Ausprobiert

Ausgepackt: Das T Phone Pro der Telekom

Ein Telefon vom eigenen Netz­betreiber? War früher üblich. Die Telekom hat erkannt, dass erschwing­liche 5G-Geräte noch selten sind und ergriff die Initia­tive. Wir haben das T Phone Pro ausge­packt.
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Wer sich heute ein Smart­phone kauft, denkt in erster Linie an ein bestimmtes Betriebs­system oder bestimmte Marken­namen. Top-Modelle sind dann sehr schnell sehr teuer, sie können preis­lich über 1000 Euro liegen.

Telefon vom Netz­betreiber?

Tele­fone vom eigenen Netz­betreiber waren früher - bis in die Anfänge des digi­talen Mobil­funks - durchaus "üblich". Die Normung von GSM, UMTS, LTE & Co. erlaubt es längst, aus einem großen Angebot zu wählen. Die Netze müssen die Stan­dards einhalten und dem Kunden die Auswahl über­lassen. Im Großen und Ganzen klappt das auch hier­zulande. Aus den USA ist hingegen zu hören, dass Netz­betreiber wie die altehr­wür­dige AT&T bestimmte Modelle nicht "mögen" oder sogar aktiv das Einbu­chen in ihre Netze damit verhin­dern. Erfreu­lich: T-Mobile USA gehört nicht dazu und hat dadurch einige neue Kunden gewonnen.

5G muss bezahl­barer werden

Telekom T Phone Pro Telekom T Phone Pro
Bild: telekom.de

Telekom T Phone Pro

Bei der Deut­schen Telekom und ihren Töch­tern stellte man fest, dass viele Kunden vor 5G noch zurück­schre­cken, weil es im bezahl­baren Bereich doch noch recht wenig Ange­bote gibt.

Also wurde das T Phone kreiert (ohne Verbin­dungs­strich), in Zusam­men­arbeit mit dem Android-Erfinder Google. Gebaut wird das aktu­elle T Phone von Wing­tech, einem China-basierten, aber inter­national tätigen Hersteller von Kommu­nika­tions­elek­tronik.

Zwei Versionen

Vom T Phone gibt es zwei Versionen. Wir haben die Pro-Version erprobt und würden auch raten, die etwa 50 Euro Mehr­preis auszu­geben. Warum?

Beim "Pro" gibt es mehr System­spei­cher (6 GB statt 4 GB) und eine NFC-Funk­tion, die beispiels­weise kontakt­loses Zahlen erlaubt und die Möglich­keit, kabellos (induktiv) aufzu­laden ist auch nicht zu verachten. Der einge­baute Akku hat 5000 mAh und hielt bei uns locker zwei Tage, selbst bei regel­mäßiger Benut­zung. Die einfache Version hat 4500 mAh). Die Pro-Vari­ante (etwa 17,4 × 7,8 × 9 cm) ist vom Gehäuse her etwas größer als die "einfache" Version (16,6 × 7,6 × 9 cm) und verfügt über ein IPS-Display mit 17,3 cm (6,82 Zoll), einer Auflö­sung von 1600 x 720 Pixel und einer Bild­wie­der­holungs­fre­quenz von 60 Hertz. Die einfache Version ist etwas kleiner geraten, das Display des einfa­chen T Phone misst 16,6 cm (6,52 Zoll) Diago­nale. Für Freunde von Selfies löst die Front­kamera der Pro-Version dreimal so hoch wie die "einfache" Vari­ante auf.

Unboxing

Der Moment des Auspackens: In der schwarzen Schachtel ist eine weitere magentafarbene Schachtel. Der Moment des Auspackens: In der schwarzen Schachtel ist eine weitere magentafarbene Schachtel.
Foto: Henning Gajek
Verpackt ist das T Phone in einem eleganten schwarzen Karton mit magen­tafar­benem T-Logo. Zum Öffnen muss ein magen­tafar­benes Papier­siegel aufge­bro­chen werden, dann kann die Schub­lade heraus­genommen werden, ein in der Branche oft übli­ches Verfahren.

Nun wird aus dem Karton eine weitere magen­tafar­bene Papp­schachtel heraus­gehoben, die eine Kurz­anlei­tung, ein USB-A auf USB-C Kabel enthält, und darunter liegt im Karton das mit einem Magenta-T-Schutz­auf­kleber verse­hene Mobil­telefon.

Hoch und schmal

Etwa 17cm hoch und 7,5 cm breit - ungewohnt schlankes Format. Etwa 17cm hoch und 7,5 cm breit - ungewohnt schlankes Format.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zunächst fällt auf, dass das Telefon relativ schmal (7,5 cm) und hoch (14 cm) ist, was aber der Bedie­nung keinen Abbruch tut. Video­fans werden es sogar begrüßen, ihre Lieb­lings-Videos im breiten Quer­format schauen zu können.

Nach dem Auspa­cken wird die beigelegte Steck­nadel verwendet, um das SIM-Karten-Fach (linke Seite oben) zu öffnen. Der Schlitten hat Platz für nur eine (!) SIM-Karte und wahl­weise auch eine MicroSD-Spei­cher­karte. Das ist heut­zutage etwas unge­wohnt, denn viele auch preis­werte Geräte sind längst mit Dual-SIM-Funk­tio­nalität ausge­stattet.

