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Fernsehen über Handy: Was bringt die Praxis?

Ein Überblick über die verschiedenen Standards und Zukunftschancen
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Schon Ende 2004 startete Vodafone in seinem live!-Portal die ersten mobilen Fernsehangebote. Seitdem wurde die Programmpalette sukzessive erweitert und mit T-Mobile startete ein zweiter Mobilfunk-Netzbetreiber Handy-TV-Sendungen. E-Plus und o2 bieten noch keine Live-Programme, halten aber ebenfalls bereits Sendungen zum Abruf bereit.

Bislang wurde Handy-TV im Streaming-Verfahren über UMTS realisiert. Schon bald soll es weitere Übertragungsverfahren geben. Dabei sind zwei Standards im Gespräch. Digital Multimedia Broadcast (DMB) setzt auf dem DAB-Hörfunkstandard auf und befindet sich in Südkorea bereits im Regelbetrieb. Digital Video Broadcast Handheld (DVB-H) ist mit dem digitalen TV-System verwandt, das bereits für Fernseh- und Hörfunksendungen über Satellit, im Kabel und terrestrisch genutzt wird.

Das DMB-System ist fertig entwickelt und erste Endgeräte sind zu Preisen um 500 Euro bereits lieferbar. Auch die benötigten Sendefrequenzen stehen bereits zur Verfügung. Bei DVB-H gibt es derzeit noch Kompatibilitätsprobleme. So konnten von Vodafone auf der CeBIT durchgeführte Testsendungen zwar mit Motorola-Handy-Prototypen empfangen werden, während dies mit den Geräten von Nokia nicht funktionierte. Außerdem müssen in vielen Regionen die erforderlichen Frequenzen noch koordiniert werden.

Dennoch bevorzugen die Mobilfunk-Netzbetreiber eher den DVB-H-Standard für künftige Handy-TV-Sendungen. Hier können auf einem Kanal rund 20 Fernsehprogramme, Hörfunksendungen und begleitende Datendienste ausgestrahlt werden. Ein DMB-Kanal reicht dagegen lediglich für vier bis fünf Fernsehprogramme.

debitel und MFD starten DMB-Angebot

Zwei Firmen setzen dennoch auf Handy-TV über DMB: Der Stuttgarter Service-Provider debitel und die MFD - Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH wollen bereits im Mai kommerziell an den Start gehen. Das geplante Programmpaket wurde auf der CeBIT in Hannover vorgestellt.

Als TV-Partner konnte die MFD das öffentlich-rechtliche ZDF ebenso wie den Nachrichtenkanal N24 gewinnen. Ferner soll in Zusammenarbeit mit der ProSiebenSat.1-Sendergruppe ein Comedy- und Entertainment-Kanal gestartet werden. Auf dem vierten Fernseh-Programmplatz wird ein Musiksender angeboten, der sich an ein jugendliches Publikum wendet. Die MFD kooperiert hierfür mit MTV.

Neben Fernsehprogrammen wollen debitel und MFD auch zwei Radiokanäle ausstrahlen. Der südwestdeutsche Jugendsender bigFM steuert das Programm bigFM2see bei, das u.a. Comedy, bundesweite Serviceelemente, Weltnachrichten und Musik bietet. Regiocast Digital wird den zweiten Kanal nutzen und hier Beiträge zu sportlichen und kulturellen Großereignissen, tagesaktuelle Informationen, Nachrichten und Serviceelemente bieten.

Die MFD hat inzwischen DMB-Sendelizenzen in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Sachsen und im Saarland erhalten. Auch die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) hat signalisiert, dem Unternehmen eine Frequenz zuzuweisen. Mit weiteren Lizenzentscheidungen wird bereits Anfang April gerechnet.

Noch nicht endgültig geklärt ist die Frage, in welchen Städten das DMB-Fernsehen zunächst auf Sendung geht. debitel erklärte auf der CeBIT-Pressekonferenz, dass zunächst acht Städte versorgt werden sollen. Darunter sollen unter anderem Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Stuttgart und München sein. Noch unklar ist, wie gut die Sendungen in der Praxis zu empfangen sein werden. debitel räumte bereits ein, dass es beim Empfang in geschlossenen Räumen zu Einschränkungen kommen kann.

Als Gerät bietet debitel zunächst das Samsung SGH-P900 an. Dieses kostet ohne Vertrag rund 600 Euro. Der Verkaufspreis mit Vertrag steht noch nicht fest. Genaue Preise für die Nutzung der vier Fernseh- und zwei Radioprogramme konnte debitel noch nicht nennen. Im Gespräch ist eine Monatspauschale, die sich um 10 Euro bewegen wird.