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Nokia 8 im Test: Noch nicht ganz Oberklasse

Nokia wagt mit dem Nokia 8 den Angriff auf die Android-Oberklasse: Doch bei Kamera und Display kann es noch nicht ganz mithalten
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Der einstmals unangefochtene Handy- und Symbian-Smartphone-Marktführer Nokia hat nach der Vorstellung des iPhone von Apple gleich zwei fundamentale Fehler gemacht, infolge derer sie komplett vom Markt verschwunden waren: Erst verschliefen sie die Umstellung von Tasten zu Touch-Bedienung beim hauseigenen Betriebssystem Symbian, dann setzten Sie auf die Kooperation mit Microsoft und deren Betriebssystem Windows Phone bzw. Windows Mobile, das jedoch bei den Kunden nicht ankam. In Kooperation mit dem finnischen Hersteller HMD Global wagen sie nun den Neuanfang: Die Entwicklung erfolgt in Kooperation, die Produktion in China.

Nokia 8

Der Homescreen des Nokia 8 Der Homescreen des Nokia 8
Foto: teltarif.de
Zum Start der Kooperation erschienen Geräte im unteren und mittleren Preissegment wie das Nokia 3 und das Nokia 6. Mit dem Nokia 8 sollen nun die "Flaggschiffe" wie das Galaxy S8 von Samsung oder die kommenden Geräte von Apple angegriffen werden. Doch das gelingt nur teilweise. Lesen Sie im Test, warum das Nokia 8 noch nicht ganz mithalten kann.

Nokia 8: Konventionelles Display

Blickwinkelabhängigkeit beim Nokia 8 Blickwinkelabhängigkeit beim Nokia 8: Aus flachem Winkel ist das Display viel dunkler als bei direkter Draufsicht.
Foto: teltarif.de
Die Papierform des IPS-Displays des Nokia 8 ist beeindruckend: Quad HD, 1440 mal 2560 Pixel, 5,3 Zoll Diagonale, 554 Pixel pro Inch. So scharf sieht kein Auge. Die gemessene Helligkeit von 540 cd/m² ist ausreichend, um auch bei starker Sonneneinstrahlung das Display noch ablesen zu können. Der Kontrast von 1275:1 liegt ebenso wie der ΔE-Wert von 5,04 für die Farbabweichungen im guten Bereich. Doch die Enttäuschung kommt beim Blickwinkel-Test: Schaut man nicht direkt von vorne, sondern seitlich auf das Display, nimmt die Helligkeit schon bei vergleichsweise kleinem Winkel erheblich ab. Hat man das Gerät - zum Beispiel zum Tippen von Nachrichten - vor sich auf dem Tisch liegen und schaut entsprechend unter einem Winkel von ca. 45° auf das Display, regelt man schon im Zimmer die Display-Leuchtstärke auf das Maximum, um es noch gut ablesen zu können. Das können selbst viele Mittelklasse-Smartphones deutlich besser!

CIE Diagramm des Nokia 8 Das CIE-Diagramm zeigt die ordentliche Farbdarstellung beim Nokia 8
Screenshot: teltarif.de
Man kann sich streiten, ob Samsungs quasi randloses Edge-Display von Galaxy S8 und Galaxy Note 8 der Weisheit letzter Schluss ist. Doch anderseits gilt auch: So viel Abstand, wie zwischen dem Display und dem Rand des Nokia 8 verbleibt, ist in der Oberklasse nicht mehr zeitgemäß. Je ein bis zwei Millimeter weniger links und rechts und fünf Millimeter weniger oben und unten wären hier mehr gewesen, die die Einhand-Bedienung des Geräts erleichtern und auch dafür sorgen, dass es besser in die Tasche passt.

Geschützt wird das Display des Nokia 8 von Corning Gorilla Glass 5. Das ist wohl das bisher bruchfesteste Glas aus dem Hause Corning. Leider ist das Gorilla Glass 5 nach der bisherigen Erfahrung der teltarif.de-Redaktion aber wieder anfälliger für Kratzer als die Vorgänger. Und je mehr Kratzer das Frontglas sammelt, desto höher steigt die Gefahr, dass es bei einem Sturz doch bricht. Eine Displayschutzfolie oder ein zusätzliches Displayschutzglas ist daher für das Nokia 8 sicher eine sinnvolle Investition.

