Handy aufladen

Drahtloses vs. kabelgebundenes Laden: Vor- und Nachteile

Unser Bericht hilft Ihnen zu entscheiden, ob Sie das Handy besser an die Strom-Leine legen, um den Akku zu füllen, oder auf die kabel­lose Möglich­keit per Induk­tion (Qi-Stan­dard) zurück­greifen.
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Für heutige Smart­phones exis­tieren zwei Methoden zum Aufladen, kabellos und kabel­gebunden. Beide Lösungen haben spezi­fische Vor- und Nach­teile. In diesem Bericht wollen wir den tech­nolo­gischen Werde­gang dieser Proze­duren inner­halb der letzten Dekade nach­voll­ziehen. Was waren die wich­tigsten Errun­gen­schaften beim kabel­losen und kabel­gebun­denen Laden? Wie hat sich die Markt­situa­tion entwi­ckelt? Neben dieser gedank­lichen Zeit­reise widmen wir uns der Alltags­taug­lich­keit. So sehen Sie, welche Vor- und Nach­teile die Strom­über­tra­gung per Qi oder USB / Light­ning haben. Ferner verglei­chen wir die Anschaf­fungs­kosten entspre­chender Handys.

Historie des kabel­losen Aufla­dens (2012 bis heute)

Kabelloses und kabelgebundenes Laden im Vergleich Kabelloses und kabelgebundenes Laden im Vergleich
Fotos: teltarif.de/Apple, Montage: teltarif.de
Der finni­sche Hersteller Nokia erwies sich als Pionier hinsicht­lich induk­tiver Strom­über­tra­gung bei mobilen Endge­räten. Im November 2012 erschien das Lumia 920 als welt­weit erstes Smart­phone mit inte­griertem draht­losen Aufladen. Es wurde auf den Qi-Stan­dard gesetzt. Zuvor brachte Samsung im Mai desselben Jahres das Galaxy S3 heraus. Dieses bewarb die südko­rea­nische Firma zwar als kabellos aufladbar, aller­dings nur mittels einer Erwei­terung durch das „Wire­less Char­ging Kit“. Besagtes Zubehör-Set besteht aus einer Hülle mit Lade­spule und einer induk­tiven Lade­sta­tion. Es erreichte im September 2012 den Handel. Drahtlose Ladestation Drahtlose Ladestation
Samsung
Nach und nach setzten immer mehr Hersteller, zumin­dest bei ihren Ober­klas­semo­dellen, auf die kabel­lose Ener­gie­ver­sor­gung, wobei sich der Stan­dard Qi allmäh­lich als univer­selle Schnitt­stelle durch­setzte. Ikea reagierte im Früh­ling 2015 mit den ersten Möbeln mit einge­bauter draht­loser Lade­sta­tion. Einen beson­ders großen Schub für die Verbrei­tung auf dem Massen­markt erfuhr Qi 2017 durch Apple. Das iPhone 8, das iPhone 8 Pro und das iPhone X ließen sich als erste Modelle des Port­folios ohne Kabel aufladen. Einer Markt­for­schungs­studie zufolge besaßen in Q4 2019 70 Prozent der Ober­klasse- und 18 Prozent der Mittel­klasse-Smart­phones ein Qi-Modul.

Am schnellsten lassen sich aktuell das Honor Magic 4 Pro und das Honor Magic 4 Ultra drahtlos mit Strom versorgen. Beide Mobil­geräte bieten Qi mit 100W.

Historie des kabel­gebun­denen Aufla­dens (2012 bis heute)

