Rückblick

2005: Das Jahr der Flatrate-Tarife

Stichworte des Jahres: Base-Start, UMTS fürs Zuhause, entbündeltes DSL
Von Björn Brodersen

Das Jahr 2005 war das Jahr der fallenden Preise - sowohl im Festnetz- als auch im Mobilfunk- sowie im Internet-Bereich. Bei den Festnetz- und DSL-Anschlüssen heizten Wettbewerber wie Arcor, HanseNet, Versatel, 1&1, AOL und freenet der Marktführerin Deutsche Telekom ein, im Mobilfunk-Bereich starteten so genannte Discounter den Angriff auf die Platzhirsche T-Mobile, Vodafone, E-Plus und o2. Die Kunden profitierten von dem verstärkten Konkurrenzkampf.

Start der Mobilfunk-Discounter und der Flatrate-Marke Base

Für Bewegung auf dem Mobilfunkmarkt sorgten vor allem neue Anbieter mit schlanker Vertriebsstruktur wie simyo, Blau, debitel-light, klarmobil, easymobile (heute callmobile) oder simply, die nicht nur auf günstige Gesprächskosten sondern auch auf einfache überschaubare Tarife setzten. Sogar der Lebensmittel-Discounter Aldi stieg erfolgreich mit einem eigenen Prepaid-Tarif in den Mobilfunkmarkt ein. Der Konkurrent Lidl dagegen verpasste den günstigen Zeitpunkt für einen Marktstart und zog erst 2007 mit dem Fonic-Angebot von o2 nach.

Ende des Jahres waren Handy-Telefonate in alle deutschen Netze für 14 Cent pro Minute möglich, anbieterinterne Gespräche kosteten sogar schon damals teilweise nur 5 Cent pro Minute. Mancher Anbieter - zum Beispiel Aldi - hält noch heute an diesen Preismodellen fest, während andere wie simyo inzwischen teilweise auf einen 9,9-Cent-Einheitstarif umgeschwenkt sind. Der Konkurrenzdruck durch die neuen Billiganbieter zwang auch Netzbetreiber wie T-Mobile und Vodafone, die Preise in ihren Prepaid-Tarifen zu senken.

Für Vieltelefonierer stand dagegen ab August mit dem Angebot Base erstmals ein Flatrate-Tarif für Handy-Gespräche zur Auswahl. Im Grundpreis von 25 Euro pro Monat waren alle Gespräche ins deutsche Festnetz und ins E-Plus-Netz bereits enthalten, plus netzinterne SMS.

UMTS-Internetangebote als Ersatz für den Festnetzanschluss

Noch keine Konkurrenz durch Billiganbieter spürten die Netzbetreiber 2005 im Bereich der mobilen Datenübertragung. Vodafone bot im März mit ZuhauseWeb und der Talk&Web-Box den ersten UMTS-basierten Internetzugang für die Nutzung zu Hause an - zu Preisen zwischen 30 und 40 Euro im Monat für 5 GB Datenvolumen oder 60 Online-Stunden inklusive. o2 lieferte im Monat darauf die ersten surf@home-Router seines Festnetz-Ersatzangebots aus.

Mit dem Nokia 6680 erschien auch das erste UMTS-Handy auf dem deutschen Markt, das den Namen wirklich verdiente. Die Finnen deuteten zudem mit den funktionsreichen Geräten der neuen N-Serie an, was Mobiltelefone zukünftig alles leisten können. Samsung dagegen präsentierte gegen Jahresende mit den Modellen SGH-Z510 und SGH-Z540 die mit 14,9 Millimetern bis dahin flachsten UMTS-Handys. Im August erlebten die Handy-Fans die Geburtsstunde des ersten Walkman-Handys W800i von Sony Ericsson.

Festnetz-Flatrates für 10 Euro im Monat

Günstigere Nutzungskosten für Handy-Gespräche und mobiles Internet sowie schnellere Datenübertragungen über das Mobilfunknetz setzten die klassischen Telefonfirmen unter Druck. Vor allem die Deutsche Telekom verzeichnete fortan einen deutlichen Kundenschwund, den sie einerseits mit einem umfassenden Stellenabbau und mit einem neuen Tarifangebot rund um die Flatrate-Gruppe XXL zu stoppen versuchte - es sollte nicht die letzte Tarifoffensive des in die Defensive gedrängten ehemaligen Monopolisten sein. Im selben Jahr zog die Telekom jedoch auch einen endgültigen Schlussstrich unter das bis dahin so populäre kostenfreie xxl-Surfen über lokale Einwahlnummern am Wochenende.