Verschwindende Tasten, guter Fingerabdruck-Sensor

Die Unterkante des Nokia 8 Die Unterkante des Nokia 8: Fingerabdrucksensor, Back-Button, App-Listen-Button und USB-C-Connector
Foto: teltarif.de
Für die Bedienung stellt das Nokia 8 am unteren Geräterand die bei Android-Geräten dieser Klasse üblichen Tasten bereit: Links und rechts zwei Schaltflächen für "Zurück" und "App-Liste", sowie dazwischen den Home-Button mit integriertem Fingerabdrucksensor. Die Schaltflächen sind mit den üblichen Symbolen versehen, werden aber immer nur nach Eingaben kurz beleuchtet und sind daher sonst, je nach Umgebungslicht, mehr oder weniger unsichtbar. Sie sind aber auch im dunklen Zustand sensitiv. Auch, wenn man von anderen Geräten möglicherweise ein anderes Verhalten der Navigationsleiste gewohnt ist: Die Umgewöhnung dauert nicht lange.

Der Fingerabdrucksensor im Home-Button reagiert schnell und zuverlässig, und zwar auch dann, wenn man den Finger aus einer anderen Richtung auflegt als beim Training des Sensors. Mit einmal Fingerauflegen kann man das Gerät gleichzeitig einschalten und entsperren. Dem Autoren gefallen zwar Fingerabdrucksensoren auf der Rückseite mittig, also da, wo beispielsweise Huawei sie anbringt, etwas besser als auf der Vorderseite. Denn mit dem rückseitigen Sensor kann man das Gerät sofort beim in-die-Hand-nehmen entsperren, ohne eine zusätzliche Bewegung machen zu müssen. Dafür ist der Sensor auf der Vorderseite praktischer, wenn das Gerät auf dem Schreibtisch liegt und man es entsperren will, ohne es gleich in die Hand nehmen zu müssen. Nachdem unterschiedliche Anwender unterschiedliche Vorlieben bezüglich der Position des Fingerabdrucksensors haben, stellt sich die Frage, warum in Top-Geräte wie dem Nokia 8 nicht gleich zwei eingebaut werden: Einer vorne und einer hinten.

Über andere moderne Biometrie-Sensoren verfügt das Nokia 8 nicht. Insbesondere gibt es keinen Iris-Scanner.

Am rechten Rand befinden sich noch die Lautstärkewippe und der Ein-/Ausschalter in der üblichen Anordnung. Diese Tasten funktionieren gut. Dankenswerterweise verzichtet Nokia auf zusätzliche Tasten, um herstellerspezifische Dienste wie Bixby zu starten. Natürlich kann der Google-Sprachassistent "ok google" auch auf dem Nokia 8 verwendet werden, sogar als Entsperrmethode, die freilich noch unsicherer ist als der Fingerabdruck-Scanner.

Solides Gehäuse, aber nicht wasserdicht

Die Rückseite des Nokia 8 Die Rückseite des Nokia 8
Foto: teltarif.de
Das Nokia 8 wirkt trotz seines großen Gehäuses und der sehr dünnen Bauform sehr stabil. Hier machen sich das harte Gorilla-5-Glas sowie das aus einem Unibody gefräste Aluminium-Gehäuse positiv bemerkbar. Die Übergänge zwischen den einzelnen Komponenten sind sehr präzise und angenehm glatt. So wirkt das Nokia 8 fast so, als ob es aus einem Guss wäre.