Vor zehn Jahren gab es ledig­lich zwei Kabel-Schnitt­stellen für Smart­phones, nämlich Micro-USB im Android-Sektor und das dicke 30-Pin-Exem­plar im Apple-Sektor. Im September 2012 wurde der iPhone-Lade­ste­cker mit Light­ning endlich kompakt. Der Port debü­tierte im iPhone 5. Ein Jahr darauf versuchten sich erste Unter­nehmen an Schnell­lade­mecha­nismen. Zusammen mit dem Snap­dragon 600 führte Qual­comm 2013 sein Quick Charge ein. Die maxi­male Strom­über­tra­gung lag bei 10W. Oppos Vooc feierte im Find 7 2014 sein Debüt und lieferte 20W. LeTV war schließ­lich die Einfüh­rung des Stan­dards USB C auf dem Endkunden-Smart­phone-Markt zu verdanken. 30-Pin-Stecker fürs iPhone 30-Pin-Stecker fürs iPhone
Apple
Der chine­sische Hersteller zeigte sich mit dem Einsatz des rever­siblen Ports in seinem Le 1 aus dem Jahr 2015 fort­schritt­lich. Eine Erhe­bung von Ende 2019 veran­schau­lichte, dass bereits 68 Prozent aller Smart­phones USB C nutzen. Mitt­ler­weile dürfte der Anteil noch deut­lich größer sein. Bis heute ist Micro-USB jedoch nicht gänz­lich vom Markt verschwunden. Haupt­säch­lich beson­deres güns­tige Android-Smart­phones verfügen noch über diesen Stan­dard. Ab 2024 werden zumin­dest in der EU aber sowohl Micro-USB als auch Light­ning bei neuen Geräten verschwinden. Das EU-Parla­ment hat USB C als Stan­dard für Smart­phone-Lade­buchsen fest­gelegt. Micro-USB für Android Micro-USB für Android
Renkforce
Momentan hat OnePlus mit dem OnePlus 10T das am schnellsten aufla­dende Smart­phone im Sorti­ment. Es besitzt einen Schnell­lade­mecha­nismus mit 150W.

Vor- und Nach­teile der Lade-Lösungen

Vorteile des kabel­losen Aufla­dens

Kabel-Wirr­warr oder die leidige Suche nach dem Zubehör gehören mit Qi der Vergan­gen­heit an. Einmal das Ladepad an eine Steck­dose gesteckt, entsteht ein Stamm­platz für das Auffüllen des Smart­phone-Akkus. Anschlie­ßend spielen Kabel keine Rolle mehr. Sie müssen nur noch das Handy auf dem Pad ablegen. Des Weiteren ist es möglich, auf der Lade­fläche andere Qi-kompa­tible Gerät­schaften mit Strom zu versorgen. Beispiels­weise draht­lose Kopf­hörer oder Smart­wat­ches. Manche Smart­phones ersetzen sogar dank umge­kehrtem kabel­losen Laden ein Ladepad für das erwähnte Zubehör. MagSafe-Ladestation MagSafe-Ladestation
Apple
Mit Qi wird über­dies die Lade­buchse geschont. Es entsteht kein Verschleiß durch häufiges Ein- und Ausste­cken des Kabels. Ferner steht das Netz­teil nicht in unmit­tel­barem Kontakt mit dem Handy. Defekte oder äußerst billige Lade­geräte können schäd­lich für das Smart­phone sein.

Nach­teile des kabel­losen Aufla­dens

So futu­ris­tisch wie es klingt, ist das momen­tane draht­lose Aufladen nicht. Per Induk­tion kann Qi nur in einer Entfer­nung von wenigen Milli­metern Strom über­tragen. Deshalb müssen sich Smart­phones und andere Gerät­schaften beim Aufladen direkt auf dem Ladepad befinden. Die extrem begrenzte Reich­weite der Tech­nologie bringt (abge­sehen von magne­tisch haftenden Lade­pads) auch eine einge­schränkte Nutz­bar­keit des Handys mit sich. Tele­fonieren funk­tio­niert beispiels­weise nur noch über das Frei­spre­chen. Lade­pads mit guter Über­tra­gungs­geschwin­dig­keit sind zudem ziem­lich teurer.

Derzeit hinkt Qi in puncto Lade­geschwin­dig­keit noch deut­lich hinterher. Oftmals benö­tigt ein leerer Akku die zwei- bis drei­fache Zeit gegen­über dem Aufladen per Kabel, bis er kabellos wieder gefüllt wurde.

