Telekom, Samsung & Ericsson zeigen 5G-Network-Slicing
Die Deutsche Telekom nimmt am Mobile World Congress unter dem Begriff Telekom Tech Grounds "virtuell" teil.
Grafik: Deutsche Telekom
Zwar hatte der Netzbetreiber Vodafone beim Einschalten von 5G-Standalone (SA) für Endkunden die Nase vorne, bei der Telekom ist man aber nicht untätig geblieben. Mit der Unterstützung des Netzwerkausrüsters Ericsson und des Endgerätelieferanten Samsung will die Telekom das erste 5G-Ende-zu-Ende-Network-Slicing auf einem im Handel erhältlichen Endgerät erfolgreich vorstellen.
Weltweit erste Implementierung
Die Deutsche Telekom nimmt am Mobile World Congress unter dem Begriff Telekom Tech Grounds "virtuell" teil.
Grafik: Deutsche Telekom
Das sei, so teilt die Telekom stolz mit, "die weltweit erste Implementierung", welche die Vorteile von 5G Network Slicing für eine Gaming-Anwendung zeige. Bei einem 5G SA (Standalone) basiertes "Network Slicing" können Mobilfunkanbieter ihren Kunden eine Servicegarantie bieten. Die praktische Demonstration ("Showcase") stellt die Telekom heute auf ihrem virtuelle MWC-Beitrag unter dem Schlagwort "Telekom Tech Grounds" vor.
In dem Beispiel werden die Vorteile für eine VR- (Virtual Reality) Spielanwendung vorgestellt, die auf Cloud-Streaming basiert. Das bedeutet: Die Spielszenen und Inhalte liegen in der Cloud für den Nutzer bereit und werden nach Bedarf über den dafür reservierten Network Slice des Mobilfunknetzes zum Kunden hin übermittelt. Raumschiff Enterprise Fans kennen das als "Holodeck".
Erfolgreicher Test
Der erfolgreiche Test lief auf der Ericsson 5G Standalone (SA) Infrastruktur. Als Endgerät kam ein Samsung Galaxy S21 5G zum Einsatz. Der Test sei "ein erfolgreicher Schritt in Richtung kommerzielle Einführung von Network-Slicing auf 5G Endgeräten", Termine zur Einführung wurden noch nicht genannt.
Wichtige Funktion für die Zukunft
Für die 5G-Welt ist Network Slicing eine wichtige Funktion in der 5G-Netzarchitektur. Damit lassen sich mehrere virtuelle Netze auf einer einzigen physikalischen Netzinfrastruktur parallel betreiben. Das Netz wird dabei bildlich in „Scheiben“ geschnitten. Daher rührt der Ausdruck Network-Slices. Für jedes "Slice" können dann unterschiedliche Dienstmerkmale und Qualitätsparameter bereitgestellt werden.
Diese Slices sind untereinander vollständig isoliert. Sie können jeweils an unterschiedliche Kundenbedürfnisse angepasst werden. Betreiber können damit neue, differenzierte Dienste und Geschäftsmodelle entwickeln.
Denkbar wären zum Beispiel geschützte Bereiche für Sicherheitskommunikation von Polizei und Rettungsdiensten (die derzeit noch ihr eigenes, längst an die Grenzen stoßendes Digital-Funknetz verwenden) oder gesicherte Übertragungsstrecken zur Verkehrsampelsteuerung oder Video-Übertragung von einem Rockfestival oder einen Fußballspiel als Beispiele. Also sichere Bandbreite, auch wenn die Luft schon "glüht".
Neue Spiele-Optionen
Denkbar wäre auch die Nutzung für Spiele, die auf Cloud-Streaming basieren. Wer mitspielen will, muss sich Spielzeit kaufen oder einen passenden Spezial-Tarif oder eine Option fürs Spielen buchen. Für das beste Spielerlebnis kann dann ein speziell optimierter Slice für sehr kurze Reaktionszeiten bereitgestellt werden.
Stabilität gegen Aufpreis
Gleichzeitig könnte parallel ein Geschäftskunde eine sicherheits-kritische Anwendung auf einem separaten Slice nutzen. Beide Kunden bekommen eine garantierte Dienstqualität.