Wenn man sie ausreichend putzt, glänzt die Rückseite richtig. Aber sie sammelt auch schnell Schmutz und - schlimmer - kleine Kratzer. Daher empfiehlt es sich, das Nokia 8 von Anfang an mit einer Handy-Hülle zu schützen. Angesichts der sehr dünnen Bauform des Nokia 8 wird das Gerät auch mit Hülle und Schutzfolie nicht zu dick. Zusätzlich schützt eine solche Hülle auch die Kamera, die zwar nur wenig aus der Rückseite hervorragt, aber genug, um beim Ablegen auf dem Tisch immer die exponierte Stelle zu sein und damit sonst die meisten Kratzer abzukriegen.

Anders als die Konkurrenz von Apple und Samsung, die ihre aktuellen Top-Smartphones nach Schutzklasse IP67 bzw. IP68 als staub- und wasserdicht ausweisen, ist das Nokia 8 nur nach IP54 zertifiziert. Damit ist es zwar gegen allseitiges Spritzwasser geschützt, bietet aber keine Sicherheit gegen Eindringen von Wasser bei vorübergehendem oder gar dauerhaftem Eintauchen. Wir verzichten daher auf den Unterwasser-Test beim Nokia 8 und empfehlen Nokia, auch hier bis zum nächsten Release auf die Konkurrenz aufzuschließen.

Nokia 8: Originales Android, schnelle Hardware

Das Nokia 8 verzichtet auf herstellerspezifische Anpassungen und wird mit "purem" Android 7.1.1 Nougat ohne Schnickschnack ausgeliefert, was sehr zu begrüßen ist. Gemäß Nokias zweijähriger Update-Garantie soll schon sehr bald das Update auf Android 8 Oreo zur Verfügung gestellt werden. Konkret wünscht man sich freilich eine 25- bis 26-monatige Update-Garantie, so dass auch im Herbst 2019 noch das Update auf die dann erscheinende Android-Version gesichert ist, sowie eine daran anschließende weitere zweijährige Garantie für die Versorgung mit Sicherheits-Patches. Apple versorgt seine Geräte typischerweise vier Jahre mit Systemupdates, und nochmals länger mit Sicherheits-Updates. Warum will das im Android-Lager keiner leisten?

Nach wiederholtem SIM-Karten-Wechsel, der im Betrieb ohne Neustart des Systems möglich ist, beobachteten wir in diversen Apps, insbesondere im Browser, am oberen linken Bildschirmrand ein unmotiviert dauernd hell leuchtendes Pixel. Dieses verschwand nach einem Reboot wieder, es handelt sich also nur um einen sehr kleinen Software-Glitch.

Viel Speicher

Das Nokia 8 ist mit 4 GB RAM und 64 GB Speicher ausgestattet, von denen ca. 51 GB anfangs frei sind. Das ist im Android-Lager eine sehr gute Ausstattung. Mit einer micro-SD-Karte lässt sich der Speicher um bis zu 256 GB erweitern. Möglicherweise lässt sich der Speicher sogar noch mehr erweitern, falls das Nokia 8 zu den gerade neu auf den Markt kommenden micro-SD-Karten mit 400 oder gar 512 GB kompatibel ist. Letzteres ist nicht unwahrscheinlich, vom Hersteller aber sicher noch nicht ausführlich getestet, und daher auch nicht garantiert.

Dual-SIM

Statt der Micro-SD-Karte lässt sich in das Nokia 8 auch eine zweite SIM-Karte einlegen. Das Gerät ist also Dual-SIM-fähig. Leider stellt HMD Global für Nokia aber noch eine zweite Single-SIM-Variante des Nokia 8 her, die insbesondere für den europäischen Markt gedacht ist. Der Hintergrund dafür ist, dass die die Netzbetreiber gerade Top-Smartphones beim Vertragsschluss erheblich subventionieren - aber eben nur die jeweilige Single-SIM-Variante.

