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Vor der Inkasso-Entscheidung: Stellungnahmen der Call-by-Call-Anbieter

Annahme zeichnet sich ab - Tarifanpassungen können nicht ausgeschlossen werden
Von Frank Rebenstock

Am Tag vor der Entscheidung der alternativen Telekommunikations-Anbieter über den Schlichterspruch der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) im Call-by-Call-Rechnungsstreit haben wir eine kleine Auswahl der Anbieter um Stellungnahmen gebeten. Wir wollten von unseren jeweiligen Gesprächspartnern wissen, ob dem Kompromiss-Vorschlag zugestimmt wird und welche Auswirkungen auf Tarife und die zuletzt viel diskutierte Beitreibung von Forderungsausfällen zu erwarten sind.

Martin Lukas, Pressesprecher von 01051 und Teledump (0190031) ließ uns wissen, man werde dieser Entscheidung zustimmen "müssen". Der Zustand seit dem 1. März sei ungeklärt und entsprechend müsse für die Anbieter wieder Rechtssicherheit hergestellt werden. Zum 1. März hatte Teledump bereits einige Preiserhöhungen unter Hinweis auf die Konsequenzen der RegTP-Entscheidung durchgeführt. Derzeit seien aber weitere Auswirkungen auf die Tarifstruktur nicht absehbar. Es sei "nicht aus der Luft gegriffen", dass künftig auf säumige Zahler eine Vielzahl von Mahnschreiben zukommen könnte. Herr Lukas kann sich nicht vorstellen, dass sich die Anbieter zu Inkasso-Kooperationen entschließen, da so unter anderem die Forderungsausfälle eines Anbieters den anderen Mitbewerbern bekannt würden.

Gute Nachrichten gibt es von 3U (01078), die ebenfalls Zustimmung zum Schlichterspruch signalisieren: Der Vorstandsvorsitzende Udo Graul versicherte uns, dass es auf "absehbare" Zeit bei den bisherigen Tarifen und der Sekundentaktung bleiben würde. 3U habe einen hohen Anteil an Auslandsgesprächen, die nach Abschaffung der 4,5-prozentigen Umsatzbeteiligung für die Deutsche Telekom sogar mehr Gewinn bringen könnten. Problematisch seien jedoch tatsächlich Kürzestgespräche. Anpassungen der Tarife seien daher für den Fall denkbar, dass sich die Nutzungsstruktur bei 3U radikal ändern und für den Anbieter lediglich unlukrative Gespräche übrig bleiben würden. Auch Herr Graul bestätigte, dass Kunden bei Zahlungsrückständen künftig mit mehreren Mahnschreiben und damit eventuell mehrfachen Mahnkosten konfrontiert werden könnten. In einer Pilotphase ab dem 1. April solle geprüft werden, auf welche Höhe sich die Forderungsausfälle tatsächlich belaufen. Zwei Optionen werden zur Zeit diskutiert, die interne Bearbeitung und die Übertragung an externe Dienstleister. Zu einer Kooperation aller alternativen Anbieter beim Mahnwesen und Inkasso wird es nach Meinung von Herrn Graul nicht kommen. Andererseits versuchen verschiedene Inkassobüros bereits jetzt, mehrere Anbieter auf sich zu vereinigen, um so effektiver auch Kleinbeträge einfordern zu können. 3U stehe derzeit schon in Verhandlungen mit Inkassobüros und dabei werde auch geklärt, ob bereits bei der ersten Mahnung Kosten für den Kunden anfallen.

Von Arcor (01070) stand uns PR-Referent Michael Peter zur Verfügung: Sein Unternehmen werde wahrscheinlich dem Schlichterspruch zustimmen, da der derzeitige Schwebezustand beendet werden müsse. Tatsächlich bedeute das "salomonische Urteil" der RegTP eine Verringerung der im offenen Call by Call ohnehin niedrigen Margen. Arcor ziehe jedoch sein Wachstum komplett aus dem Vertragskunden-Geschäft und sei daher nicht so sehr betroffen, wie reine Call-by-Call-Anbieter. Preiserhöhungen werde es daher auch nicht geben. Arcor hat mit dem Inkasso-Geschäft einen externen Dienstleister beauftragt. Bislang sei der Call-by-Call-Kunde für den Anbieter anonym, da lediglich die Telekom Nummern und Kundendaten zusammenbringt. In einer Übergangsfrist bis Ende Juni soll der dann für das anbieterseitige Inkasso notwendige Datenaustausch erprobt werden.

tesion (01023) wird, wie uns die Leiterin Unternehmenskommunikation Ursula Baum-Müller sagte, dem Schlichterspruch "wohl oder übel" zustimmen müssen. Sie vermute, dass das Interesse am offenen Call by Call nachlassen werde: Bei dem einstigen "Instrument der Liberalisierung" sei bei immer geringeren Margen nun die "Schmerzgrenze" erreicht. Mancher Anbieter werde wohl noch prüfen, ob das Modell beizubehalten ist. Anpassungen der eigenen Tarife konnte Frau Baum-Müller nicht sicher ausschließen, da derzeit die Beratungen der Produktmanager noch nicht abgeschlossen sind. Bei Vertragskunden werde das Inkasso bereits jetzt im Hause abgewickelt und dies sei auch die künftig im anmeldefreien Call by Call die favorisierte Lösung. Offene Rechnungen von Vertragskunden mahnt tesion zunächst mit einer kostenlosen Zahlungserinnerung an. Noch sei aber nicht sicher, ob dieses erste Anschreiben auch bei nicht vertragsgebundenen Kunden kostenlos sein wird. Sicher rechne sich eine Mahnung über Einsachtzig nicht, aber genaue Größenordnungen gibt es noch nicht. Allerdings seien auch Gespräche mit anderen Anbietern über Kooperationen in diesem Bereich nicht abwegig. Fest steht jedenfalls, dass nach Annahme des Schlichterspruchs durch alle Anbieter jeder einzelne mit der Telekom einen entsprechenden Vertrag über den Austausch der Kundendaten schließen muss. Für den Vertragsschluss wäre dann ab morgen Zeit bis Ende März und vom 1. April bis zum 30. Juli wird ein Probelauf stattfinden.

Von Harald Gustyn, dem Geschäftsführer von Super24 (01024), war lediglich zu erfahren, dass die Auslandsgespräche die Verluste im defizitären Inlandsbereich kompensieren. Über den Schlichterspruch, mögliche Tarifanpassungen und Auswirkungen auf das Inkasso wollte er sich nicht äußern. Dies sei Sache des Mutterkonzerns MobilCom. Lediglich vage angedeutet wurde die Möglichkeit, Angleichungen bei einigen Auslandstarifen vorzunehmen, doch wolle man dabei die Spitzenplätze nicht aufgeben.

Von Viag Interkom (01090) liegt uns derzeit die angeforderte Stellungnahme leider noch nicht vor. Von Stefan Arlt und Torsten Kollande, den Pressesprechern von MobilCom (01019), warten wir ebenfalls noch auf einen Rückruf. Immerhin nannte Herr Kollande die Entscheidung der RegTP eine "enorme Veränderung" und es schien uns zumindest, als habe man im Hause MobilCom besonders auch die Konsequenzen einer Ablehnung erwogen. Sobald die erbetenen Anrufe erfolgen, werden wir die Äußerungen von Viag und MobilCom natürlich an unsere Leser weitergeben.