Aktuell, so bestä­tigt uns die Telekom, unter­stütze das Gerät nur eine SIM-Karte und enthält auch keinen Spei­cher für eine eSIM. Viel­leicht hält man es mit einem abge­wan­delten Bibel­zitat: "Du sollst kein anderes Netz neben mir haben."

Doch keine Angst: Wir haben auch andere SIM-Karten aus anderen Netzen einge­legt und die gute Nach­richt: Das Telefon funk­tio­niert in allen Netzen einwand­frei, einen SIM-Lock hat es also nicht.

Erst­ein­rich­tung

Nach dem aller­ersten Einschalten meldet sich das Telefon auf englisch, bittet um die SIM-Karten-PIN und stellt dann anhand der einge­legten Karte fest, dass wir in Deutsch­land sind, worauf das Gerät erneut startet, diesmal auf deutsch.

Gewohntes Google-Setup

Die folgende Setup-Prozedur ist altbe­kannt. Google richtet sein weit­gehend origi­nales Android 12 ein, bittet um die WLAN-Zugangs­daten, um so nach Updates zu suchen, und fragt zwischen­durch allerlei Zugriffs­rechte ab.

Gegen Ende der Einrich­tung folgt ein Telekom-spezi­fischer Teil. Hier wird der Nutzer nach seinem unge­fähren Alter gefragt. Ihm werden verschie­dene Apps vorge­schlagen, die inter­essant sein könnten und auf Wunsch instal­liert werden. Darunter auch die Telekom "Mein Magenta"-, die "Smart Home"-App und der "Mailbox Pro"-Anruf­beant­worter, der unter Android in etwa die Funk­tio­nalität von VisualVoiceMail bei Apple nach­bildet.

Akku kabellos aufladen

Der fest verbaute Akku kann über ein Lade­gerät (nicht im Liefer­umfang) und über das mitge­lie­ferte USB-A-auf-USB-C Lade­kabel nach­gefüllt werden oder induktiv per QI-Proto­koll mit handels­übli­chen Lade­pads (im Fach­handel erhält­lich, teil­weise sogar in Möbel­häu­sern).

Betrieb im Auto

Wer das T Phone im Auto betreiben möchte, sollte zunächst die Blue­tooth-Verbin­dung herstellen und dann ein daten­fähiges USB-Lade­kabel in Verbin­dung mit dem USB-Anschluss im Auto verbinden. Je nach Fahr­zeug und dessen Soft­ware­kom­pati­bilität könnte es sein, dass ein Neustart im Auto oder am Handy notwendig wird. Das kann man aber dem T Phone nicht ankreiden, eher dem Auto­her­steller.

Kontakt­loses Bezahlen

Im Programm "Google Wallet" haben wir eine Kredit­karte einge­bunden (hier N26), und so war das Einkaufen mit dem T Phone Pro problemlos möglich, vor dem Bezahl­vor­gang muss das Handy z.B. per Finger­abdruck frei­gegeben werden.

Finger­abdruck-Sensor in der Ein/Aus-Taste

Die magen­tafar­bene Taste an der rechten Seite ist nicht nur die Ein/Aus-Taste, sondern enthält auch einen Finger­abdruck-Sensor. Damit ist die Auswahl des Fingers vermut­lich auf den Zeige­finger der haltenden Hand beschränkt, ähnliche Funk­tionen gibt es auch bei anderen Herstel­lern.

Zum Ausschalten wischen

Ist das Gerät einge­schaltet, löst längerer Druck auf die Ein/Aus-Taste nur den Google-Assis­tenten aus. Zum Abschalten mehr­fach von oben nach unten wischen, bis ein Ein-Ausschalt Symbol im Android-Schub­laden-Menü sichtbar wird. Dort kann dann ausge­schaltet oder neu gestartet werden, das geht auch bei gesperrtem Gerät. Vermut­lich wird man das Gerät selbst kaum frei­willig ausschalten, man könnte ja etwas wich­tiges verpassen.

Die Anschlüsse

Wie heute allge­mein Stan­dard verfügt das T Phone (Pro) über eine USB-C-Buchse zur Kommu­nika­tion mit der Außen­welt und zum Aufladen. Und das Gerät hat noch die gute alte 3,5mm Klin­ken­buchse für Kopf­hörer, wenn man keinen Blue­tooth-Hörer anschließen kann oder will.

Vier plus eine Kamera(s)

Aufnahme mit einem iPhone 14. Aufnahme mit einem iPhone 14.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die gleiche Szenerie mit dem T Phone Pro aufgenommen. Die gleiche Szenerie mit dem T Phone Pro aufgenommen.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Haupt­kamera des T Phone wird mit 50 Mega­pixeln ange­geben. Bei guter Beleuch­tung machen sie brauch­bare Bilder. Wir haben spaßes­halber das gleiche Motiv indoor ohne Blitz mit dem T Phone Pro und einem iPhone 14 aufge­nommen.