Der Prozessor des Nokia 8 ist richtig schnell

Für die Datenverarbeitung ist im Nokia 8 ein Snapdragon 835 von Qualcomm zuständig. Dieser Octa-Core-Prozessor verfügt über vier schnelle Kerne mit bis zu 2,5 GHz Takt und weitere vier effiziente Kerne mit bis zu 1,8 GHz. Im teltarif.de-eigenen Browser-Benchmark erreicht das Gerät sehr gute 140 Punkte. Dabei wird die Geschwindigkeit getestet, mit der 100 fest vorgegebene (und lokal gecachte) Webseiten gerendert werden. Nur das U11 von htc war in diesem Benchmark mit 148 Punkten noch etwas schneller. Da letzteres ebenfalls von einem Snapdragon 835 mit fast identischen Taktraten (2,45 GHz und 1,8 GHz) angetrieben wird, und ebenfalls über 4 GB RAM verfügt, ist der geringe Unterschiede von 6 Prozent entweder durch Zufallsschwankungen begründet. Oder das U11 liegt tatsächlich aufgrund eines besseren Systemdesigns um die berühmte Nasenspitze vorn. Denkbar ist beispielsweise, dass beim U11 der Prozessor effizienter gekühlt wird, so dass er länger bei hohem Takt verbleiben kann. Oder das WLAN-Interface, über das die Daten vom simulierten Server bezogen werden, ist beim U11 etwas besser als beim Nokia 8.

Auch bei den kommerziellen, als App verfügbaren Benchmarks erreicht das Nokia 8 Spitzenwerte: Ein Score von 41011 im 3DMark, 1923 im Geekbench (Single-Core) und 6566 (Multi-Core). An Leistung mangelt es also nicht!

Auch im Bedientest zeigt sich die hohe Leistung des Nokia 8: Alle Wischgesten verlaufen flüssig ohne Ruckeln. Apps öffnen sich sehr schnell. Selbst das Installieren von Android-Sicherheitsupdates, das bei langsameren Geräten teils zur Qual wird, blockiert das Gerät nur wenige Minuten.

Akku und Laufzeit gut

Der USB-C-Connector des Nokia 8 Der USB-C-Connector des Nokia 8
Foto: teltarif.de
Das Nokia 8 besitzt einen fest eingebauten Akku mit 3090 mAh Kapazität. Das ist ausreichend, aber nicht üppig. Im Akkutest von teltarif.de, bei dem typische Browser- und Videonutzung simuliert wird, hält das Nokia 8 insgesamt 8:24 Stunden durch. Das ist ein guter Wert. Man darf also erwarten, das Nokia 8 einen ganzen Arbeitstag lang intensiv nutzen zu können, bevor der Akku leer ist.

Zum Laden und zur Datenkommunikation verfügt das Nokia 8 über einen modernen USB-C-Port. Das mitgelieferte Ladegeräte verfügt über eine Leistung von 18 Watt und lädt das Nokia 8 entsprechend schnell auf. Schon nach etwas über 20 Minuten sind selbst bei vorher leerem Akku bereits wieder 50 Prozent Ladung erreicht. Trotz der hohen Ladegeschwindigkeit werden weder Netzteil nach das Smartphone selber beim Laden übermäßig warm oder gar heiß. Unterstützung für kabelloses Laden ist jedoch nicht integriert, man bleibt also auf den Stecker angewiesen.

Das von Nokia mitgelieferte USB-Kabel ist vom Typ USB-A (am Netzteil oder Laptop) zu USB-C (am Smartphone). Damit hat Nokia dieselbe Lösung wie Samsung gewählt. Auch beim Galaxy S8 wird ein USB-C-Kabel mitgeliefert, aber zusätzlich ein Adapter von Micro-USB auf USB-C beigelegt. Letzteres hat den Vorteil, das man bestehende Micro-USB-Kabel weiterverwenden kann, aber den Nachteil, das man dazu immer den Adapter dabei haben muss. Dabei geht so ein kleines Ding schnell mal verloren.

Wer das Nokia 8 zum Beispiel im Büro und zu Hause aufladen können will, ist dank des fehlenden Adapters gezwungen, entweder das mitgelieferte Ladekabel immer dabei zu haben (was deutlich größer und sperriger ist als der kleine Adapter) oder sich einen Adapter oder ein zusätzliches USB-A-zu-USB-C-Kabel anzuschaffen. Freilich sind das Kosten im Bereich von wenigen Euro, die zudem auch nur einmalig anfallen. USB-C ist definitiv der kommende Standard, und dafür jetzt schon Kabel zu kaufen, ist sicher nicht falsch.