Vorteile des kabel­gebun­denen Aufla­dens

Lightning-Stecker fürs iPhone Lightning-Stecker fürs iPhone
Apple
Da das kabel­gebun­dene Aufladen schon länger exis­tiert und weiter verbreitet ist, haben viele Haus­halte mehrere Exem­plare des Zube­hörs. Steht ein Besuch von Freunden oder Verwandten an, ist die Chance hoch, dort ein Kabel zum Laden des Smart­phones vorzu­finden. Sollte man doch kein Kabel zuhause haben und ein neues Smart­phone erwerben, findet man bei diesem stets ein Lade­kabel im Liefer­umfang vor. Beim Lade­gerät sieht es indes anders aus, da manche Hersteller dieses unter Angabe von Umwelt­schutz­gründen einsparen. Jedoch greift dann ein weiterer Plus­punkt der kabel­gebun­denen Strom­über­tra­gung. USB-C-Stecker für Android USB-C-Stecker für Android
Samsung
Via USB-Anschluss am Computer, der Video­spiel­kon­sole oder dem Auto lässt sich das Smart­phone eben­falls aufladen. Eine popu­läre Zusatz­funk­tion ist die Daten­über­tra­gung per Kabel. So können beispiels­weise Fotos und Videos vom Handy auf den Rechner kopiert werden. Zu guter Letzt sei noch die flotte Lade­geschwin­dig­keit genannt.

Nach­teile des kabel­gebun­denen Aufla­dens

Wahr­schein­lich kennen Sie auch die unlieb­same Suche nach dem Lade­kabel. Bedingt durch seine Größe kann es schnell in Sofa­ritzen oder hinter Schränken verschwinden. Der Verschleiß ist ein weiteres nega­tives Krite­rium. Eine häufige Verwen­dung der Lade­buchse kann ihre problem­freie Nutzung mit der Zeit beein­träch­tigen. Kabel können hingegen bei grober Behand­lung brüchig werden. Ein globaler Stan­dard für das kabel­gebun­dene Aufladen hat sich eben­falls noch nicht durch­gesetzt. So befinden sich momentan USB C sowie Micro-USB (Android) und Light­ning (Apple) in Umlauf. Je nach vorhan­denen Geräten sind also unter­schied­liche Lade­kabel erfor­der­lich.

Markt­über­sicht kabellos ladbarer Handys

Der Einstieg in die Welt der Qi-Smart­phones ist im Android-Lager mitt­ler­weile recht erschwing­lich geworden. Momentan hat alza.de etwa das Gigaset GS290 für 164 Euro im Angebot. Für 202,99 Euro gibt es das neuere Gigaset GS4 bei Technik Direct und Expert. Bei Apple müssen Sie etwas mehr, nämlich mindes­tens 336,95 Euro, inves­tieren. Diese Summe möchte buyzoxs aktuell für das iPhone SE (2020) haben. Soll es das iPhone SE (2022) sein, betragen die Anschaf­fungs­kosten 439 Euro (sparsmart24). Die aktu­ellen Apple-Tele­fone iPhone 13, iPhone 13 Pro, iPhone 13 Pro Max und iPhone 13 Mini sowie die Galaxy-S22-Serie besitzen eben­falls einen Qi-Mecha­nismus.

Markt­über­sicht kabel­gebun­dener Handys

Natur­gemäß sind ausschließ­lich per Kabel ladbare Smart­phones güns­tiger. So gibt es beispiels­weise das Xiaomi Redmi 9AT 4G für 86,89 Euro bei proshop. Es besitzt jedoch einen veral­teten Micro-USB-Anschluss. Soll es USB C sein, werden aber nur elf Euro mehr fällig. Das Xiaomi Redmi 9A ist für 97,94 Euro bei Otto erhält­lich. Bei Apple entspre­chen die güns­tigsten kabellos ladbaren Modelle auch den güns­tigsten kabel­gebunden ladbaren Modelle. Ansonsten lässt sich die iPhone-13-Reihe per Light­ning mit Strom versorgen. Galaxy S22 und viele andere Android-Produkte nutzen USB Typ C.

Kabellos oder kabel­gebunden – was ist besser?

Ein eindeu­tiges Fazit können wir in Hinblick auf die derzei­tige Markt­situa­tion nicht ziehen. Beide Methoden haben ihre Vor- und Nach­teile. Lieb­äugeln Sie mit einem Stamm­platz, auf dem Sie Ihr Handy nur noch zum Aufladen ablegen müssen, ist die draht­lose Lösung eine Über­legung wert. Wollen Sie die schnellst­mög­liche Lade­geschwin­dig­keit, führt hingegen kein Weg an den Kabeln vorbei.

Ihr E-Auto können Sie nun übri­gens bei McDonalds aufladen.

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