Ursache für den Kundenexodus bei der Telekom war nicht nur die zunehmende Konkurrenz der Mobilfunker sondern auch die Einführung attraktiver Paketangebote der alternativen Vollanschluss-Anbieter. HanseNet und Versatel etwa boten ihren Kunden erste Sprach-Flatrates für Telefonate ins deutsche Festnetz für knapp 10 Euro im Monat an.

DSL: Noch ging es kaum ohne die Telekom

Im DSL-Bereich verzeichnete die Telekom-Konkurrenz der alternativen Anbieter und der DSL-Reseller inzwischen einen Marktanteil von 40 Prozent, vor allem 1&1 legte deutlich zu. Die DSL-Anschluss-Zahl in Deutschland lag Ende des Jahres bei 10,4 Millionen und damit um 50 Prozent höher als Ende 2004. Der Ansturm auf die schnellen Internetanschlüsse sowie ein schwerer Software-Fehler bei der Telekom führten zwischenzeitlich sogar zu einem regelrechten Chaos bei der Neuschaltung von DSL-Anschlüssen.

Erste DSL-Anbieter ohne Infrastruktur machten sich nicht nur aus einem solchen Grund unabhängiger von der Telekom: Tiscali schaltete zum Beispiel in Frankfurt am Main mit Hilfe des Netzbetreibers Telefónica erste entbündelte DSL-Anschlüsse. Inzwischen bieten solche reinen DSL-Anschlüsse sogar einen spürbaren Preisvorteil gegenüber den Festnetz-DSL-Paketen.

2005 profitierten vor allem Bewohner der Ballungsräume von sinkenden DSL-Preisen (City-Flatrates) und auf bis zu 16 MBit/s im Downstream (ADSL2+) steigenden Bandbreiten, während Landbewohnern oftmals nur teurere Zugänge oder gar nur der Internetzugang über die herkömmliche Telefonleitung blieb. Hoffnungen steckten Betroffene fortan in die neuen WiMAX-Angebote, bei denen die letzte Meile per Funkverbindung überbrückt wird.

Beispielsweise erschlossen die DBD Deutsche Breitbanddienste und Arcor Stadtteile in Berlin und Kaiserslautern auf diese Weise, doch WiMAX hat bislang die Erwartungen als verbreitete und erschwingliche Breitband-Zugangstechnologie für DSL-lose Gebiete nicht erfüllt. Auch die Internet-Angebote der Kabelnetzbetreiber waren damals noch nicht konkurrenzfähig zu DSL.

Weitere Ereignisse in diesem Jahr

Tk-Statistik Deutschland 2005
Festnetzanschlüsse 38,6 Mio.
Anteil der Festnetzanschlüsse
bei Wettbewerbern
der Deutschen Telekom
8,8 %
Mobilfunk-Anschlüsse 79,2 Mio.
Breitbandanschlüsse 10,4 Mio.
Verbindungsminuten
Mobilfunk pro Tag
118 Mio.
Quellen: teltarif.de, VATM
Eine gesetzliche Verpflichtung der Call-by-Call-Anbieter, eine Tarifansage vor Gesprächsbeginn zu schalten, wurde von den Unions-geführten Ländern im Bundesrat gestoppt. Zum Jahresende wurde die gerne für Dialer-Programme eingesetzte Rufnummerngasse 0190 geschlossen. Dafür waren endlich die lange angekündigten 032-Rufnummern für VoIP-Anbieter aus dem Telekom-Netz erreichbar. Über die Marke T-Online startete auch die Deutsche Telekom mit einem eigenen VoIP-Angebot. Und ein weiterer Versuch der Telekom, sich die Wettbewerber vom Leib zu halten, gipfelte in der Forderung nach einer Regulierungsausnahme für das neue Hochgeschwindigkeitsnetz (VDSL), das der Bonner Konzern zunächst in zehn deutschen Städten ausrollen wollte.