Sicherheitspaket

Vernichtende Kritik für Microsofts OneCare

Kunstvolle Oberfläche ohne wirkliche Sicherheit darunter
Von Christian Horn

Die Firewall-Experten von Agnitum [Link entfernt] haben eine umfassende Analyse von Microsofts Sicherheitspaket OneCare veröffentlicht und präsentieren [Link entfernt] ein vernichtendes Urteil: Hinter der intutiven, einfach zu benutzenden und schön anzusehenden Oberfläche stecke ein funktionell enttäuschendes Programm, das seinen Nutzern keine guten Dienste leiste. "Microsoft OneCare benötigt eine ernsthafte Generalüberholung, ehe es als mehr als nur eine kunstvolle Oberfläche ohne wirkliche Sicherheit unter der Motorhaube betrachtet werden kann", lautet das Agnitum-Fazit. OneCare war als Rundum-Sicherheitspaket mit Firewall, Viren-Scanner, Anti-Spyware und Backup-Funktion zu einem erheblich unter dem der Konkurrenz-Produkte liegenden Preis Ende Mai vorerst nur in den USA an den Start gegangen.

Kein Schutz vor unerlaubten Eindringversuchen

Der Untersuchung von Agnitum zufolge bietet die OneCare-Firewall "nicht einmal die grundlegendsten Fähigkeiten zum Schutz vor unerlaubten Eindringversuchen" und Anwender-PCs könnten leicht von einem Botnet gekapert werden. Die versprochene Benutzerfreundlichkeit lasse zu wünschen übrig: Die nur sehr kleine Datenbank von Programmen, denen per Default der Zugriff auf das Internet erlaubt wird, könne nur umständlich erweitert werden und und es sei zudem ein Neustart des jeweiligen Progamms erforderlich. Die Konfigurierbarkeit der Zugriffsregeln von Anwendungen, sowie die Möglichkeiten des Netzwerk-Dateizugriffs und des Remote-Desktop-Betriebes seien sehr beschränkt und die Anti-Spyware-Komponente Windows Defender führe zu erheblichen Verzögerungen bei der Programmausführung, kritisiert Agnitum.

Die Hersteller von Antiviren-Produkten dürften sich über diese vernichtende Analyse freuen. Seit Micrososft sich anschickte, mit OneCare in den Security-Markt einzusteigen, war eine kontroverse Diskussion entflammt, ob der Software-Gigant nun mit seiner schieren Marktmacht das Security-Geschäft aufrollen würde, oder ob ihm doch die notwendige Erfahrung fehle, den etablierten Security-Herstellern ernsthafte Konkurrenz zu machen.

Symantec-Chef gibt Warnschuss in Richtung Microsoft

John W. Johnson, der CEO des Markführers Symantec, zeigte sich gerade diese Woche bei einem Interview mit IDG News Service noch ganz entspannt gegenüber der Bedrohung durch Microsoft. Er mache sich keine Sorgen wegen Microsoft, die Redmonder müssten noch einen langen Weg gehen, bevor sie in Sachen Sicherheit die erforderliche Reputation aufgebaut hätten. Der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) gegenüber gab der Symantec-Chef allerdings einen Warnschuss in Richtung Microsoft ab: Sollte das Software-Unternehmen sein neues Betriebssystem Vista mit Anti-Viren-Software koppeln, rechne er mit einer großen Debatte zum Missbrauch der Monopolposition und einer gemeinsamen Aktion der Hersteller von Anti-Viren-Software.

Andere Stimmen glauben, Microsoft werde es durchaus gelingen, mit purer Präsens und geschickter Marketing-Strategie in kurzer Zeit erhebliche Marktanteile zu erobern. Auch wenn vermutlich keine so radikale Verdrängung von Konkurrenten wie zu Zeiten des "Browser-Krieges" zu erwarten sei, dürfe nicht erwartet werden, Microsoft werde ohne Kampf auf das gute Geld, das sich mit Security-Produkten machen lässt, verzichten. Dass mit Microsoft ein schwergewichtiger neuer Player mit Kampfpreisen ins Anti-Viren-Geschäft einsteigt, habe für die Kunden immerhin den Vorteil, dass das Preisgefüge in Bewegung gerate. Symantec und McAfee jedenfalls haben sich schon gerüstet und mit "Norton 360" und "Falcon" neue Rundum-Schutzprodukte angekündigt, die schon heute als "OneCare-Killer" gehandelt werden.