Nokia 8: Empfangsqualität und Datenrate

Der Snapdragon 835 unterstützt LTE-Downloads mit bis zu 1000 MBit/s. Freilich gibt es hierzulande kein Netz, das ausreichend schnell wäre, um diese Geschwindigkeit auch zu testen. In der Praxis zeigte das Nokia 8 eine sehr gute Empfangsstärke: Dort, wo sich auch andere Geräte problemfrei ins Netz einbuchen, tat es auch das Nokia 8, und lieferte dann stabile Down- und Uploads. Neben den heute bereits gängigen LTE-Frequenzen unterstützt das Nokia 8 auch LTE Band 28. Dieses entspricht dem Frequenzbereich um 700 MHz, der in Deutschland bereits vor einigen Jahren an die Netzbetreiber per Auktion zugeteilt wurde. Sollte einer der Netzbetreiber vor dem Aufbau von 5G-Netzen das 700-MHz-Band zeitweilig mit 4G/LTE versorgen, wäre das Nokia 8 hier zum Empfang bereit.

Natürlich sind mit dem Nokia 8 Datenübertagungen via GPRS/EDGE sowie UMTS/HSPA+ in allen weltweit gängigen Frequenzen möglich. WLAN a/b/g/n/ac steht inklusive MIMO im 2,4- und 5-GHz-Band zur Verfügung. NFC, Bluetooth 5.0 und Navigation via GPS, Glonass und Beidou runden das Angebot der drahtlosen Schnittstellen ab.

Sprachanrufe sind via 2G, 3G und 4G (VoLTE) möglich. Bei unseren Testanrufen hatten wir eine sehr gute Sprachqualität ohne Störgeräusche, also genau so, wie man es von einem Nokia-Handy auch erwartet. Die Soundqualität des eingebauten Mono-Lautsprechers beim Abspielen von Videos ist gut, aber nicht überragend. Auch hier stellt sich die Frage, warum man nicht einen zweiten Lautsprecher am oberen Geräterand einbaut, um beim Abspielen von Videos im gedrehten Zustand eine echte Stereo-Wiedergabe zu ermöglichen.

Kamera des Nokia 8: Zeiss ist nicht alles

Die Hauptkamera des Nokia 8 nimmt Bilder im Format 4:3 mit knapp 13 Megapixel auf. Unterstützt wird sie von einem Zweiton-Blitz. Als Dualkamera verfügt sie sogar über zwei Sensoren mit je 13 Megapixel, von denen einer ein Farbbild, der andere hingegen ein schwarz-weiß-Bild aufzeichnet. Die Farb- und Helligkeitsinformation beider Sensoren wird schließlich von der CPU zu einem optimierten Farbbild kombiniert. Die Blendenzahl beider mit einem Zeiss-Objektiv ausgestatteten Sensoren liegt mit f/2,0 freilich etwas hinter der Konkurrenz zurück, die bereits f/1,7 bis f/1,8 erreicht. Da die insgesamt gesammelte Lichtmenge quadratisch von der Blendenzahl abhängt, wird bei gleicher Sensorgröße bei f/2,0 ca. 28 Prozent weniger Licht gesammelt als bei f/1,7.

Das Kameramodul des Nokia 8 Das Kameramodul des Nokia 8: Ganz rechts (bzw. bei normaler Handy-Haltung dann oben) ist der Farbsensor, links davon der schwarz/weiß-Sensor und ganz links (bzw. dann unten) der Dual-Blitz.
Foto: teltarif.de
Die Hauptkamera des Samsung Galaxy S8 verfügt im Vergleich zu der des Nokia 8 zudem über größere Pixel mit einer Kantenlänge von 1,4 statt 1,12 µm. In Summe beider Effekte - größere Blende und größere Pixel - fällt beim S8 mehr als doppelt so viel Licht auf jedes Pixel wie beim Nokia 8. Das hat seinen Preis, wie wir bei den Testfotos noch sehen werden.

