spät, später, am spätesten...

Vodafone: UMTS kommt wohl erst im Herbst 2004

Europa hinkt im Vergleich zu Japan deutlich hinterher
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Arun Sarin, Chef des britischen Mobilfunkriesen Vodafone, hat gestern auf der Weltausstellung ITU Telecom 2003 [Link entfernt] Genf angekündigt, dass es voraussichtlich noch ein Jahr dauern werde, bis UMTS-Dienste in den europäischen Vodafone-Netzen verfügbar sind. Hauptproblem ist aus seiner Sicht, dass in absehbarer Zeit immer noch keine ausreichende Verfügbarkeit an UMTS-Handys vor September oder Oktober des kommenden Jahres zu erwarten ist.

Auf der anderen Seite erfuhr teltarif.de just am gestrigen Tage, dass Nokias erstes UMTS-Handy, das 6650, ab sofort von ausgewählten Großhändlern bereitgehalten wird und binnen weniger Tage an interessierte Händler ausgeliefert werden kann. Ohne Netze und Endkundenangebote freilich wird kein Händler große Stückzahlen des Gerätes ordern. Durch die zahlreichen Veränderungswünsche der Netzbetreiber wird sich sicherlich auch die Software des 6650 bis zu einer endgültigen Version noch mehrmals ändern.

Weiterhin Probleme beim Netzaufbau

Sarin legte die Maxime für einen UMTS-Start bei Vodafone auf seinem Vortrag im ITU-Forum "Satisfying the Customer" sehr hoch. Solange man mit 3G-Diensten die beisherigen GSM-/GPRS-Angebot nicht deutlich überholen könne, werde es keinen Start eines eigenen UMTS-Angebotes geben.

Besonders beim UMTS-Netzaufbau gebe es noch zahlreiche zu lösende Probleme: Die Netztechnik der neuen, dritten Generation harmonisiere noch nicht mit den Mobilfunknetzen vorheriger Generationen, so Sarin weiter. Viele europäische Netzbetreiber arbeiten seit langem an der technisch äußerst anspruchsvollen Verbindung der bisherigen GSM-/-Technologie mit den neuen UMTS-Netzen.

Bislang gelang es hier nur wenigen Anbietern stabile Lösungen zu finden. Der Schweizer Marktführer Swisscom Mobile stellt dazu jüngst in Genf eine Lösung zum Seamless Handover zwischen GPRS, UMTS und WLAN für Datenverbindungen mit einem Laptop oder PDA vor. Diese soll noch im ersten Halbjahr 2004 als erstes kommerzielles UMTS-Produkt der Schweizer auf den Markt kommen.

Auch in Deutschland erwarten nur wenige Branchenexperten einen UMTS-Start noch in diesem Jahr. Wahrscheinlich wird auch hier noch ein gutes Jahr vergehen, bis eine ausreichende Angebotspalette bei den deutschen Netzbetreibern in den Länden liegen wird.

FOMA: Gelungener UMTS-Start in Japan

NTT DoCoMo, Marktführer im japanischen Mobilfunk und "Erfinder" des mobilen Multimediadienstes i-mode, fand auf der eigenen Pressekonferenz in Genf deutliche Worte zum UMTS-Geschäftsgebahren in Deutschland und Europa.

Keiji Tachikawa, Chef von NTT DoCoMo, verwies einerseits auf den erfolgreichen Start des eigenen UMTS-Netzes FOMA. Dort gelang es dem japanischen Netzbetreiber binnen knapp 2 Jahren eine Million Kunden für den 3G-Service zu gewinnen. Dienste, wie die in Europa hochgejubelte Videotelefonie, werden auch in Japan vom Kunden nicht angenommen, vielmehr stehen schnelle Downloads und wieder einmal flippige Spiele im Vordergrund des stark wachsenden FOMA-Angebotes. Derzeit verdoppeln sich dort die Nutzerzahlen nahezu von Quartal zu Quartal.

Andererseits äußerte sich Tachikawa sehr selbstbewußt über seine europäischen Netzbetreiber-Kollegen: Europa falle derzeit mehr durch Ankündigungen und vor allem fortwährende Verschiebungen des UMTS-Starts auf als durch konkrete und erfolgreiche Produkte und Services. Seine Aussage bezog er dabei vor allem auf die großen EU-Länder, wie Deutschland, Frankreich und Großbrittanien, die er noch als weiße Flecke auf der UMTS-Landkarte bezeichnete.