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Auf getrennte Rechnung?

RegTP entscheidet, ob die Deutsche Telekom weiterhin die Abrechung für Call-by-Call-Anbieter übernehmen muss
Von AFP / Edward Müller

Seit Jahren sind sich die Deutsche Telekom und ihre Konkurrenten um die Abrechnung der offenen Call-by-Call-Gespräche uneinig. Die Telekom möchte die Einzelgespräche ihrer Mitbewerber nicht mehr auf die eigene Rechnung schreiben müssen. Diese wiederum beklagen die "zu hohen" Kosten für das Inkasso von späten oder falschen Abrechnungen. Die Bonner Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) wird in den kommenden Tagen entscheiden, welche Modalitäten künftig gelten. Falls die Telekom-Konkurrenten die Abrechnung selbst übernehmen müssen, könnten die Kosten für das offene Call-by-Call steigen.

Nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes war die Telekom verpflichtet worden, die Abrechnung für Call-by-Call-Gespräche für die neuen Wettbewerber zu übernehmen. Die neuen Anbieter sollten nicht von Anfang an mit der personal- und kostenintensiven Buchung der Rechnungen belastet werden. Die bisherige Rechtslage schreibt außerdem vor, dass der Telefonkunde ein Recht auf eine einheitliche Telefonrechnung hat, auch wenn er über verschiedene Anbieter telefoniert.

Die Telekom bekommt nach Angaben des Branchenverbandes VATM, in dem ihre Konkurrenten zusammengeschlossen sind, für die Fremdbrechnung 4,5 Prozent vom Umsatz sowie 0,7 Pfennig je Rechnungszeile. Diesen Betrag sehen die Wettbewerber als viel zu hoch an. Das letzte Telekom-Angebot lag laut VATM bei 47 Mark pro tausend Abrechnungsposten plus 16 Pfennig pro Rechnung. "Auch hier ist für die Anbieter keine Marge mehr drin", so VATM-Sprecher Jürgen Grützner. Der VATM wollte erreichen, dass die Telekom die Kosten auf 13 Mark für tausend Posten und 9 Pfennig pro Rechnung senkt.

Auch die Abrechnungspraxis brachte bereits zu Beginn Probleme. Die Telekom-Wettbewerber beklagen, dass sie von der Telekom oft erst Tage später die notwendigen Daten erhalten. "Es gab Fälle, in denen Kunden von uns gemahnt werden, obwohl sie schon gezahlt haben", sagt Grützner. Für Unmut bei der Telekom sorgte dagegen, dass sie sich vielfach mit Kundenbeschwerden herumschlagen musste, die nichts mit ihren eigenen Tarifforderungen zu tun hatten. Ende 1999 versuchte sich das Unternehmen deshalb aus der Abrechnungspflicht zu winden, wurde aber von der Bonner Regulierungsbehörde verpflichtet, die bisherigen Inkasso-Verträge bis Ende vergangenen Jahres weiter zu erfüllen. Da Verhandlungen zwischen Telekom und Wettbewerbern über eine Neuregelung zu nichts führten, riefen die Beteiligten schließlich die Regulierungsbehörde als Schlichter an.

Alles scheint nun darauf hinauszulaufen, dass die Abrechnung schrittweise von den Telekom-Konkurrenten selbst übernommen wird. Mehrere Unternehmen sind laut Grützner schon in der Lage, eigene Rechnungen zu schreiben und einzutreiben. Vielfach sei in den Geschäftsbedingungen im Vorgriff auf die Änderung schon festgeschrieben, dass der Kunde sein Recht auf eine einheitliche Rechnung aufgibt - bei Gesprächen über mehrere Anbieter künftig also auch mehrere Telefon-Rechnungen bekommen wird.

Der VATM geht davon aus, dass 30 größere Anbieter die Abrechnung für die gesamte Branche übernehmen werden. Kleinere Firmen stünden damit nicht vor dem Aus. Klar sei aber, "dass die Abrechnung teurer wird als bei der Telekom", die aufgrund der großen Menge von Rechnungen billiger buchen könne. Angesichts von Margen beim Call-by-Call, "die jetzt schon gegen Null gehen", dürfte laut Grützner die Zeit für Preissenkungen vorbei und einige Anbieter sogar zu Erhöhungen gezwungen sein.