten. In der Praxis wirkt sich die Begrenzung für congstar-Kunden allerdings kaum negativ aus. 50 MBit/s sind selbst für Video-Streaming mehr als ausreichend, zum Surfen im Internet, Chatten oder Mailen sowieso. Vorteil gegenüber der LTE-Option ist aber der Performance-Schub im Umfeld von Großveranstaltungen oder generell an Orten mit intensiver Nutzung des mobilen Internet-Zugangs. Wo LTE-Nutzer möglicherweise keinen hohen Datendurchsatz haben, können Kunden mit 5G-Option noch mit guter Performance surfen und streamen.
Performance (fast) wie versprochen
Screenshot: teltarif.de
Reaktionszeiten bei 5G-Nutzung
congstar stellt als weiteren Vorteil der 5G-Nutzung niedrigere Reaktionszeiten als mit einem reinen LTE-Internetzugang heraus. Das trifft - je nach Netzverfügbarkeit - bei 5G Standalone zu. Wird aber - wie bei congstar bzw. generell für Privatkunden im Telekom-Netz - 5G als LTE-Ergänzung genutzt, ist das 4G-Netz diesbezüglich der "Flaschenhals", während die Kombination aus beiden Netzstandards für den Datendurchsatz von Vorteil sein kann.
Im Test im Upland erreichten wir Pingzeiten um 27 Millisekunden. Das ist für eine LTE/5G-Kombination ein guter, wenn auch kein überragender Wert. Im Spessart lagen die Reaktionszeiten um 30 Millisekunden. Das ist ebenfalls in Ordnung, liegt aber erwartungsgemäß auf dem Niveau, das auch mit LTE ohne 5G-Erweiterung erreichbar ist. Schneller wird es erst mit 5G Standalone. Wann dieser Standard für Privat- und erst recht für Discounter-Kunden im Telekom-Netz eingeführt wird, ist weiterhin offen.
LTE-Internet ohne 5G-Erweiterung kaum langsamer
Screenshot: teltarif.de
Telefonie über 2G und 4G
Da Telefonate im VoNR-Standard im Telekom-Netz noch nicht angeboten werden, wird für Anrufe automatisch auf LTE ohne 5G-Erweiterung oder auf das GSM-Netz zurückgegriffen. Das klappte im Test zuverlässig, während unmittelbar nach Beendigung der Sprachverbindung wieder auf LTE mit 5G-Zusatz umgeschaltet wird.
Technisch funktioniert 5G mit congstar einwandfrei. Die Begrenzung auf 50 MBit/s im Downstream und 25 MBit/s im Upstream mag bei Speedtests für Stirnrunzeln sorgen. Im praktischen Einsatz hat sich diese Art der Daten-Drossel aber nicht negativ ausgewirkt. Eine Erkenntnis unseres Tests ist aber auch, dass der Mehrwert der 5G-Option von congstar derzeit eher gering ist. Als wir am Testpunkt im Spessart 5G am Handy abgeschaltet hatten, waren im LTE-Netz immer noch 48 MBit/s im Downstream und 24,3 MBit/s im Upstream verfügbar.
In einem weiteren Beitrag lesen Sie, welchen Eindruck das Telekom-Netz in unserem diesjährigen Netztest hinterlassen hat.