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simfy: Nur noch fünf Stunden Musik pro Monat kostenlos

Musik-Streaming-Dienst versucht, Abos mit Rabatt zu verkaufen
Von Thorsten Neuhetzki

simfy bietet Musik, nicht von Vinyl, sondern aus dem Internet. simfy bietet Musik, nicht von Vinyl, sondern aus dem Internet.
Foto: dpa
Die Idee war gut - funktioniert hat sie anscheinend nicht: Der Musik-Streaming-Dienst simfy hat lange Zeit mehrere Millionen Songs komplett kostenlos und legal ins Internet gestellt. Nach einer kurzen Anmeldung konnte jeder so lange Musik hören, wie er wollte - nur unterbrochen von kurzen Werbespots. Wer mehr Features wollte - etwa die Verfügbarkeit auf dem Handy und keinen Werbungunterbrechung - sollte zahlen. Doch das Geschäft schien nicht aufzugehen, Nutzer berichteten, es sei ohnehin kaum Werbung zu hören gewesen. Lediglich einige Premium-Songs waren gesperrt.

simfy bietet Musik, nicht von Vinyl, sondern aus dem Internet. simfy bietet Musik, nicht von Vinyl, sondern aus dem Internet.
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Im September beschnitt simfy das Kostenlos-Angebot dann erstmals. Nur noch 20 Stunden im Monat sollte ein Nutzer im Monat hören dürfen. Doch das war offenbar immer noch zu viel, um die Premium-Abos an den Mann zu bringen. In Foren gaben sich Nutzer die Tipps, mit mehreren E-Mail-Adressen mehrere Accounts zu öffnen und schon konnte man den kostenpflichtigen Dienst leicht umgehen. Für simfy ergaben sich zwei Probleme: Nicht nur, dass der Umsatz ausblieb - der Anbieter muss auch noch zahlen, wenn ein Nutzer Musik hört. Denn die Künstler und Plattenverträge wollen bezahlt werden.

Nun geht simfy noch einen Schritt weiter und beschneidet sein Kostenlos-Angebot auf nur fünf Stunden monatlich. Das reicht zwar aus, um in ein neues Album reinzuhören, ohne in den Plattenladen zu laufen, so wer seine Party mit Musik von simfy beschallen will, sollte den Rest des Monats keinen Bedarf an Musik des Streaming-Dienstes haben. Zudem gibt es viele als "Premium-Songs" bezeichnete Lieder nur als 30-Sekunden-Schnipsel. simfy macht in einem Blog-Eintrag [Link entfernt] keinen Hehl daraus, worum es eigentlich geht: Ums Geld. "Da wir mit Plattenfirmen und Verwertungsgesellschaften zusammenarbeiten, greifst du auf mehr als 13 Millionen Songs zu - und das absolut legal. Alle dabei anfallenden Kosten, von der Entlohnung der Künstler bis hin zur Bereitstellung der Musik als Stream, werden dabei teilweise durch Werbeunterbrechungen gedeckt", heißt es zur Erklärung.

"Sonderangebote" für neue Bezahl-Kunden

Den Nutzern macht simfy derzeit ein Angebot [Link entfernt] , mit dem sich gegenüber den normalen Konditionen bis zu 20 Euro sparen lassen sollen - eigenlich sind es aber nur 10 Euro. Denn die normalen Konditionen des Premium-Plus-Abos - das Abo erlaubt auch den Zugriff vom Handy aus - liegen bei 9,99 Euro monatlich, der erste Monat ist kostenlos. Als Angebot, das über den Blog aufrufbar ist, bietet simfy seinen Nutzern an, ein Jahr zum Preis von 99,99 Euro, also dem Preis von zehn Monaten, zu buchen. Dafür muss der Nutzer aber auch ein Jahr die Kosten im Voraus zahlen. Beim kleineren Paket, das den unlimitierten Zugang erlaubt aber keinen Mobilzugang gibt es bei Zahlung von 59,99 Euro keinen Preisvorteil. Das Angebot kostet auch sonst 4,99 Euro pro Monat - hat aber normalerweise noch einen Freimonat.

Zu vermuten ist, dass simfy seinen Gratis-Zugang möglicherweise ganz einstellt oder auf ein Modell zurückfährt, wie es der zur IFA im Sommer gestartete Mitbewerber Juke macht: Die ersten 14 Tage sind kostenlos - danach wird der Nutzer dann aber zur Kasse gebeten. Für den Nutzer bedeutet es aber so oder so: Wer gerne und viel Musik hört, muss zahlen. Gleichzeitig muss sich ein Nutzer aus dieser Zielgruppe eingestehen: Für knapp 10 Euro im Monat bekommt ein Kunde im Laden eine bis gar keine CD und Online ein bis zwei Alben als MP3. Über Streaming-Dienste bekommt er für den gleichen Betrag Zugriff auf viele Millionen Songs aus allen Genres - sogar auf die neuesten Alben. Einziger Nachteil: Die Musik gehört ihm nicht. Doch die Nutzer von simfy sehen das aktuell offenbar anders: Kommentare unter dem angesprochenen Blogeintrag sprechen - in anderen Worten ausgedrückt - vom Anfang vom Ende.

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