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Swisscom plant "Quasi-Flatrate" für WLAN, UMTS und GPRS

Systemgrenzen verschwimmen mit Seamless Handover
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Der Schweizer Ex-Monopolist Swisscom macht nach einer Ankündigung auf der Weltausstellung Telecom 2003 in Genf ernst mit der Senkung der hohen mobilen Datentransferpreise und kündigt den Start eines mobilen Breitbandzugangs mit bester Abdeckung, hoher Geschwindigkeit und Sicherheit verbunden mit einem attraktiven Preismodell an.

Für einen Nutzungspreis von ca. 2,50 Euro pro Tag bzw. etwa 75 Euro pro Monat soll man ein "genügend großes Datentransfervolumen" erhalten - unabhängig, ob die Daten letztendlich über WLAN, UMTS oder GPRS fließen. Das Produkt, das derzeit unter der internen Bezeichnung "Unlimited" geführt wird, beeinhaltet zudem eine Hard- und Softwarelösung, welche die drei wichtigsten Zugangstechnologien GPRS, UMTS und WLAN so intelligent kombiniert, dass ein automatischer Wechsel der Übertragungstechnik ohne Nutzereingriff und Unterbrechnung möglich werden soll.

Mobile Quasi-Flatrate

Pia Colombo, Mediensprecherin der Swisscom, konkretisierte im Gespräch mit teltarif in Genf die vage Aussage "genügend groß" und sprach von Volumina, die mindestens im "dreistelligen Megabytebereich, z. B. 150 Megabyte" pro Monat liegen sollen. Sollte sich diese Ankündigung bei der Markteinführung von "Unlimited", die Branchenexperten für das erste Halbjahr 2004 erwarten, bewahrheiten, lanciert Swisscom als erster europäische Netzbetreiber ein mobiles Breitbandprodukt zu für den Endkunden verträglichen Kosten. Auch Swisscom verrechnet bisher für die Nutzung des mobilen Datentransfers eher abschreckende Gebühren von 1,90 Franken (ca. 1,30 Euro) pro 100 Kilobyte.

Sesam-Software und die Multi-Access-Card

Wesentlicher Bestandteil von "Unlimited" ist eine PCMCIA-Karte, die Datenübertragungen mittels GPRS, UMTS oder WLAN ermöglichen soll, sowie Sesam, eine intelligente Zugangssoftware, die den unterbrechungsfreien Übergang von einer zur anderen Technologie ermöglicht.

Die Datenkarte entwickelt Swisscom gemeinsam mit der belgischen Firma Option [Link entfernt] , die auch bereits an der Entwicklung der Mobile-Connect-Card von Vodafone beteiligt war.

Die von Swisscom selbst entwickelte Software Sesam ermöglicht den unterbrechungsfreien Übergang z. B. von UMTS auf WLAN, ohne dass der Nutzer den Übergang von einer Übertragungstechnologie zur anderen bemerkt oder aktiv einleiten muss. So werden sämtliche IP-basierte Anwendungen, wie z. B. ein Download eines Musikstücks oder eine FTP-Anwendung auch nach Wechsel der Zugangstechnologie unterbrechungsfrei fortgeführt. Die Software arbeitet dabei nicht nur mit GPRS, UMTS oder WLAN, sondern kann alle IP-basierten Verbindungen verarbeiten. Somit kann ein Download also auch bei Wechsel vom heimischen DSL-Zugang auf UMTS weitergeführt werden. Dank dieses "Seamless Handovers" verschwimmen die bisherigen Systemgrenzen der einzelnen Übertragungstechnologien immer mehr.

Swisscom wird bevorzugter Microsoft Partner für WLAN in Europa

Swisscom und Microsoft haben heute in Genf zudem eine weitreichende Partnerschaft bekanntgegeben. Beide Unternehmen wollen gemeinsam Unternehmenslösungen für die mobile Datenkommunikation entwickeln. In einem ersten Schritt erleichtert Swisscom die Nutzung der mobilen Datendienste. So sei es ein erstes Ziel der Kooperation, Benutzer mobiler, Windows-basierter Geräte einen vereinfachten Zugang zu den europaweiten Hotspots von Swisscom Eurospot anzubieten.

Gemeinsam mit Microsoft wurde auch der neue Hotspot-Locator von Swisscom Mobile entwickelt, mit dessen Hilfe der nächstgelegene WLAN-Standort in der Schweiz lokalisiert werden kann.

Start vorerst nur in der Schweiz, internationale Ausweitung möglich

"Unlimited" soll zunächst den eigenen Geschäftskunden angeboten werden. Der Angebotsstart soll zeitgleich mit dem kommerziellen Start des eigenen UMTS-Netzes in der Schweiz erfolgen. Hier sieht sich die Swisscom im Zeitplan und kann derzeit eine Abdeckung von etwa 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung vorweisen.

Interessierte ausländische Netzbetreiber sollen die mobile Kommunikationslösung im Rahmen der weitreichenden Roamingbeziehungen des schweizer Netzbetreibers lizensieren können. Es seit aber derzeit noch zu früh, um zu weiteren Details bzw. dem angestrebten Geschäftsmodell Stellung zu beziehen, so Vertreter der Swisscom heute in Genf.