Besser als im Durchschnitt ist die Frontkamera des Nokia 8: Denn diese besitzt dieselbe Auflösung und dieselbe Pixelzahl wie die Hauptkamera. Der optische Bildstabilisator ist allerdings der Hauptkamera vorbehalten, und dort auch nur dem Farbsensor. Bei gutem Licht sollten die Bilder beider Kameras also annähernd gleich gut sein: Die Hauptkamera kann dank des zusätzlichen s/w-Sensors und des Bildstabilisators bei gutem Licht allenfalls ein Quäntchen mehr rausholen als die Frontkamera.

Bothie: Zwei Bilder gleichzeitig

Folgerichtig bewirbt Nokia das Feature des "Bothie": Man kann ein "Foto" mit Front- und Rückkamera gleichzeitig aufnehmen, und sieht so nicht nur das gewöhnliche Foto, sondern ebenso den Fotograf. Auf einer Party, wenn alle gleichzeitig ausgelassen sind, auf einer Achterbahn, wenn dem Fahrer das Herz in die Hose rutscht, oder in einer Familie, wenn das Baby die ersten Schritte macht und sich die Eltern darüber freuen, ist so ein Bothie sicher eine tolle Sache. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass Nokia hier eine Entwicklung startet, die in den kommenden Jahren auch in weitere Smartphones Einzug halten wird.

Testfotos

Wie bei unseren Tests üblich, haben wir vier Testfotos aufgenommen: Zwei mit der Hauptkamera und zwei mit der Frontkamera, jeweils einmal bei gutem Licht und einmal bei schwachen Lichtverhältnissen. Im Artikel sind die Fotos mit reduzierter Auflösung wiedergegeben, die volle Auflösung stellen wir aber zum Download für Sie bereit.

Das bei Kunstlicht und aktiviertem Blitz aufgenommene Bild der Kamera gefällt gut. Insgesamt ist es fein gezeichnet, allerdings verschwimmen einzelne Staubblätter und auch ein Teil der Blütenblätter ineinander. Andere Smartphones lösen hier noch etwas mehr Detail auf. Die großen Farbflächen werden richtig und klar abgegrenzt wiedergegeben.

Anders das bei schwachem Licht aufgenommene Bild, bei dem bewusst auf den Blitz verzichtet wird, um die Grenzen der Kamera auszuloten: Bei den Farbflächen ist die Farbintensität zu gering und die Farben erscheinen stark verändert. Aus braun und blau wird fast schwarz, und auch rot und lila sind kaum noch voneinander zu unterscheiden. Bei der Blume verschwimmen die Staubblätter im Schwachlicht-Foto zu einer undifferenzierten Masse. Hier fällt das Nokia 8 weit hinter die Konkurrenz zurück!

Die Selfie-Tests erfolgen mit einer Schaufensterpuppe. Auch hier machen wir zwei Bilder: Eines mit Kunstlicht in büroüblicher Helligkeit und eines im Dunkeln. Bei letzterem muss das Smartphone zeigen, wie viel "Blitzlicht" es mit dem weiß geschalteten Display erzeugen kann. Letzteres gelingt dem Nokia 8 dank des hellen Displays ziemlich gut. Deutlich ist auf dem Selfie im Dunkeln aber die Blickwinkelabhängigkeit (bzw. hier dann eher Strahlwinkelabhängigkeit) zu sehen: Das Zentrum des Selfie ist gut ausgeleuchtet, zum Rand wird es hingegen schnell dunkler. Die eigentlich gleichmäßig weiße Wand erscheint entsprechend in verschiedenen Grauschattierungen. Das Gesicht - und darauf kommt es beim Selfie ja an - wird aber schön herausgearbeitet. Bei Kunstlicht ist das Selfie etwas überbelichtet, aber ansonsten gut.

