Strategie

Mobilfunker in der Zwickmühle

Mehr Kunden oder mehr Gewinn?
Von Marie-Anne Winter

Die Entwicklung auf dem Mobilfunkmarkt macht den etablierten Mobilfunkern derzeit wenig Freude. Ein Entkommen aus der Zwickmühle zwischen Kundengewinnung (Marktanteil) und Profitabilität (Gewinn) wird immer schwieriger: Zum einen ist absehbar, dass sich im gesättigten deutschen Mobilfunkmarkt neue Kunden nur noch gewinnen lassen, wenn man sie bei der Konkurrenz abwirbt, was die Kosten für die Kundengewinnung in die Höhe treibt. Zum anderen drückt die Konkurrenz aus dem Billig-Sektor, wo sich seit dem Start des Tchibo-Angebotes immer mehr Anbieter tummeln, auf die Minutenpreise. Deshalb ist absehbar, dass Wachstum und Gewinnmargen bestenfalls konstant bleiben werden.

Zwar geben die Kunden, die für die neuen UMTS-Angebote gewonnen werden können, deutlich mehr Geld für den Mobilfunk aus, doch die Kundenzahlen in diesem Bereich wachsen relativ langsam. Ende 2004 zählte man 250 000 UMTS-Kunden in Deutschland - weltweit sollen es 16,1 Millionen gewesen sein, die meisten davon in Japan. Vor einigen Tagen meldete Vodafone 360 000 UMTS-Kunden, was bezogen auf die Gesamtzahl von 27,2 Millionen Vodafone-Kunden in Deutschland auch nicht allzu üppig ist. Die anderen Mobilfunkunternehmen haben sich in den Berichten zum ersten Quartal dieses Jahres zu den aktuellen UMTS-Kundenzahlen ausgeschwiegen, was vermuten lässt, dass es jeweils nicht allzu viele sind.

Wettlauf um die Kunden

Ansonsten ist Vodafone, wie ebenfalls schon berichtet, gefährlich nahe an T-Mobile herangerückt - Der bisherige Marktführer hat derzeit 27,7 Millionen Kunden, also nur noch einen Vorsprung von 400 000 Kunden. Bei den beiden Verfolgern schrumpft der Abstand ebenfalls: E-Plus verzeichnet derzeit 9,6 Millionen Kunden, o2 etwa 8 Millionen. Vor zwei Jahren sah das noch ganz anders aus: im März 2003 hatten T-Mobile 24,9 Millionen und Vodafone 22,9 Millionen Kunden, E-Plus lag bei 7,4 Millionen Kunden und o2 erst bei 4,8 Millionen Mobilfunkkunden. Hierbei darf man nicht vergessen, dass neu gewonnene Kunden eben nicht die erhofften Vieltelefonierer sind, die ganz wild darauf sind, mit ihren neuen Handys die ganzen schönen neuen UMTS-Dienste auszuprobieren. Vielmehr legen sich viele Nutzer nun Zweit- und Drittverträge zu, über die in der Regel weniger telefoniert wird, als über den Hauptvertrag.

T-Mobile hat daraus schon die Konsequenz gezogen, nicht mehr jedem Kunden hinterher zu laufen. Der selbstverordnete Sparkurs soll dem Unternehmen wieder mehr Gewinn bescheren - die Kehrseite der Medaille ist, dass T-Mobile Marktanteile verliert. Vodafone dagegen nimmt auch noch diese Kunden mit - die Kundenzahl steigt weiter, aber es hat sich gezeigt, dass der monatliche Umsatz pro Kunde innerhalb eines Jahres von 25,9 auf 24,9 Euro gesunken ist. Da helfen auch die umsatzstarken UMTS-Kunden offenbar nicht - es müssten einfach noch viel mehr sein.