Testlabor Bonn
Die Demonstration wurde im Bonner Labor der Deutschen Telekom realisiert. Ein wichtiger Meilenstein dabei: Das sogennante "5G UE Slicing Policy Feature (UE (User equipment) route selection policy, oder kurz URSP). Dieses Merkmal ("Feature") ermöglicht es einem Gerät, Anwendungen und Dienste mit spezifischen Anforderungen auf einen definierten Slice zu lenken. Eine Anwendung wird dadurch immer mit dem richtigen Netzwerk-Slice und damit mit den richtigen Parametern bedient. Damit wird sichergestellt, dass ein (extra zahlender) Kunde immer eine hervorragende Servicequalität erlebt.
Test aller Parameter
Im Rahmen der Demonstration testeten die Experten weitere Parameter für 5G E2E (=Ende zu Ende) Network Slicing:
- der Beweis "Verifizierung" einer stabilen Latenz (Ping-Antwortzeit) und eines garantierten Durchsatzes (Datenrate) in einem ansonsten schon überlasteten Netzwerk
- die automatisierte Erstellung verschiedener Slices wo die notwendigen Resourcen vom überlasteten Teil abgekoppelt und "isoliert" (also geschützt) werden.
Bestes Spielerlebnis
Für die Spiele-Anwendung basierend auf Cloud-Streaming wurden zwei unabhängige E2E-Netz-Slices erstellt: Ein Standard-Slice für großen Datenbedarf und ein Slice speziell optimiert für Cloud-VR-Spiele. Die vorstellte "5G E2E Network Slicing"-Lösung ist so konzipiert und eingestellt, dass sie einen höheren Durchsatz und eine stabile niedrige Latenz für den Gaming-Slice ermöglicht. Gleichzeitig isoliert die Lösung die Ressourcen zwischen den beiden Slices.
Damit können die Kunden, die das gebucht haben, eine definierte Service-Qualität (QoS) bekommen. Quasi eine Überholspur für privilegierte Daten.
Funktioniert auch unter Überlast
Der Versuch zeigte ein "überragendes Ergebnis auf dem Gaming-Slice" selbst unter überlasteten Netzwerkbedingungen. Die Tester nutzten ein handelsübliches Samsung Galaxy S21 5G, gekoppelt mit einem VR-Headset. Ob für das S21 ein spezielles Softwareupdate notwendig ist, wurde nicht mitgeteilt (dürfte aber wahrscheinlich sein).
Schauen, wie das beim Kunden ankommt
Für Claudia Nemat, im Telekom-Vorstand für Technologie und Innovation zuständig, bildet "5G SA Network Slicing die Grundlage für die Schaffung neuer Serviceangebote für Privat- und Unternehmenskunden“. Sie möchte wissen, wie die Kunden damit klar kommen, denn "unser Anspruch ist es, den Nutzen von 5G Slicing für unsere Kunden zu demonstrieren."
Erik Ekudden, Technik-Vorstand bei Ericsson, betont: „Network Slicing ist ein wichtiges Instrument, um mit 5G Umsätze zu erwirtschaften. Mit der Technologie, die softwaredefinierte virtuelle Netze mit spezifischen Eigenschaften ermöglicht, werden neue digitale Angebote für Verbraucher und Unternehmen Realität [...] Wir sind sehr stolz darauf, eng mit der Deutschen Telekom – als einem der weltweit führenden Mobilfunknetzbetreiber – und mit Samsung zusammenzuarbeiten, um gemeinsam die Vorteile von Network Slicing auf den Markt zu bringen."
"Wir sind [...] unglaublich gespannt auf das, was noch kommen wird", sagt Dr. Won-Joon Choi von Samsung Electronics dazu. "5G E2E Network Slicing wird es Samsung Galaxy Nutzern ermöglichen, Gaming wie nie zuvor zu erleben."
Nur eine Demonstration der möglichen Zukunft
Wie gesagt, das war nur eine Demonstration, was technisch möglich ist. Konkrete Angebote oder Termine gibt es noch nicht und man muss sich im Klaren sein, dass solche Qualitätsparameter für den, der sie buchen möchte, einen Aufpreis kosten werden.
Technisch Interessierte können sich auf der "Telekom Tech Grounds" [Link entfernt] am 28. und 29. Juni umschauen und den teilweise anspruchsvollen Beiträgen von Ericsson und Samsung Electronics Einblicke zum Thema 5G Network Slicing folgen. Deren Themen reichen von Geschäftsmodellen über die technische Architektur bis hin zu praktischen Implementierungen von Anwendung.
In Barcelona ist fast unbemerkt der Mobile World Congress 2021 gestartet.