freiwillig und kulant?

Editorial: Ist Verzicht auf Preiserhöhungen wirklich Kulanz?

Oder: Nur eine Minderheit profitiert bei Mehrwertsteuererhöhung von konstanten Preisen
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Liest man meine vorherigen Zeilen bzw. die Verlautbarungen der Unternehmen genau, wird schnell klar, wer auch im Telekommunikationsbereich Mehrbelastungen durch die Mehrwertsteuererhöhung tragen muss: Es ist die große Gruppe der Bestandskunden, die in einem nicht mehr vermarktetem Tarif telefonieren oder an den Vertrag gebunden sind. Nach Schätzungen von teltarif.de sind dies alleine bei der Telekom-Festnetzsparte T-Com sicherlich mehr als zehn Millionen Kunden, die ihren Telefonanschluss vor dem März 2005 bestellt haben und seitdem keine Vertragsänderung vorgenommen haben. Auch im Mobilfunkbereich gibt es immer wieder Kunden, die ihren 24-Monatsvertrag nicht aktiv verlängern bzw. in einen neuen Tarif wechseln, sondern einfach weiter telefonieren. Auch diese werden sich ab Januar 2007 auf steigende Preise einstellen müssen.

Ist ein Tarifwechsel in einen aktuellen Tarif sinnvoll?

Eine mögliche Strategie, die eigenen Kosten trotz der Mehrwertsteuererhöhung zu senken, könnte ein Wechsel in einen der aktuell in der Vermarktung stehenden und somit nicht von der Steuererhöhung betroffenen Tarife, sein. Im Festnetzbereich bei der T-Com empfiehlt sich ein Tarifwechsel vom seinerzeit verfügbaren T-Net-Standard-Anschluss zum aktuellen CallPlus beispielsweise dann, wenn der Preis bei CallPlus konstant bleibt, während der T-Net-Standard-Tarif wohl nach den uns vorliegenden Informationen von der Weitergabe der Steuererhöhung betroffen ist. Ein Wechsel in einen der aktuellen Tarife scheint nur dann sinnvoll, wenn man beispielsweise Interesse an einem schnellen DSL-Anschluss mit Flatrate oder dem neuen Fernsehangebot der Telekom hat. In jedem Fall sollte man die neue Mindestvertragslaufzeit von zwölf Monaten beachten, die bei einem Wechsel in einen der neuen Verträge gilt.

Bei den Mobilfunkangeboten sollte man vor allem auf die vertraglichen Rahmenbedingungen achten. So ist mit einem Tarifwechsel häufig auch eine Verlängerung des Vertrages um 24 statt um zwölf Monate verbunden, auch werden gerne für bestimmte Kundengruppen interessante Dienstleistungen am Rande des Produktspektrums teurer: In älteren Genion-Tarifen von o2 konnten die Kunden beispielsweise in der Nebenzeit aus der Homezone heraus zu günstigeren Konditionen telefonieren, während beispielsweise die Ferngespräche hier nun rund um die Uhr mit 7 Cent pro Minute zu Buche schlagen. Eine kostenlose Mailbox war bei E-Plus früher obligatorisch. In den aktuellen Tarifen findet man dieses Feature aber kaum noch. Gleiches gilt für kostenlose Rufumleitungen netzintern und ins Festnetz, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch in den D-Netzen ist die kostenlose netzinterne Rufumleitung längst nicht mehr selbstverständlich. Wer seinen Alttarif aufgibt, sollte daher in jedem Fall darauf achten, dass die gewünschten Leistungsmerkmale auch im neuen Preismodell zu haben sind.