Telehandy

DVB-H bringt Fernsehen aufs Handy

Pilotprojekte in mehreren Bundesländern geplant
Von Volker Schäfer

Bereits in der Vergangenheit haben wir über den DVB-H-Übertragungsstandard für Fernsehprogramme und Datendienste berichtet, der die bisherigen DVB-Normen für terrestrische Abstrahlung (DVB-T), Satellitenverbreitung (DVB-S) und Kabeleinspeisung (DVB-C) ergänzen soll. Mit DVB-H soll es künftig möglich sein, Fernsehsendungen und auch Datendienste an kleine Handhelds zu übertragen. Denkbar ist beispielsweise die Integration entsprechender Empfangstechnik in speziell dafür vorbereitete Mobiltelefone.

Einen ersten Prototypen hat der Marktführer unter den Handyherstellern, Nokia, mit dem Nokia 7700 bereits vorgestellt. Auf der International Broadcasting Convention (IBC), die in der vergangenen Woche in Amsterdam stattfand, war nun mehr über die Planungen zu DVB-H zu erfahren.

Interesse bei der Geräte-Industrie

So zeigen neben Nokia inzwischen auch andere Handy-Hersteller Interesse an dieser neuen Technologie, die in Berlin bereits in der Praxis erprobt wird. Konkrete Planungen für weitere DVB-H-Handys gibt es bislang allerdings noch nicht. Und das, obwohl es neben Berlin inzwischen auch in Großbritannien erste Versuchssendungen gibt. Pilotprojekte in anderen deutschen Bundesländern sind ebenfalls geplant, aber davon abhängig, ob und wann die jeweiligen Landesmedienanstalten entsprechende Übertragungskapazitäten ausschreiben.

Die hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk (LPR) hat die Vergabe von DVB-H-Lizenzen beispielsweise vor kurzem vorläufig zurückgestellt. Das teilte die Behörde im Rahmen der Vergabe der hessischen DVB-T-Sendelizenzen für private Programmveranstalter mit. Das DVB-T-Zeitalter in Hessen wird übernächste Woche zunächst mit der Aufschaltung der Programme von ARD und ZDF eingeläutet. Die kommerziellen Anbieter folgen im Dezember.

Kombinierte Sendernetze für DVB-T und DVB-H

Ein Vorteil bei der DVB-H-Technik ist, wie auf der IBC in Amsterdam demonstriert wurde, dass nicht unbedingt eine komplett eigenständige Sender-Infrastruktur erforderlich ist. Denkbar ist auch, Übertragungskapazitäten in den DVB-T-Sendernetzen mit zu nutzen, die ohnehin in den nächsten Jahren in den meisten Bundesländern aufgebaut werden.

Nachteil ist in diesem Fall, dass sich für beide Übertragungsnormen die zur Verfügung stehenden Sendeplätze reduzieren. Besser ist es daher, überall dort, wo es möglich ist, ein eigenes Sendernetz aufzubauen. Dieses ermöglicht es, bis zu 20 DVB-H-Programme parallel zu übertragen.

Marktreife noch nicht absehbar

Wann das mobile Fernsehen wirklich marktreif ist, steht derzeit allerdings noch in den Sternen. Hierzu ist es zunächst erforderlich, entsprechende Frequenzen zu koordinieren und auszuschreiben. Sendernetze müssen aufgebaut und mit Programm-Inhalten bestückt werden und schließlich ist auch die Endgeräte-Industrie gefordert, die entsprechende Empfangsgeräte produzieren muss.

Dass die Technik funktioniert, war auf der IBC schon zu sehen. In einigen Fällen wurden Demo-Sendungen auf einen Laptop-Monitor übertragen. Am Messestand von NTL konnte jedoch auch ein funktionstüchtiges Nokia 7700 bestaunt werden, das DVB-H-Sendungen empfangen hat.

Bleibt abzuwarten, ob das neue System ähnlich erfolgreich sein wird wie DVB-T in den bisherigen Verbreitungsgebieten. Ein düsteres Zukunftsbild zeichnete ein Mitarbeiter des Fraunhofer Instituts dagegen für das terrestrische Digital Radio DAB. In Bundesländern wie Hessen, wo DAB bis heute kaum von den Programmanbietern genutzt wird, sei es gut denkbar, dass künftig digitale Radioprogramme in verschiedene DVB-T-Ensembles übernommen werden. Dann sei es fraglich, ob der DAB-Standard noch parallel eine Zukunft habe.