Rückblick

Die Trends im Breitband-Jahr 2006

Schnellere Anschlüsse, mehr Anwendungen und günstigere Preise
Von Björn Brodersen

Mit ausreichender Bandbreite sind auch erste Triple-Play-Produkte der Internetprovider auf den Markt gekommen. HanseNet startete sein "homeTV" genanntes und nur in Hamburg und Lübeck verfügbares Angebot im Mai, 1&1 stellte sein als 3DSL bezeichnetes Bündel kurz vor der diesjährigen IFA vor. Die Telekom kam im Oktober als weiterer Triple-Play-Anbieter hinzu, Arcor führt schon seit längerer Zeit einen Video-on-Demand-Dienst. Unser jüngster Produktvergleich zeigte jedoch, dass die aktuellen Triple-Play-Angebote allesamt noch verbesserungswürdig sind.

DSL-Alternativen fristen ein Nischendasein

Doch nicht nur im DSL-Bereich, auch die Kabelinternet-Anbieter haben in diesem Jahr in den Ausbau ihrer Netze investiert. Kabel BW bietet beispielsweise Anschlüssen mit einer Downstream-Rate von bis zu 25 MBit/s an. Wichtiger für ihre Triple-Play-Produkte als Höchstleistungen beim Datenempfang ist allerdings, dass die Breitbandkabel auch rückkanalfähig sind - hier haben die Kabelnetzbetreiber inzwischen erheblich nachgebessert. Ob sie jedoch den Wettbewerbsvorsprung von DSL aufholen können, ist fraglich. Von den mehr als sechs Millionen Haushalten, die über das TV-Kabel an das schnelle Internet angeschlossen werden können, haben gerade einmal knapp 700 000 einen solchen Vertrag abgeschlossen. Planungen der Netzebene-3-Kabelnetzbetreiber zufolge sollen Ende 2008 rund 23,8 Millionen Haushalte für Triple Play erschlossen sein.

Erschwert wird die Situation durch den Umstand, dass das Kabelinternet in der Regel überall dort verfügbar ist, wo auch DSL-Anbindungen vorhanden sind. Außerdem ist die Akzeptanz der Kabelinternet-Anschlüsse seitens der Endkunden immer noch gering. Auch andere Breitband-Zugangstechnologien wie etwa Satellitenverbindungen oder WiMAX spielen im Moment aus ähnlichen Gründen keine große Rolle.

Selbst nach der Versteigerung der Lizenzen für den funkgestützten Breitbandzugang Mitte dieses Monats durch die Bundesnetzagentur ist es fraglich, ob der WiMAX-Standard hierzulande die Erwartungen an eine flächendeckende Breitband-Versorgung erfüllen kann. Schon das Interesse an der Auktion (6 Bieter) sowie der Erlös (56 Millionen Euro) waren deutlich geringer ausgefallen als zuvor gedacht. Die Lizenznehmer haben jetzt bis zum Jahr 2020 Zeit, entsprechende Funknetze aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.

Auch die Mobilfunkbetreiber setzen jetzt auf DSL

Mit DSL vergleichbare Datenübertragungsraten kann der mobile Breitbandzugang per UMTS bzw. HSDPA bieten. Während UMTS eine Geschwindigkeit von bis zu 384 kBit/s ermöglicht, sind es mittels der Erweiterung HSDPA in einigen Städten schon 3,6 MBit/s im Downstream. Im nächsten Schritt wollen die Mobilfunkbetreiber eine Datenrate von bis zu 7,2 MBit/s im Downstream und per HSUPA 1,8 MBit/s im Upstream realisieren, theoretisch sind mit HSDPA sogar 50 MBit/s im Downstream denkbar.

Vorreiter beim UMTS-Ausbau sind die Netzbetreiber T-Mobile und Vodafone: T-Mobile versorgt nach eigenen Angaben mittlerweile über 1 000 Städte mit HSDPA und setzt in ländlichen Regionen auf die GSM-Erweiterung EDGE, die einen Datenempfang mit bis zu 220 kBit/s erlaubt. Vodafone versorgt nach eigenen Angaben rund 2 000 Städte mit UMTS und rund 65 Prozent des UMTS-Netzes mit HSDPA. Ein Erweiterung der GSM-Netze mit EDGE plant Vodafone dagegen nicht. E-Plus hat mittlerweile alle größeren Städte und Regionen mit UMTS erschlossen, plant aber als einziger Netzbetreiber vorerst keinen HSDPA-Ausbau. o2 hat damit gerade begonnen.

Wer über das Mobilfunknetz mit höherer Geschwindigkeit im Internet surfen will, benötigt allerdings noch einen bezahlbaren Tarif. Hier haben die Netzbetreiber den günstigen DSL-Flatrates noch nichts entgegenzusetzen - stattdessen bieten Vodafone und der zum vergangenen Jahreswechsel von der spanischen Telefónica übernommene Anbieter o2 seit Oktober selbst DSL-Anschlüsse an. Allerdings zahlen die Kunden auch hier etwas mehr als bei den DSL-Resellern oder Vollanschluss-Anbietern.

Weitere Rückblicke auf das Jahr 2006:

Aktuelle Änderungen zum Monatswechsel: