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Editorial: Telefonanschluss ohne Telefon

Wann kommt entbündeltes DSL-Resale?
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Es ist ein Dauer-Zankapfel zwischen den Anbietern von VoIP-Diensten auf der einen, und der Deutschen Telekom sowie der Bundesnetzagentur auf der anderen Seite: Die Entbündelung von T-DSL Resale von dem Telefonanschluss. Bisher können DSL-Provider zwar einen DSL-Anschluss von der Telekom mieten und an ihre Kunden als ihren eigenen veräußern. Doch gibt es dieses DSL-Resale immer nur in Zusammenhang mit einem Telefonanschluss der Telekom. Dieser wäre aber eigentlich gar nicht mehr nötig, dank VoIP.

Es gibt viele Gründe, die für entbündeltes Resale sprechen. Internetzugänge werden beispielsweise zunehmend auch von Maschinen und Automaten benutzt. Darüber können dann Kreditkarten verifiziert oder Software-Updates übertragen werden. Mit dem im Bundle derzeit von fast allen DSL-Anbietern mitgelieferten Telefonanschluss kann der Automat jedoch nichts anfangen. Menschliche Nutzer haben hingegen das Interesse, statt dem starren herkömmlichen Analog- oder ISDN-Anschluss den DSL-Zugang mit einem VoIP-Anschluss zu kombinieren. So kann man eine VoIP-Nummer in den Urlaub oder auf eine Geschäftsreise mitnehmen, und ist somit immer dort erreichbar, wo man sich gerade aufhält. Herkömmliche Anschlüsse bieten zwar auch die Rufweiterleitung, doch lässt sich diese schwer aus der Ferne umbiegen, wenn man z.B. auf einer Rundreise das Hotel wechselt.

VoIP-Anbieter haben ein ganz anderes Interesse an der Entbündelung: Sie hoffen, ihren Kunden damit die Kündigung des bisherigen Telekom-Telefonanschlusses nahelegen zu können, sparen diese doch damit knapp 16 Euro Grundgebühr im Monat. Damit dürften die Kunden künftig ausschließlich über VoIP telefonieren, wodurch mehr Gesprächsminuten über die VoIP-Anbieter abgewickelt werden. Das bedeutet für diese mehr Umsatz und mehr Gewinn. Großer Verlierer in dem Spiel wäre hingegen die Telekom.

Doch gibt es gute Gründe, die gegen die vorgenannte Rechnung sprechen: Beim derzeitigen DSL-Resale bezahlt der Endkunde mit dem Telefonanschluss die Leitungsmiete an die Telekom. Der DSL-Provider bezahlt einen Aufpreis, der allein die DSL-Nutzung umfasst. Mietet er einen DSL-Anschluss ohne Telefonanschluss, sollte er zusätzlich auch für die Teilnehmeranschluss-Leitung bezahlen. Deren Miete kostet derzeit 10,65 Euro im Monat. Schlägt man noch Mehrwertsteuer und Handelsspanne auf, erhält man einen Aufpreis von ca. 15 Euro pro Monat, den die DSL-Provider von ihren Kunden für "DSL pur" verlangen werden.

Beim genannten Aufschlag werden nur wenige Kunden rein aus Kostengründen ihren bisherigen Analoganschluss kündigen. Doch gibt es ja schließlich auch noch jene Kunden, die "ganz von der Telekom" weg wollen, und außerhalb des Versorgungsbereichs der Stadtnetzbetreiber derzeit noch nicht können. Für diese wäre "DSL resale pur" mit VoIP eine Alternative: Zwar kommt das Kabel und der DSL-Port weiterhin von der Telekom, die Dienste (Internetzugang, Sprachtelefonie) und die Rechnung jedoch komplett vom Alternativ-Anbieter. Und Automatenaufsteller freuen sich auch, wenn kein Telefonanschluss samt zugehöriger monatlicher Rechnung mehr verwaltet werden muss.