Notbremse

Tele2 geht gerichtlich gegen Ortsnetz-Aufschlag vor

Anbieter stellt Eilantrag gegen rückwirkende Erhöhung der Interconnect-Gebühren durch die Telekom
Von Marie-Anne Winter

Die Telefongesellschaft Tele2 geht nach Informationen des Wirtschaftsmagazins Capital nun gerichtlich gegen die höheren Gebühren für die Nutzung des Netzes der Deutschen Telekom bei Call by Call und Pre-Selection im Ortsnetz vor. Am Dienstag hat das Unternehmen laut Capital vor dem Verwaltungsgericht Köln einen entsprechenden Eilantrag gestellt. Die Erhöhung der Gebühren für die Netzzusammenschaltung (Interconnection) in Form eines Aufschlags von 0,4 Cent pro Minute wurde von der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) am 29. April genehmigt und sollte am 1. Juli in Kraft treten. Allerdings hat die Deutsche Telekom inzwischen bei der Regulierungsbehörde zusätzlich beantragt, dass der Aufschlag rückwirkend zum Start von Call-by-Call im Ortsnetz zum 25. April wirksam sein soll.

Durch den Aufschlag erhöhen sich die Einkaufspreise der Call-by-Call-Anbieter beträchtlich: In der Nebenzeit müssten sie inklusive Mehrwertsteuer rund 1,5 Cent an die Telekom bezahlen, in der Hauptzeit fast 2 Cent pro Minute. Damit müsste Tele2 für ein Ortsgespräch einen höheren Preis an die Deutsche Telekom bezahlen als für ein Ferngespräch.

"Dieser Aufschlag schädigt vor allem Firmen wie uns, die zuverlässige Services und langfristige Kundenbeziehungen aufbauen wollen und dafür viel zu investieren bereit sind", sagte Roman Schwarz, Executive Vice-President Central Europe von Tele2 gegenüber Capital. Das schwedische Unternehmen, das rund 18 Millionen Kunden in 22 europäischen Ländern mit Telekommunikationsdienstleistungen versorgt, wird jährlich rund 15 Millionen Euro zusätzlich in Deutschland investieren, um die hohen Anforderungen der Regulierungsbehörde an die Call-by-Call-Anbieter im Ortsnetz erfüllen zu können.

Zur Zeit bietet Tele2 über die 01013 Ortsgespräche ab 0,99 Cent pro Minute an. Der Preis gilt montags bis freitags in der Nebenzeit von 19 bis 7 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen rund um die Uhr. In der restlichen Zeit werden 3,09 Cent berechnet. Diese Preise sollen - wie heute berichtet - noch bis mindestens 15. Juni unverändert bleiben.