Bit-Flut

Editorial: DSL auf der Gewinnerstraße

Alternative Breitbandtechnologien geraten ins Hintertreffen
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24,5 Millionen neue Breitbandanschlüsse wurden weltweit im ersten Halbjahr 2005 neu installiert. Davon verwendeten 17,7 Millionen oder 72 Prozent die DSL-Technologie. Der Rest entfällt auf alle alternativen Technologien zusammen, insbesondere Breitbandkabel, direkte Glasfaseranbindung und diverse Funktechnologien.

Einige politische Parteien wären derzeit sicher sehr froh, wenn es auch bei ihnen so klare Mehrheitsverhältnisse geben würde. Über die Gründe für den DSL-Erfolg darf daher spekuliert werden. Gut, in Deutschland ist die Situation besonders, da die Deutsche Telekom die wichtigste Alternativ-Technologie - Breitbandkabel - systematisch ausgebremst hat. Insbesondere verzögerte sie den Verkauf der Kabelnetze bis 2003. Aus Wettbewerbsgründen auf dem absehbaren Breitbandmarkt hatte die EU-Kommission bereits 1999 der Telekom entsprechende Auflagen gemacht. All die Jahre konnte die Telekom ihr Erfolgsprodukt T-DSL bereits am Markt platzieren.

In anderen Märkten, insbesondere den USA, ist das Fernsehkabel hingegen die wichtigste Technik zur Versorgung der Haushalte mit Breitband-Internet. Doch auch dort wachsen die DSL-Marktanteile inzwischen schneller, als die der anderen Technologien. Da die Technik aus Benutzersicht weitgehend ebenbürtig ist, dürfte es vor allem am Vertrieb liegen: Anscheinend haben die Tk-Unternehmen das bessere Marketing als die Kabelnetzbetreiber.

Umso wichtiger ist es, dass die DSL-Technologie weiterentwickelt wird, dass möglichst bald alle, die DSL möchten, auch einen entsprechenden Anschluss erhalten können. Derzeit sind Kunden außen vor, die an der "falschen" Vermittlungsstelle wie der Opal-Technik angeschlossen sind, oder bei denen das Telefonkabel schlicht und einfach zu lang ist. Immerhin hat die Deutsche Telekom jüngst angekündigt, bei diesem Problemfeld verstärkt aktiv zu werden.

Diejenigen, die den Anschluss bereits haben, sind natürlich daran interessiert, einen möglichst günstigen Providertarife zu erhalten. Da kommt es überhaupt nicht gelegen, wenn die Deutsche Telekom beantragt, künftig den dreifachen Preis für die für die Weiterleitung an alternative Provider benötigte Bandbreite zu berechnen. Zu dem von der Telekom geforderten Preis von 156 Euro pro Megabit/s und Monat kann man bei vielen Providern jedoch bereits internationalen IP-Traffic zu beliebigen Zielen einkaufen. Rein nationale Weiterleitung innerhalb eines Netzes sollte eigentlich günstiger zu haben sein. Entsprechend gering sind die Chancen, dass sich die Telekom hier mit ihren Entgeltvorstellungen durchsetzen kann.