Testfoto der Frontkamera des Nokia 8 bei schlechtem Licht Test der Frontkamera des Nokia 8 bei schlechtem Licht: Wegen der starken Blickwinkelabhängigkeit beleuchtet der Display-"Blitz" nur die zentralen Teile des Biles ausreichend.
Foto: teltarif.de
Die Kamera-App bietet neben der Bothie-Funktion zahlreiche weitere Einstellmöglichkeiten: Blitz, HDR-Modus, Zeitauslöser, Monochrome-Modus, einen manuellen Modus, Kompass, Wasserwaage und einiges mehr. Mit beiden Kameras lassen sich Videos in 4K aufnehmen.

Fazit des Nokia 8: Auf Abstand

Das Nokia 8 will in der Oberklasse punkten, erreicht diese aber nicht ganz. Die im Vergleich zur Konkurrenz sehr gute Frontkamera und die darauf fußende Bothie-Funktion zur gleichzeitigen Aufnahme von Fotografiertem und Fotograf selber sind das herausragende Merkmal des Nokia 8. Der Prozessor ist schnell, der Speicher üppig. Doch die Hauptkamera kann nicht mit der Konkurrenz mithalten, das Display ist nur bei direkter Draufsicht richtig hell und ein Iris-Scanner fehlt auch. Dafür überzeugt die Verarbeitung.


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Gesamtwertung von teltarif.de
Nokia 8

PRO
  • Gute Frontkamera
  • Bothie-Funktion
CONTRA
  • Nicht wasserfest
  • Kein Iris-Scanner
  • Schwache Hauptkamera
  • Display blickwinkelabhängig
Testzeitpunkt:
09/2017
Nokia 8
Testurteil
gut (1,5)

Einzelwertung Nokia 8

Gesamtwertung
gut (1,5)
90 %
  • Gehäuse / Verarbeitung 10/10
    • Material 10/10
    • Haptik 10/10
    • Verarbeitung Gehäuse 10/10
  • Display 9/10
    • Touchscreen 10/10
    • Helligkeit 10/10
    • Pixeldichte 10/10
    • Blickwinkelstabilität 5/10
    • Farbechtheit (DeltaE) 9/10
    • Kontrast 9/10
  • Leistung 9/10
    • RAM 8/10
    • Benchmark 3DMark 10/10
    • Benchmark Geekbench 10/10
    • Benchmark Geekbench Single -
    • Benchmark Geekbench Multi -
    • Benchmark Browsertest 10/10
    • Benchmark Antutu -
  • Software 10/10
    • Aktualität 10/10
    • Vorinstallierte Apps 9/10
  • Internet 10/10
    • WLAN 10/10
    • LTE 10/10
    • LTE Geschwindigkeit 10/10
    • 3G 10/10
    • 5G -
    • Empfangsqualität 10/10
    • Dual-SIM -
  • Telefonie 9/10
    • Sprachqualität 10/10
    • Lautstärke 8/10
    • Lautsprecher (Freisprechen) 8/10
  • Schnittstellen / Sensoren 10/10
    • USB-Standard 10/10
    • NFC 10/10
    • Navigation 10/10
    • Bluetooth 10/10
    • Kopfhörerbuchse 10/10
    • Video-Out 10/10
    • Fingerabdruckscanner 10/10
    • Iris-Scanner 0/10
    • Gesichtserkennung -
  • Speicher 7/10
    • Größe 8/10
    • SD-Slot vorhanden 5/10
  • Akku 8/10
    • Laufzeit (Benchmark) 9/10
    • Wechselbar 0/10
    • Induktion 0/10
    • Schnellladen 10/10
  • Kamera 6/10
    • Hauptkamera
    • Bildqualität hell 8/10
    • Bildqualität dunkel 3/10
    • Bildstabilisator 10/10
    • Blende 0/10
    • Frontkamera
    • Bildqualität hell 8/10
    • Bildqualität dunkel 7/10
    • Kameraanzahl -
    • Video 8/10
    • Handling 8/10
  • Bonus 2
    • Bothie-Kamera,Dual-SIM
alles ausklappen
Gesamtwertung 90 %
gut (1,5)

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