Welche Band-n28-Kombi­nation funk­tio­niert?

Der Netzmonitor zeigt 5G-DSS mit Ankerband B20 (800 MHz) und NR-Band "n1" (2100 MHz). Der Netzmonitor zeigt 5G-DSS mit Ankerband B20 (800 MHz) und NR-Band "n1" (2100 MHz).
Foto: Henning Gajek
Wer unsere wöchent­liche Über­sicht zum Netz­ausbau liest, weiß, dass immer mehr 5G-Sende­sta­tionen auf 700 MHz an den Start gehen, die als Anker­band eine Frequenz auf 800 MHz (B20) brau­chen. Das ist aber knifflig, weil das Handy ja zugleich sendet und empfängt und die genutzten Frequenzen relativ nahe beiein­ander liegen. Nach unseren Eindrü­cken, beherrscht das T Phone das nicht, selbst die teuren aktu­ellen iPhones können das nicht. In Ober-Abtsteinach (Südhessen) gibt es einen n28 (700 MHz) Sender von o2, der auch mit 2100 MHz (Band B1) kombiniert. Damit kommt das T Phone klar. In Ober-Abtsteinach (Südhessen) gibt es einen n28 (700 MHz) Sender von o2, der auch mit 2100 MHz (Band B1) kombiniert. Damit kommt das T Phone klar.
Foto Henning Gajek / teltarif.de
Wir fanden einen n28-Sender von o2 in Ober-Absteinach (Hessen), der sich auf das Band B1 (2100 MHz) abstützt. Solange man 2100 MHz empfangen konnte, war auch 700 MHz für NR (5G) verfügbar.

Zur 5G-SA-Unter­stüt­zung gibt es noch keine Aussagen, weil 5G-SA im Netz der Deut­schen Telekom aktuell noch nicht für Privat­kunden verfügbar ist. Da 5G-SA aber in den USA bereits an der Tages­ord­nung ist und das T Phone schließ­lich welt­weit vertrieben wird, spricht vieles dafür, dass auch das hiesige T Phone dafür schon vorbe­reitet ist. Im Innern arbeitet der Chip­satz Dimen­sity 7000 von Mediatek.

Empfeh­lens­wert: Eine Hülle oder Tasche

Das T Phone "nackt" zu betreiben ist viel­leicht keine gute Idee. Das Gehäuse scheint Staub anzu­ziehen und man hat immer etwas Angst, es könnte herun­ter­fallen. Eine Schutz­hülle fanden wir auf den Telekom-Seiten unter dem Stich­wort "A Good Case Telekom T Phone" für 29,95 Euro, sicher auch in den Telekom-Shops vor Ort. (Update: Zunächst hatten wir auf den Seiten der Telekom ein Buch-Cover für 9,95 gefunden, das wurde wohl zwischen­zeit­lich korri­giert. Ende des Updates

Was kostet der Spaß?

Wie erwähnt ist das T Phone in zwei Versionen erhält­lich. Der Preis des T Phone Pro liegt - ohne Vertrags­bin­dung - bei 269 Euro, mögli­cher­weise werden die Stra­ßen­preise noch nach­geben. Die einfache Version kostet 50 Euro weniger, nämlich 219 Euro.

Wer ohnehin einen neuen Mobil­funk-Vertrag abschließen wollte, könnte das teurere T Phone für den berühmten "einen Euro" bekommen, dann wird ein Mobil­funk­ver­trag mit Handy und monat­lichen 10 Euro Aufpreis dabei sein. Das würde nach zwei Jahren 240 Euro Mehr­kosten bedeuten (die Grund­gebühr des ausge­wählten Vertrags nicht vergessen), und spätes­tens dann muss man seinen Vertrag aktua­lisieren, sonst würde man diese 10 Euro auf Dauer auch weiter bezahlen.

Ein Fazit:

Wer keine Lust hat, in teure Marken­ware zu inves­tieren, wer sein Handy als tägli­ches Werk­zeug nutzt und möglichst immer und überall Netz haben möchte, könnte mit dem T Phone durchaus Freude haben. Mögen viele beim Thema "5G" noch skep­tisch schauen, die Entwick­lung schreitet mit Riesen­schritten voran, und daher ist 5G bei einem neuen Handy Pflicht.

Vom "klei­neren" T Phone mit 4 GB RAM und ohne NFC oder QI-Ladungs­mög­lich­keit würden wir eher abraten, die spätere Enttäu­schung lässt sich vermeiden.

Schade ist, dass das T Phone aktuell nur eine SIM-Karte unter­stützt. Wer viel in unter­schied­lich versorgten Regionen unter­wegs ist oder wer mit einer zweiten Rufnummer Beruf­liches und Privates trennen will, müsste sich notfalls für ein anderes Modell mit Dual-SIM oder ein zweites Handy entscheiden.

Nächste Woche scheint die Telekom einen neuen "Fest­netz"-Tarif vorzu­stellen, der auf der Verbin­dung von 5G/4G-Mobil­funk und Fest­netz basiert. Wir haben ihn bereits im Test.

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