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Mobile Challengers: Der Aufstand der Kleinen

Kleinere europäische Netzbetreiber sprechen mit gemeinsamer Stimme
Von Björn Brodersen

E-Plus-Chef Thorsten Dirks hat auf dem 3GSM World Congress mehr Unterstützung vom Regulierer gefordert. "Wir brauchen Regulierung auf dem Mobilfunkmarkt, um die später auf den Markt getretenen Mobilfunkbetreiber zu unterstützen", sagte er auf einer Veranstaltung des Mobile Challengers [Link entfernt] genannten Verbunds von kleineren Mobilfunkanbietern. Nur so seien weiterhin Wettbewerb und damit Innovation auf dem Markt gegeben. E-Plus habe seit 2005 gezeigt, was Wettbewerb ausmachen kann, und mit seiner Multibrand-Strategie den Mobilfunkmarkt in Deutschland gehörig verändert.

Der neue Mann an der Spitze des mit rund 13 Millionen Kunden größten europäischen Mobile Challengers sieht sein Unternehmen bei den kürzlich von der Bundesnetzagentur festgelegten Preisen für die Gesprächsterminierung sowie im Bereich der UMTS-Dienste stark benachteiligt. Bei den Terminierungsentgelten hält er beispielsweise Preise von 5 Cent pro Minute für die beiden Platzhirsche T-Mobile und Vodafone sowie von 9 Cent für die kleineren Wettbewerber E-Plus und o2 für angebracht. Der Regulierer habe sich jedoch bei der Festlegung der Entgelte für die Weiterleitung von Anrufen in die Mobilfunknetze nicht von einem Kosten-Modell leiten lassen und nur einen Unterschied von 1,1 statt 4 Cent zwischen D- und E-Netzbetreibern bestimmt.

Nachteil bei UMTS-Diensten auf 900 MHz

Ein weiteres Beispiel für die Benachteiligung seien die zugeteilten Frequenzbereiche sowie der Bereich der 3G-Dienste: "Wir haben 300 Millionen Euro mehr Kosten für den Netzbetrieb als die D-Netzbetreiber", rechnete Dirks vor. Verstärkt werde der Nachteil, wenn Investitionen in UMTS-Dienste im 900-MHz-Frequenzbereich anstehen, da die im ihnen zugewiesenen 1800-MHz-Bereich operierenden Anbieter E-Plus und o2 nicht über ausreichend Spektrum verfügten, um UMTS dort laufen zu lassen.

"Herausforderer der Incumbents verändern Märkte", betonte Dirks und warnte im Gegensatz zu Telekom-Chef René Obermann vor einer Konsolidierung des Mobilfunkmarktes in Europa. Ein Incumbent ist ein ehemaliger Monopolanbieter, in Deutschland also die Deutsche Telekom. "Konsolidierung führt zu nur zwei Akteuren auf dem Markt, der Wettbewerb fällt dann weg", sagte er. Den aber benötigten die deutschen Mobilfunkanbieter, um Telefonminuten aus dem Festnetz abzuziehen, weil er zu günstigeren Mobilpreisen führe. Wegen zu hoher Nutzungskosten würden hierzulande nur 18 Prozent der Telefonminuten über die Mobilfunknetze abgewickelt.

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