Rückblick

Die Trends im Breitband-Jahr 2006

Schnellere Anschlüsse, mehr Anwendungen und günstigere Preise
Von Björn Brodersen

Im Breitband-Bereich stand das auslaufende Jahr ganz im Zeichen von schnelleren Datenübertragungsraten, alternativen Zugangstechnologien, mehr Anwendungen und sinkenden Preisen. Der Provider 1&1 führte gleich zu Beginn des Jahres erste ADSL2+-Anschlüsse in Deutschland mit Datenübertragungsraten von bis zu 16 MBit/s im Downstream ein. Inzwischen ermöglicht die T-Com sogar in zwölf Städten per VDSL-Technologie Anschluss-Geschwindigkeiten von bis zu 50 MBit/s, die Anschlüsse des Kabelnetz-Betreibers Kabel BW erreichen dagegen bis zu 25 MBit/s im Downstream. Um den Kunden jedoch auch die höhere Bandbreite zu verkaufen, müssen neue Anwendungen her: "Triple Play" lautet daher das Wort der Stunde - Telefon, Internet und Fernsehen über eine Leitung.

Nutzer, die sich mit weniger Bandbreite begnügen, haben dagegen von sinkenden Preisen profitiert. Zu Beginn dieses Jahres kosteten die günstigsten so genannten DSL-City-Flatrates 5 bis 7 Euro pro Monat, bundesweit verfügbare Pauschalzugänge waren ab 8 bis 10 Euro im Monat erhältlich. Inzwischen habe sich viele Provider wieder von dem die Großstadtbewohner bevorzugende City-Flat-Modell abgewendet, bundesweit verfügbare DSL-Flatrates gibt es zurzeit kostenlos, d.h. der Kunde zahlt nur die je nach Geschwindigkeit variierenden Anschluss-Grundkosten. Hoffnung für Landbewohner bringen jetzt zudem andere breitbandige Zugangstechnologien wie EDGE, UMTS und HSDPA sowie WiMAX.

Offener Regulierungsstreit um das neue VDSL-Netz der Telekom

Die dominierende Breitband-Technologie hierzulande ist weiterhin DSL: Inzwischen gibt es knapp 15 Millionen DSL-Anschlüsse in Deutschland, wobei die alternativen Anschlussanbieter und die DSL-Reseller mittlerweile genauso viele Endkundenverträge auf sich vereinen wie die Telekom. Hoffnungsträger des Bonner Konzerns ist das neue VDSL-Netz, das zunächst in zwölf Städten gebaut wurde. Weitere Investitionen in das Hochgeschwindigkeitsnetz in Höhe von insgesamt drei Milliarden Euro sowie den Erhalt von rund 5 000 Arbeitsplätzen macht die Telekom jedoch von einer Regulierungsbefreiung abhängig.

Kernpunkt des anhaltenden Regulierungsstreits um das schnelle Glasfasernetz ist die Frage des "neuen Marktes". Stellt das VDSL-Netz einen neuen Markt dar, könnte die Telekom mit einer Regulierungsbefreiung rechnen - ansonsten nicht. Für das Unternehmen selbst ist die Bandbreite das Unterscheidungsmerkmal von herkömmlichen DSL-Angeboten, andere sehen dadurch keinen neuen Markt begründet. Die Bundesregierung unterstützt die Telekom und will sie vorübergehend von der Regulierung freistellen, eine entsprechende Regelung sieht die jüngst verabschiedete TKG-Novelle vor. Die EU-Kommission aber ist strikt gegen eine Ausnahmeregelung und bereitet jetzt ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Berlin vor. Die alternativen Netzbetreiber hingegen haben angekündigt, ihre Investitionen in den Netzausbau zu stoppen.

Ob die Telekom ihr Ziel erreicht, die Preise für den Zugang zum VDSL-Netz für Wettbewerber selbst festlegen zu können und nicht von der Bundesnetzagentur auferlegt zu bekommen, ist also noch nicht geklärt. Der Konzern will über das Glasfasernetz nicht nur den Internetzugang und Telefonie (VoIP) anbieten sondern auch Fernsehinhalte. Die T-Com hatte sich dafür die prestigeträchtigen Internet-Übertragungsrechte für die laufende Saison sowie zwei weitere Spielzeiten der Fußball-Bundesliga gesichert.

ADSL2+: Der erste Schritt zu deutlich schnelleren Anschlüssen

Die meisten Endkunden wird der Regulierungsstreit sicherlich eh nicht interessieren. Zwar ist inzwischen in den zwölf VDSL-Städten großflächige Werbung für das T-Home genannte Triple-Play-Produkt zu sehen, doch die monatlichen Grundkosten sind mit mindestens 65 Euro im Monat hoch und die Datenübertragungsrate von bis zu 50 MBit/s nicht notwendig für heutige über das Internet gelieferte Dienste. Fernsehinhalte in HDTV-Qualität, Sprachtelefonie und Internetdaten lassen sich nämlich parallel auch über die auf kurze Entfernung theoretisch bis zu 25 MBit/s schnellen ADSL2+-Anschlüsse übertragen.

Erste ADSL2+-Anschlüsse in Deutschland wurden bereits Ende 2005 von Anbietern wie AOL, debitel, HanseNet und Versatel geschaltet, doch so richtig los ging die Vermarktung der schnelleren Anschlussgeschwindigkeiten ab Januar dieses Jahres, nachdem auch 1&1 und Arcor zu der Riege der ADSL2+-Anbieter hinzustießen. Im Februar zählten wir für einen Vergleich der Angebote bereits neun noch regional begrenzte ADSL2+-Angebote, die allesamt über die Netze alternativer Netzbetreiber realisiert wurden. Die T-Com schaltete solche Anschlüsse erst Ende Mai. Mittlerweile führen viele DSL-Anbieter diese Anschlussklasse, im T-DSL-Bereich kostet ein ADSL2+-Anschluss zurzeit in der Regel knapp 30 Euro im Monat.

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