Mächtig Miese

Per Handy in die Schuldenfalle

Immer mehr Menschen stolpern durch all zu sorglosen Umgang mit ihren Handys in die Pleite
Von Thomas Wischniewski

Immer mehr Menschen geraten durch immense Mobilfunk-Rechnungen in die Schuldenfalle. So ist alleine in Berlin mittlerweile jeder zehnte Einwohner so hoch verschuldet, dass er bei der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa) mit einem Negativ-Vermerk registriert ist. Oft durch nicht mehr zu bezahlende Handyrechnungen.

Die Schufa, die sich als Vermittler zwischen Kreditnehmer und -geber versteht, gibt Auskünfte über die Kreditwürdigkeit an ihre 5 000 Vertragspartner (etwa Banken, Versandhäuser aber auch Mobilfunkfirmen) weiter. Und ein negativer Eintrag bei der Schufa bleibt nicht ohne Folgen. Das kann die Verweigerung neuer Bankkredite sein, aber auch eine Ablehnung von Mobilfunkfirmen, neue Verträge abzuschließen.

Ein solcher Vermerk bei der Schufa, etwa durch unbezahlte Handy-Rechnungen, kommt allerdings erst bei fortdauernder Zahlungsunfähigkeit in Betracht. Zwei nicht bezahlte Rechnungen reichen hierzu nicht aus. Ebenfalls nicht registriert wird, wer seinen Dispositionskredit nutzt, um Rechnungen zu begleichen. Ist die negative Schufa-Auskunft allerdings erst einmal in der Welt, werden sich kaum noch Mobilfunkfirmen finden, die einen neuen Vertrag mit dem Schuldner eingehen.

Handys als Kostenfalle

Und das betrifft immer mehr Jugendliche. Die Zahl der 20 bis 24 Jahre alten Erwachsenen, die bei der Schufa wegen einer Privatinsolvenz oder einer eidesstattlichen Versicherung gemeldet wurden, stieg nach der aktuellen Schufa-Überschuldungsstudie seit 1999 um fast ein Drittel auf rund 174 000. Die gößten Schuldenfallen sind dabei neben Arbeitslosigkeit, Ehescheidung und Tod des Partners vermehrt eben auch enorme Mobilfunkrechnungen. Vor allem bei Jugendlichen stammt die erste Vertragsstörung, die in den Dateien der Schufa landet, aus nicht beglichenen Rechnungen bei der Telekommunikationsbranche.

Eine Erfahrung, die auch die Verbraucherzentralen schon gemacht haben. Gegenüber der Tageszeitung Die Welt erklärte ein Sprecher der Verbraucherzentrale Berlin jüngst, dass mittlerweile jeder zweite Ratsuchende die Rechtssprechstunden wegen aufgelaufener Handyrechnungen aufsucht. Verpflichtungen in Höhe von 3 000 Euro und mehr sind keine Seltenheit.

Und die Unternehmen reagieren. Wenn der routinemäßige Blick der Betreiber in die Schufa-Liste einen Negativ-Vermerk findet, gibt es keinen neuen Vertrag mehr. Vor Vertragsunterzeichnung ist diese Art der Absicherung für die Mobilfunkfirmen obligatorisch. Husan Azrak, Pressesprecher von T-Mobile, sagte dem Berliner Kurier dazu, dass außerdem innerhalb des Unternehmens bei Mehrfachverträgen abgeklärt werde, "ob alles mit den anderen Handy-Rechnungen in Ordnung ist." Zudem fände regelmäßig ein Datenabgleich mit anderen Anbietern statt. Bei Unregelmäßigkeiten kommt kein neuer Vertrag zustande.

Wege aus der Schuldenfalle

Ein Weg aus der Schuldenfalle Handy könnten Prepaid-Karten sein. Diese sind zwar teuerer, die Kosten behält der Verbraucher aber im Blick.

Allerdings hilft auch ein Prepaid-Handy wenig, wenn der Schuldenberg schon angehäuft ist. Hier hilft nur noch Beratung, und die wird mittlerweile von vielen Schuldner- und Verbraucherberatungsstellen angeboten. Nur sind die Schuldnerberatungsstellen personell sehr dünn besetzt. So kommen in Hamburg beispielsweise auf 70 000 überschuldete Haushalte lediglich 52 bezirksamtliche Schuldnerberater. Ergebnis: Eine Wartezeit von durchschnittlich 214 Tagen.

Für Jugendliche, die oftmals Ängste und Vorbehalte gegen institutionalisierte Beratungsangebote haben und unmöglich so lange auf einen Termin warten können, besteht auch im Internet die Möglichkeit, sich in Sachen Schulden helfen zu lassen. Die Mindener Jugendberatung "YouNetz" etwa bietet auf ihrer Website [Link entfernt] ein kostenloses, mehrsprachiges Beratungsangebot an - auch in Sachen Handyschulden - und ohne Wartezeit.