Spiel

Preiskampf um günstigste Ferngespräche ausgereizt - Gebühren steigen

Erste Insolvenzen und viele Gerüchte
Von dpa / Frank Rebenstock

Im Preiskampf auf dem Markt für Ferngespräche stehen die ersten Anbieter vor dem Aus. Die Rechnung privater Telekom-Unternehmen, über immer niedrigere Entgelte Kunden zu gewinnen, geht nicht nicht mehr automatisch auf. Vor allem für Anbieter so genannter Call-by-Call-Gespräche kehrt sich die Strategie ins Gegenteil. Dabei kann der Kunde vor jedem Gespräch über eine fünf- oder sechsstellige Vorwahl den jeweils günstigsten Tarif auswählen.

Unternehmen wie MobilCom drehten bei der Freigabe des Wettbewerbs auf dem Telefonmarkt Anfang 1998 kräftig an der Preisschraube nach unten. Inzwischen lassen die extrem gesunkenen Preise für Ferngespräche im Call-by-Call-Verfahren kaum noch lohnende Gewinne zu. Das Spiel ist offensichtlich ausgereizt. Einige Anbieter wollen die Gebühren sogar wieder anheben oder haben dies bereits getan.

Als in der vergangenen Woche die Deutsche Telekom der Marburger TelDaFax sämtliche Leitungen sperrte, warf das ein Schlaglicht auf den beinharten Wettbewerb der Branche. Die Telekom fordert 90 Millionen Mark offener Schulden bei TelDaFax ein. TelDaFax stellte einen Antrag auf Insolvenz.

Sofort kamen auch andere Mitbewerber ins Gerede, die sich aber vehement gegen Pleite-Gerüchte wehren. "Es gibt von Seiten der Telekom kein Mahnverfahren und auch keine Abschaltungsdrohung", sagt der Pressesprecher der Münchner Callino. Auch Konkurrent RSL COM aus Frankfurt weist Spekulationen über eine Schieflage zurück. "Es gibt keine offenen Posten der Deutschen Telekom gegenüber RSL COM", hebt RSL COM-Geschäftsführer Lutz Meyer-Scheel hervor. "Vor diesem Hintergrund ist es uns ein Rätsel, dass wir in diesem Zusammenhang überhaupt erwähnt werden." Das Unternehmen verfüge über ausreichend flüssige Mittel.

Die Branche beklagt zudem einen weiteren Kostenfaktor. Übernahm die Telekom bis vor kurzem für die privaten Konkurrenten das Schreiben von Mahnungen, müssen diese künftig säumige Kunden selbst erinnern. "Das sind angesichts der ohnehin geringen Margen ungeheure Mehrkosten", sagt Marion Krause vom Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM). "Dann müssen die Preise steigen - drei oder vier Anbieter haben die Preise bereits erhöht".

Die neue Inkassoregelung verursache eine Kostensteigerung bei den Call-by-Call-Gesprächen von zehn bis 15 Prozent, heißt es bei Callino. Diese müssten teilweise an die Kunden weitergeben. Hohe Rechnungen wie vor der Freigabe des Wettbewerbs auf dem Telekom-Markt müssen die Kunden dennoch nicht befürchten. "Langfristig wird das Telefonieren nicht wesentlich teurer werden", sagt Krause.

Dieser Ansicht schließt sich auch Analyst Joeri Sels vom Bankhaus Julius Bär an. "Einige Dutzend Anbieter werden sicherlich verschwinden, aber zehn oder zwanzig Konkurrenten können einen genau so harten Preiskampf führen", sagt er. Interessanter als das Call-by-Call-Telefonieren ist für viele Unternehmen ohnehin die vertragliche Festlegung der Kunden auf einen Anbieter. Zudem geht der Trend zunehmend zu Pauschaltarifen und schnelleren Internetzugängen (Breitband), mit denen vor allem Geschäftskunden angesprochen werden sollen.