Breitband

DSL: Lohnen sich Billig-Flatrates für die Anbieter?

1&1 bot Powerusern vorzeitige Vertragsauflösung plus 100 Euro Gutschrift an
Von Volker Schäfer

Die Nutzung eines DSL-Anschlusses ist derzeit so günstig wie nie zuvor in Deutschland. Die Preise für Internet-Flatrates waren in den letzten Monaten im freien Fall. Zahlte man früher für einen unbegrenzten Pauschaltarif je nach Bandbreite durchschnittlich 20 bis 40 Euro, so haben sich die Preise inzwischen bei unter 10 Euro eingependelt - unabhängig von der Bandbreite des Anschlusses.

Schnell kommt die Frage auf, inwiefern sich diese Billigangebote für die Provider noch rechnen. Vermutlich hoffen die meisten Anbieter, dass eine Mischkalkulation aufgeht und die breite Masse der Kunden, die einen verhältnismäßig niedrigen Datenverkehr haben, die wenigen Poweruser mitfinanzieren.

1&1: Rauswurf oder Preiserhöhung?

Diese Rechnung scheint offenbar nicht immer aufzugehen und erste Unternehmen sind auch dazu übergegangen, sich unbequemer Kunden zu entledigen. 1&1 sprach in den letzten Tagen verstärkt Kunden mit hohem Datenverbrauch auf ihr Nutzungsverhalten an. Für Kunden, die monatlich zwischen 50 und 100 oder sogar mehr GB verbrauchen, seien die Tarife nicht ausgelegt.

Kundenhinweise auf die laut Tarifbeschreibung zeitlich und vom Volumen her unbegrenzte Flatrate wollte man nicht gelten lassen. Man kalkuliere mit etwa 20 bis 25 GB pro Monat und Kunde. Etwa 6 000 Kunden würden wesentlich mehr verbrauchen und diese versucht der Provider nun wieder loszuwerden.

Den Kunden wird "angeboten", das Vertragsverhältnis zum Ende des nächsten Abrechnungszeitraums aufzulösen. Zusätzlich will 1&1 einmalig 100 Euro gutschreiben. Einem der teltarif.de-Redaktion bekannten Kunden, der dieses Angebot zunächst nicht akzeptiert hatte, wurde eine Preiserhöhung auf "ungefähr 70 Euro" im Monat in Aussicht gestellt. Dies sei durch die AGB gedeckt, wobei der Kunde natürlich auch dann noch kündigen könne.

Pressestelle bestätigt Vorgehen der Hotline nur teilweise

Die 1&1-Pressestelle bestätigte auf Anfrage von teltarif.de die Angebote zur Vertragsauflösung ohne Einhaltung der vereinbarten Mindestlaufzeit. Von einer möglichen Preiserhöhung für Kunden, die dem Ende des Vertragsverhältnisses nicht zustimmen, wollte die Pressestelle jedoch nichts wissen.

Ähnliche Ungereimtheiten gab es bereits vor einigen Monaten, als 1&1 für Altkunden bei den VoIP-Tarifen die früher üblichen 100 Freiminuten strich. Die Pressestelle bestätigte seinerzeit gegenüber teltarif.de die Vertragsverschlechterungen und das daraus resultierende außerordentliche Kündigungsrecht für die betroffenen Kunden. Die Hotline verneinte dagegen das Kündigungsrecht und bot lediglich eine Gutschrift an. Schriftliche Kündigungen akzeptierte 1&1 aber dennoch. Ungeachtet dessen stand die Pressestelle nun, erneut auf die Thematik angesprochen, auf dem Standpunkt, den Kunden hätte seinerzeit kein außerordentliches Kündigungsrecht zugestanden.

1&1: Eigene VoIP-Festnetznummern nach wie vor nicht bundesweit

Entgegen der Aussage der 1&1-Pressestelle gegenüber teltarif.de, dass der Anbieter eigene VoIP-Festnetznummern bis Ende Mai flächendeckend zur Verfügung stellt, haben Kunden in einigen Ortsnetzen nach wie vor keine Möglichkeit, eine neue Nummer zu beantragen. Nach dem früheren Hinweis im Kundenmenü der 1&1-Homepage, dass die Rufnummern erst Anfang Mai zur Verfügung stehen, wird jetzt auf die Verfügbarkeit "in Kürze" hingewiesen.